� SHORTSTORIES » 09.Heute ist alles anders!

Kontakt

AGB

Willkommen in unserer Schreibwelt �

Die Lesestube

�

� SHORTSTORIES
�

09.Heute ist alles anders!

in

� SHORTSTORIES
07.10.2018 19:41
von muglsabine2016 • 277 Beitr�ge | 1545 Punkte

Heute ist alles anders!
by Sabine Siebert

Freundlich nickend ging Feddersen an Willy Otremba, dem Busfahrer vorbei und blieb pl�tzlich wie angewurzelt stehen. Auf dem Platz, auf dem er t�glich sa�, flegelte sich ein Jugendlicher. Ein junges M�dchen kuschelte sich an ihn und k�sste ihn leidenschaftlich. Einige Sekunden stand Feddersen sprachlos vor den beiden, die ihn nicht bemerkten. Dann r�usperte er sich.
�H�ren Sie, das ist mein Platz.�
�Was?�, fragte das M�dchen.
�Siehste nicht Alter, hier sitzen wir! Such dir `nen anderen Platz.�
�Das ist eine Unversch�mtheit�, brummelte Feddersen.
�Kommen Sie doch her. Neben mir ist Platz�, meldete sich eine gut aussehende Dame mittleren Alters drei Reihen weiter.
Kopfsch�ttelend ging Feddersen zu dem freien Sitz.
�Unversch�mt diese Jugend heutzutage�, konnte er sich noch immer nicht beruhigen.
�Diese Flegel haben keine Erziehung. Schuld sind Fernsehen und Computerspiele, immer nur Gewalt�, plauderte die Frau munter drauf los.
Feddersen wollte nicht reden. Er holte wie immer seine Zeitung aus der Tasche. Doch er konnte die Seiten nicht umbl�ttern, ohne die Nachbarin zu bel�stigen. Ver�rgert steckte er das Tagesblatt wieder ein und dachte: �Was f�r ein Tag? Alles l�uft schief.� Er war seinen t�glichen Rhythmus gewohnt, die kleinste �nderung bereitete ihm Unbehagen. Die Frau redete immer weiter. Er h�rte nicht zu, sondern sah aus dem Fenster, bemerkte den Regen und �berlegte, wo er seinen Regenschirm hatte. Ein Blick in seine Aktentasche und er lehnte sich entspannt zur�ck. Wenigstens f�r Regenschutz war gesorgt. Er war mit seinen Gedanken beim Abendessen.

Pl�tzlich quietschten Bremsen, es gab einen Knall und ein gewaltiger Ruck ging durch den Bus. Glas splitterte, Menschen fielen von den Sitzen, der Bus schlingerte, streifte einen Baum, wechselte die Richtung und drohte umzukippen. Doch der erfahrene Busfahrer bekam die Kontrolle �ber das Fahrzeug und brachte es nach zwei Minuten zum Stehen. Im Bus herrschte absolute Stille. M�hsam erhob sich Otremba von seinem Fahrersitz und wandte sich an die Fahrg�ste.
�Ist jemand verletzt?�
Als h�tte die Frage den Schock gel�st, redeten nun alle durcheinander. Feddersens Blick fiel auf �seinen� Sitz. Dort lagen der Junge und das M�dchen zwischen den beiden Sitzreihen. �berall war Blut.
�Herr Otremba, hier die beiden sind verletzt!�
Gleichzeitig erreichten Otremba und Feddersen den Platz und sahen das Ausma�. Ein gro�er Glassplitter hatte sich in den Oberk�rper des M�dchens gebohrt. In dem linken Bein des Jungen steckte ein Splitter. Er musste eine Arterie verletzt haben, denn das Blut wurde sto�weise herausgepumpt.
Vorsichtig legten sie die junge Frau auf einen Sitz.
�Hat jemand einen G�rtel?�, fragte Otremba.
�Ich�, sagte Feddersen und reichte ihm seinen G�rtel.
W�hrend der Busfahrer sich um den Jungen k�mmerte, rief er: �Jemand muss Polizei und Krankenwagen rufen.�
�Ist schon passiert�, meldete sich ein Eisenbahner aus der letzten Reihe.
�Ist noch jemand verletzt?�
Die meisten hatten leichte Schnittwunden und Prellungen.
�Wir m�ssen eine Namensliste mit den Verletzungen aller machen�, bat Otremba.
�Das �bernehme ich�, erkl�rte Feddersen.
Er holte ein Blatt Papier aus seiner unbesch�digten Tasche und ging von einem zum anderen. Insgesamt waren zehn Personen leicht verletzt worden. Das schwer verletzte M�dchen wimmerte leise. �Was ist passiert? Ich kann kaum atmen.�
Aus der Ferne waren Sirenen zu h�ren. Kurz darauf kamen drei Rettungswagen und zwei Polizeifahrzeuge. Die Sanit�ter versorgten schnell die beiden Schwerverletzten. Drei Minuten sp�ter fuhr der Wagen bereits zum Krankenhaus. Die Leichtverletzten wurden mit den zwei anderen Fahrzeugen abtransportiert. Zur�ck blieben der Busfahrer, der Eisenbahner, die gut aussehende Dame und Feddersen. Sie waren unverletzt. Die Polizisten ermittelten den Hergang. Auf der regennassen Stra�e hatte ein Lieferwagen den Bus gerammt, direkt an der Stelle, wo seit Jahren Feddersens Platz war. Feddersen atmete tief durch und dachte mit einem Seufzer der Erleichterung: �Heute ist dein Gl�ckstag!�

zuletzt bearbeitet 01.04.2020 15:02 | nach oben springen