Reisen & Berichte: Burg Hohenzollern, Sabine Siebert

Kontakt

AGB

Willkommen in unserer Schreibwelt �

SchreibElan Kolumne

�

� ALLGEMEINE KOLUMNE
�

Reisen & Berichte: Burg Hohenzollern, Sabine Siebert

in

� ALLGEMEINE KOLUMNE
05.11.2018 20:05
von Evelucas • 550 Beitr�ge | 2242 Punkte

Artikel von muglsabine2016 am Di 7 Aug 2018 erstellt, durch Evelucas aus Forum alt nach Forum neu �bertragen.

Ein Besuch auf der Burg Hohenzollern

Als Burgen- und Schl�sserfans besuchten wir in unserem diesj�hrigen Urlaub die Burg Hohenzollern, denStammsitz des preu�ischen K�nigshauses und der F�rsten von Hohenzollern, die sich in Privatbesitz befindet. Weil wir die Burg komplett erkunden wollten, hatten wir uns gegen einen Tagesausflug entschieden und deshalb ein Zimmer in Hechingen, im Ortsteil Boll, im Gasthof - Hotel � L�wen reserviert. In den Kundenbewertungen wurden besonders die Lage und der Blick zur Burg gelobt. Wir erreichten unser Hotel bei strahlendem Sonnenschein. Unser Zimmer war ger�umig und zweckm��ig eingerichtet. Doch das Beste war der gro�e dunkle Holzbalkon mit einem fantastischen Blick zur Burg.

Kaum hatten wir diese wunderbare Kulisse aufgenommen, zog kurze Zeit sp�ter Regen auf begleitet von einem Gewitter. Pl�tzlich wurde es dunkel, grelle Blitze verliehen der Burg etwas Geheimnisvolles. Fasziniert betrachteten wir aus sicherer Entfernung das grandiose Schauspiel. Die Blitze zuckten so schnell, dass ich es nicht schaffte, sie aufs Bild zu bannen.

Weil wir einen ganzen Tag f�r die Besichtigung der Burg geplant hatten, nutzten wir den Rest des Tages f�r eine kleine Tour in die Zollernstadt Hechingen. Immer wieder von Regen begleitet, konnte die Stadt ihrem Ruf nicht gerecht werden und uns vollends �berzeugen. Trotz der interessanten Geschichten und den gepriesenen Bauwerken zog es uns weder zur Villa Eugenia und dem F�rstengarten noch zur Klosteranlage. Aber wir kamen am Hohenzollerischen Landesmuseum vorbei und besuchten den Unteren Turm.
Als der Regen uns dann unseren Kaffeegenuss im Freien verdarb und auch die Kellnerin unsere Entscheidung ins Restaurant begr��te, blieb uns nur noch die schrecklich schwierige Wahl des Abendessens. Eine ausgefallene Speisekarte mit erlesenen Gerichten insbesondere Wildschmankerl f�hrte uns in Versuchung, der wir gnadenlos erlagen. Nach einem �beraus �ppigen und schmackhaften Mahl blieb blo� noch der Gang in die Buchhandlung, um die richtige Bettlekt�re zu erwerben.

Der n�chste Morgen begann mit einem reichhaltigen Fr�hst�ck auf dem Balkon. Dabei unser Ziel immer vor Augen, starteten wir um 9:00 Uhr durch. Zuerst erwogen wir vom Hotel zur Burg zu laufen. Doch nachdem der einfache Weg laut Information mehr als drei Stunden dauern sollte, entschlossen wir uns, mit dem Auto zum Parkplatz zu fahren und von dort in einem zwanzigmin�tigen Aufstieg die Burg zu erobern. Wir folgten der Empfehlung - aufgrund des vorangegangenen Regens - lieber die Stra�e anstatt des Wanderweges zu nutzen. In Serpentinen schl�ngelte sich die Stra�e nach oben. Dabei konnten wir immer wieder einen Blick auf die Burg erhaschen.

Und dann erreichten wir den Eingang zur Burg, die mittlerweile bereits die Dritte ist. Die erste mittelalterliche Burg der Grafschaft Zollern, die 1267 erstmals erw�hnt wurde, geht vermutlich auf das 11. Jahrhundert zur�ck. Sie wurde am 15. Mai 1423 nach fast einj�hriger Belagerung durch den Bund der schw�bischen Reichsst�dte erobert und vollst�ndig zerst�rt. Die zweite Burg, die ab 1454 gebaut und zur starken Festung ausgebaut wurde, wurde im Drei�igj�hrigen Krieg von den W�rttembergern erobert und besetzt. Sie war dann in habsburgischem Besitz, bevor sie w�hrend des �sterreichischen Erbfolgekriegs im Winter 1744/45 von franz�sischen Truppen besetzt wurde. Nach dem Abzug der letzten �sterreichischen Besatzung 1798 verfiel die Burg und war Anfang des 19. Jahrhunderts nur noch eine Ruine. Nur die St. Michaelskapelle war erhalten geblieben.

Dass die Burg �berhaupt wieder aufgebaut wurde, verdankt sie dem damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm IV, der sie 1819 auf einer Reise zu den Wurzeln seiner Herkunft kennenlernte. Er war von der Lage und dem au�ergew�hnlichen Blick von der Schlossbastion �ber die Landschaft so fasziniert, dass er sp�ter als K�nig die Burg von dem Berliner Architekten Friedrich August St�ler im Stil der Neugotik wieder aufbauen lie�. Die Grundseinlegung war 1850, vollendet wurde der Bau 1867 unter K�nig Wilhelm I. von Preu�en. Finanziert wurde der Bau von der brandenburgisch-preu�ischen und den f�rstlich- schw�bischen Linien der Hohenzollern.
Die Burg nimmt fast die gesamte Bergkuppe ein und besteht haupts�chlich aus den Befestigungsanlagen, dem Schlossgeb�ude, 2 Kapellen und dem Burggarten. Zur Burg gelangt man �ber eindrucksvolle Auffahrtsanlagen, die der Ingenieur-Offizier Moritz Karl Ernst von Prittwitz entwarf.

Den Eingang bildet das Adlertor mit seiner Zugbr�cke. Durch vier Windungen gelangt man in den Burghof.

Die erste Windung dreht sich um den Wilhelmsturm. Man gelangt �ber den Zwinger zur zweiten Windung, dem niederen Vorwerk.

Von hier aus f�hrt die dritte Windung zum Gew�lbe des spiralf�rmigen Rampenturms. Die vierte Windung direkt dar�ber f�hrt zur unbedeckten Auffahrt.

Dann erreicht man die s�d-�stliche Schnarrwachtbastei mit einem herrlichen Blick auf den Ort Boll und den Dreif�rstenstein. Durch den oberen Torturm gelangten wir in den Burghof. Eine beeindruckende Kulisse.

Das Schlossgeb�ude bildet ein nach S�d-Osten ge�ffnetes U. Es gibt eine katholische und eine evangelische Kapelle. Beide bilden jeweils die Abschl�sse.

Der �u�ere Umriss benutzt die alten Grundmauern der zweiten Burganlage.

�ber den alten Kasematten erheben sich die dreist�ckigen Bauwerke, die mit vielen T�rmchen verziert sind. Die vier Hauptt�rme hei�en Kaiserturm, Bischofsturm, Markgrafenturm und Michaelsturm.

Im Burghof befindet sich der Wartturm, der sich als Treppenturm an den F�rstenbau mit Grafensaal und Bibliothek schmiegt und auf dem bei Anwesenheit des Burgherrn die Fahne gehisst wird. Es zog uns weiter zu den Befestigungsanlagen.

Der Blick �ber die Mauern lie� uns schlie�lich erahnen, was den Kronprinzen bewog, die Anlage wieder aufbauen zu lassen.

Vom Tal zog Nebel herauf. Ich hatte bereits Ansichtskarten gesehen, in denen die Burg wie eine Insel im Nebelmeer lag.

Auch wir sollten diesen Blick genie�en. Allerdings verschluckte der Nebel die Landschaft unter uns. Als es dann zu regnen begann, entschieden wir uns f�r die F�hrung durchs Schloss sowie die Besichtigung der Kapellen und Kasematten.

Letztere besuchten wir zuerst.
Es gab einige R�ume, die freigelegt wurden und erahnen lie�en, was das Leben zu damaliger Zeit einem Wachsoldaten abverlangte. Und bei den Kapellen wunderte ich mich, dass man mehr als eine Kapelle f�r eine Burg erbaut hatte.
Wie kam es dazu?
Auf der Burg Hohenzollern befinden sich Kapellen von drei christlichen Konfessionen: Die katholische St. Michaelskapelle wurde 1853 erweitert, ihr mittelalterlicher Teil datiert aus den Jahren 1454 bis 1461 und ist damit das einzig erhaltene Bauwerk der zweiten Burg. Schiff und Chor sind mit Netz-Rippengew�lben �berdeckt. Zahlreiche Fenster kommen aus der Kirche des ehemaligen Klosters Stetten, das zeitweilig die zollerische Erbgrablege war; sie entstanden zwischen 1280 und 1290.

Die evangelische Christuskapelle ist ein Werk St�lers in Anlehnung an den Westchor des Naumburger Doms. Das Aposteltor stammt von der zerst�rten Kaiser-Wilhelm-Ged�chtniskirche aus Berlin. Unter der Christuskapelle liegt die russisch-orthodoxe Auferstehungskapelle, die in der zweiten H�lfte des 20. Jahrhunderts von Prinz Louis Ferdinand von Preu�en f�r seine Frau Kira von Russland eingerichtet wurde.

Nachdem wir uns die Kapellen in aller Ruhe angesehen hatten, erwartete uns eine Schlossf�hrung. Wie in fast allen Schl�ssern war auch hier das Fotografieren bedauerlicherweise verboten.

Eine Freitreppe f�hrte zur Stammbaumhalle.Hier lie�en sich eindrucksvoll die verschiedenen Linien verfolgen. Urspr�nglich waren es drei Linien, die brandenburg-preu�ische, die schw�bische und die fr�nkische. Letztere fiel im 17. Jahrhundert an den brandenburgischen Zweig. Eindrucksvoll sind die Namen der Ahnen hier benannt. Von der Stammbaumhalle kommen wir in den Grafensaal, der die ganze Breite des S�dfl�gels einnimmt. Sein spitzbogiges Rippengew�lbe wird von acht r�tlichen, freistehenden Marmors�ulen getragen. Die ebenfalls spitzbogigen Fenster tragen graue, braune und farbige Malereien. An den Grafensaal grenzen der Kaiserturm und die Bischofsnische, danach schlie�t sich die mit Wandgem�lden von Wilhelm Peters zur hohenzollerischen Geschichte verzierte Bibliothek an.

Im Markgrafenturm befindet sich der Salon des K�nigs. Durch verschiedene private Gem�cher kommt man schlie�lich in den Salon der K�nigin, auch als Blauer Salon bezeichnet, denn die Polsterm�bel sind mit blauem Samt bezogen. Das Parkett besteht aus f�nf verschiedenen H�lzern. Von einem Aussichtserker blickt man auf den Albtrauf, an den W�nden h�ngen Familiengem�lde. Der Sekret�r der K�nigin wurde nach Entw�rfen St�lers geschaffen. Das S�vres-Service stammt aus dem Besitz Napoleons und wurde von preu�ischen Truppen in der Schlacht von Waterloo erbeutet.

Ein Stockwerk tiefer gelangt man �ber die Waffenkammer in die Schatzkammer. Sie enth�lt unter anderem eine Courschleppe der K�nigin Luise aus Seidendamast, den Waffenrock Friedrichs des Gro�en aus der Schlacht bei Kunersdorf, die Schnupftabaksdose, die ihm das Leben rettete, seine Kr�ckst�cke, zwei seiner Traversfl�ten und edelsteinbesetzte Tabati�ren. H�hepunkt ist die mit 18 Brillanten und 142 zu Rosen geschliffenen Diamanten verzierte Krone Wilhelms II.

Im Rahmen der F�hrung wurde uns von dem Einbruch im Jahr 1953 in die Burg erz�hlt. Mehrere Gegenst�nde wurden aus der Schatzkammer gestohlen. Der T�ter wurde sp�ter gefasst und zu sechs Jahren Haft verurteilt. Einige der erbeuteten Gegenst�nde hatte er bereits eingeschmolzen bzw. auf der Flucht in den Main geworfen.

Als wir nach der Besichtigungstour den Burghof wieder betraten, hatte der Regen aufgeh�rt und die Sonne strahlte.
Jetzt sah alles noch viel sch�ner aus und wir entschieden uns nach einer kleinen St�rkung das Schlossgeb�ude �ber die Bastionen zu umrunden.
Wir begannen unseren Rundgang bei der St. Michaelsbastei.
Die n�chste war die Gartenbastei.Immer wieder machten wir auch eine kleine Pause auf einer der vielen Holzb�nke und blickten �ber das Land.

Auch die Scharfeckbastei, der Spitz, die Fuchslochbastei, die Neue Bastei und die Schnarrwachtbastei lagen auf unserem Weg. Zwischen den Basteien sind die Standbilder der preu�ischen K�nige aufgestellt.

Ich kann euch sagen, gut, dass alle beschriftet waren, ansonsten h�tte ich nicht alle zusammengebracht.
Ein kleiner Abstecher in den Burggarten, der heute nicht mehr an seine fr�here Bestimmung erinnert, beendete den Rundgang.

Nach einem langen und interessanten Tag verlie�en wir die Burg, die �brigens 1978 bei einem Erdbeben schwer besch�digt wurde. T�rmchen und Ritterfiguren waren umgest�rzt. Die Restaurierungsarbeiten dauerten bis in die 1990er Jahre an.

Jetzt w�hlten wir den Fu�weg, der sich �ber unendlich viele Stufen erstreckte, so dass wir mit zitternden Knien am Parkplatz ankamen. Mit vielen neuen Eindr�cken und erlebter Geschichte fuhren wir zur�ck ins Hotel. Dieser Besuch war ein Erlebnis, das ich jedem Burgenfan w�rmstens empfehlen kann. Vielleicht geh�rt auch ihr bald zu einem der 500 Tagesbesucher.

Abends auf dem Balkon lie�en wir mit einem sehns�chtigen Blick auf Hohenzollern den Tag Revue passieren. �brigens war im Jahr 2015 die Burg Hohenzollern Kulisse f�r die Dreharbeiten des Psycho-Thrillers A Cure for Wellness. Im Jahr 2016 fanden auf der Burg die Au�enaufnahmen der Kinderserie �Eine lausige Hexe� statt. Die Burg verk�rpert in der Serie die Graustein Akademie f�r Hexen. Die S�rge der K�nige Friedrich Wilhelm I. und Friedrichs des Gro�en waren ab 1952 auf der Burg, bis sie 1991 nach der Wiedervereinigung nach Potsdam �berf�hrt wurden.