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03 Die Kelten und ihre Druiden

in 01.10.2018 14:40
von Evelucas • 550 Beiträge | 2242 Punkte



Artikel wurde aus dem Vorgängerforum SchreibElan durch Evelucas hier her übernommen.
Artikel geschrieben Okt. 2017, von Sabine Siebert.



Kelten und Druiden

Liebe Leserinnen, liebe Leser,


Vor kurzem griff ich ein von mir vernachlässigtes Hobby wieder auf. Als ich dann in den Büchern schmökerte, dachte ich mir, dass der eine oder die andere sich vielleicht auch für dieses Thema interessiert. In meinem heutigen Beitrag geht es um die Kelten, genauer gesagt um die Druiden. So kam mir die Idee, einen Beitrag für die Kolumne zu schreiben und euch an meiner Recherche teilhaben zu lassen. Die Recherche nimmt in der Regel mehr Zeit in Anspruch als das Schreiben selbst. Das ist allerdings von Thema zu Thema unterschiedlich. Doch je mehr historische Ereignisse in die Erzählung einfließen, desto umfangreicher sind die Nachforschungen. Neben dem Lesen von Sachbüchern zu diesem Thema und Keltenromanen besuchte ich die Keltenausstellung in Stuttgart, die vom 15.09.12 – 17.02.2013 stattfand. Außerdem habe ich in Manching das Kelten Museum besucht. Die folgenden Zeilen sind ein kleiner Teil der Ergebnisse meiner Recherche.

Woran denkt ihr, wenn ihr das Wort „Kelten“ hört? An die Menschen, von denen selbst so wenig überliefert wurde, weil sie nichts aufgeschrieben haben? An Druiden? Die Gelehrten unter ihnen? An die Kultstätten oder Feste? Wo fange ich an? Vielleicht habt ihr euch selbst schon mit der Geschichte der Kelten vertraut gemacht oder das Thema ist euch weitestgehend neu, aber ihr seid neugierig. Wollt ihr etwas über diese Menschen und ihre Zeit erfahren? Gerne würde ich selbst eine Geschichte dazu schreiben. Angefangen habe ich schon mal. Ich lade euch zu der ersten Szene meiner Erzählung ein.

Der Fluch des Druiden
Es hatte tagelang geregnet und die Straßen waren aufgeweicht.
Die Pferde, die den schweren Wagen zogen, wieherten. Schaum stand ihnen vor dem Maul, als sie strauchelten. Der Wagen drohte zu kippen. Divio redete ihnen gut zu und die Tiere beruhigten sich. Der Oberdruide und Lehrer einer Druidenschule war mit einigen Männern auf dem Weg zu einer Beratung der Priester. Unterwegs wollte er einige neue Schüler mitnehmen.
Vor dem Eingang zu einem Dorf gab es einen Tumult. Ein Knabe wurde von mehreren Männern gejagt. Der Junge geriet zwischen das Pferdegespann. Blitzschnell griff Divio zu und verhinderte den Tod des Jungen.
„Was wollt Ihr von dem Knaben?“, rief er.
„Er ist ein Dieb.“
„Stimmt das?“, wandte sich der Druide an den Beschuldigten.
„Ich hatte schrecklichen Hunger, Herr“, erwiderte der Knabe trotzig.
„Wie ist dein Name?“
„Ross.“
Die Menschenmenge tobte. Ein Mann trat Divio entgegen. Er war sehr groß, seine Muskeln spannten sich unter dem Hemd. Und er trug die Kleidung eines Schmiedes. Ein Bart bedeckte den größten Teil des Gesichts. Doch die sichtbare Haut war rot vom Schmiedefeuer. Die dunklen Augen blickten hasserfüllt.
„Gib uns den Jungen und zieh deiner Wege.“
„Was wollt Ihr von ihm?“
„Er wird am Beltaine Fest geopfert.“
„Ihr könnt den Knaben nicht zu diesem Anlass opfern. Er ist kein Mörder. Wer ist Eurer Druide?“
„Truthac.“
„Zeigt mir den Weg.“
„Ich führe Euch und den Dieb nehmen wir mit“, entschied der Schmied.
Divio gab seinen Männern Anweisungen und zu dritt zogen sie durch das Dorf. Die Bewohner folgten ihnen in gebührendem Abstand. Schweigend und ohne eine Miene zu verziehen, hatte Ross dem Wortwechsel gelauscht. Divio betrachtete den Jungen. Er sah nach einem Knaben von fünf bis sechs Jahren aus. Er trug ein zerrissenes und viel zu großes Hemd. Das Karomuster war kaum mehr erkennbar. Die Hose war mit einem dünnen Seil um die Hüfte gebunden, sie bestand aus vielen Flicken. Das Gesicht war schmutzig und von dunklen Locken umrahmt. Die fast schwarzen Augen verfolgten jede Bewegung aufmerksam. Die Nase war gebogen und erinnerte an den Schnabel eines Adlers.
„Wo sind deine Eltern?“, fragte Divio.
„Tot.“
Der Schmied lachte.
„Erschlagen haben sie deinen Vater.“
„Das ist nicht wahr.“ Mit den Fäusten trommelte Ross gegen den Bauch des Mannes. „Mein Vater war ein großer Krieger. Er ist in der Schlacht gefallen.“
Mühelos ergriff der Schmied mit einer Hand den Jungen und hielt ihn in die Höhe.
„Hier hat ihn keiner als Krieger gekannt.“
Sie waren vor dem Hause Truthacs angekommen. Der Druide stand bereits vor der Tür und schien sie zu erwarten.

Es kommt zu der ersten Begegnung zwischen dem Oberdruiden Divio und seinem späteren Schüler Ross. So könnte der Roman beginnen. Mich interessieren diese heiligen Männer. Und deshalb wird meine Geschichte auch von Druiden handeln in der Zeit 70 v.C. bis 52 v.C..[

Wer waren die Kelten?
Sie sind die erste große Gruppe von Völkerschaften nördlich der Alpen, die im mittleren und westlichen Europa lebten. Später drangen sie nach süd- und Südosteuropa vor. Im Mittelalter war das Wissen um die keltische Vergangenheit weitgehend verloren. Erst im 18. Jahrhundert wurde das Keltentum wieder entdeckt. Auch heute hat in der deutschen Bildungstradition das keltische Erbe unserer Kultur keinen nennenswerten Stellenwert. Es gibt in Deutschland nur noch zwei Universitäten, die einen Studiengang Keltologie anbieten. Die Universitäten in Bonn und Marburg sind überwiegend sprach- und literaturwissenschaftlich ausgerichtet. Lehrstühle für keltologische Archäologie fehlen in Deutschland gänzlich. Die Althistoriker beginnen dort, wo ihnen schriftliche Quellen zur Erhellung der historischen Vergangenheit zur Verfügung stehen. Also treten die Kelten erst ab Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. ins Rampenlicht der Geschichte. Es ist die Zeit der ausgedehnten Wanderungen, welche die Kelten in westlicher und südwestlicher Richtung bis nach Spanien, in südlicher Richtung über die Alpen nach Italien, im Südosten auf die Balkanhalbinsel führen.

Die Kelten waren neben Bauern und Händlern auch Krieger.
In dem Bericht des griechischen Historikers Polybios heißt es:
„Anfangs behaupteten sie nicht nur ihr Land, sondern hatten sich auch viele benachbarte Völker untertänig gemacht, die sie durch ihre Kühnheit in Schrecken versetzten. Nach einiger Zeit besiegten sie die Römer und ihre Bundesgenossen in einer Schlacht, verfolgten die Fliehenden und eroberten drei Tage später Rom mit Ausnahme des Kapitols. Ein Einfall der Veneter in ihr Land lenkte sie von Rom ab. Sie schlossen daher einen Vertrag mit den Römern, gaben ihre Stadt zurück und kehrten heim.“

Auch im Osten kämpften die Kelten als Söldner auf Seiten der Spartaner gegen Theben. Die entsprechende Mitteilung des griechischen Historikers Xenophon ist der erste Beleg für die Präsenz der Kelten in Griechenland.
Es gab viele Schlachten, in denen die Kelten als Sieger hervorgingen. Nachdem die Kelten auf Geheiß des Nikomedes in Zentralanatolien angesiedelt wurden, gewöhnte man sich an die neuen Bewohner und benannte dieses Gebiet nach seinen Bewohnern Galatia (Galatien).
Es gibt noch unendlich viel über die Kelten zu berichten, was aus Überlieferungen und Ausgrabungen zusammengetragen wurde, aber mich interessieren die Druiden. Nachfolgend habe ich aus verschiedenen Büchern einiges zusammengetragen, das ich für meine Recherche benötige.

Was ist ein Druide?
Die Erklärung im Duden lautet keltischer Priester. Die Autoren der klassischen Antike berichten mit einer gewissen Bewunderung über die Druiden und haben sie niemals mit primitiven Zauberern verwechselt. Man schrieb den Druiden die Funktion von Philosophen, Magiern, Sängern und Dichtern zu. Weil sie sich auch mit der Kunst des Weissagens beschäftigten, hielt man sie auch für Seher. Er wird aber auch als Priester und der der über den Tempel einer einzigen Gottheit wacht, beschrieben.

Die Druiden sind also in erster Linie „Männer des Wissens“. Ihr Wissen umfasst alle Gebiete: Recht, Philosophie, Medizin, Theologie, Poesie und Musik. Dieses Wissen wird ausschließlich mündlich überliefert, denn die Druiden lehnten den Gebrauch der Schrift ab. Sie geschah entweder durch die Dichter und Geschichtenerzähler, die sich an die Menge wandten oder durch die Lehrer, die ihr schwer verständliches Wissen einer kleinen Gruppe von jugendlichen Schülern vermittelten, die sich bilden wollten oder die Absicht hatten, Barden oder Druiden zu werden.

Einen wichtigen Beweis für die Existenz der Druidenschulen liefert uns Cäsar:
Viele begeben sich freiwillig in ihre Lehre oder werden von ihren Eltern oder Verwandten zu ihnen geschickt. Es heißt, dass sie dort Verse in großer Zahl auswendig lernen; deswegen bleiben einige zwanzig Jahre lang in ihrer Schule.“ (De bello gallico, VI, 13)

Von Pomponius Mela stammt eine andere grundlegende Aussage aus dem ersten Jahrhundert nach Christus:
„Sie haben … Weisheitslehrer, welche Druiden heißen … und zwanzig Jahre lang die Adligen Galliens in vielen Dingen im Verborgenen unterweisen; das geschieht entweder in Höhlen oder in entlegenen Wäldern.“ (De Choregraphia III, 2 18)

An der Spitze aller Druiden steht einer, der den größten Einfluss unter ihnen hat. Wenn dieser gestorben ist, rückt entweder derjenige nach, der die Übrigen an Ansehen übertrifft, oder es wird, wenn es mehrere gleichwertige gibt, ein Nachfolger gewählt. Bisweilen kämpfen sie sogar mit Waffen.

Sie versammeln sich an einem geweihten Ort. Dorthin kommen alle, die einen Streitfall haben und fügen sich ihren Entscheidungen und Urteilen.
Die Druiden nehmen gewöhnlich nicht am Krieg teil und zahlen auch keine Abgaben. Sie sind vom Militärdienst befreit und frei von allen Belangen.
Die Druiden halten nichts heiliger als die Mistel und den Baum, auf dem sie wächst, wenn es eine Eiche ist.

Die Opferriten können in drei Gruppen unterteilt werden:
* Unblutige Opfer durch die Priesterklasse; Erhängen, Kreuzigung, Ertränken, Verbrennung, Beerdigung
* Blutiges Opfer durch die Kriegerklasse; Tötung durch ein Schwert, eine Lanze oder andere Waffe
* Opfer von Getränken oder Speisen durch die dritte Handwerksklasse; Zechgelage, Festmahl

In allen drei Fällen wachen die Druiden über die Ausführung des Rituals.
Die Druiden haben die Macht über die Elemente, sind Herr über Feuer und Wasser, Wind und Nebel. Es gibt viele Beispiele, wie sie sich die Elemente zunutze machten. Da diese Dinge aber in meinem Roman eine Rolle spielen werden, will ich darauf hier nicht näher eingehen.

Es gibt vier wichtige keltische Feste:
* Imbolc; das Fest des Frühlings
* Beltaine; das Fest der Priester
* Lugnasad; das Fest des Königs
* Samain; das Fest der Krieger und des Alls

Welche Götter, die Druiden verehrten, wissen wir wieder nur aus Berichten von Caesar.
Er schreibt:
„Von den Göttern verehren sie am meisten Merkur. Von ihm gibt es die meisten Bilder, ihn hält man für den Erfinder aller Künste und einen Führer auf Wegen und Reisen. Man glaubt, er habe in Geld- und Handelsangelegenheiten den größten Einfluss. Nach ihm kommen Apollo, Mars, Jupiter und Minerva. Von diesen haben sie fast dieselbe Auffassung wie andere Völker: Apollo vertreibe Krankheiten, Minerva lehre die Anfänge des Handwerks und der Künste, Jupiter habe die Herrschaft über die Himmel und Mars lenke die Kriege.“

Das war ein kleiner Einblick in die Recherchen. Die Informationen habe ich folgenden Büchern entnommen:

Die Kelten – Mythos und Wirklichkeit von Stefan Zimmer (HG.):
* Die Druiden – Gesellschaft und Götter der Kelten von Jean Markale[
* Die Druiden von Francoise Le Roux und christian-J. Guyonvarc’h
* Der Spiegel Geschichte – Die Kelten

Wenn euch Keltenromane interessieren, kann ich euch folgende empfehlen:
* Die letzte Keltenfürstin von Gunter Haug
* Die Königin des Feuers von Barbara Erskine
* Die Druidin von Birgit Jaeckel
* Der Fluch der Druidin von Birgit Jaeckel

Wenn ihr mehr über die Kelten, Druiden oder das Schreiben im Allgemeinen erfahren wollt, könnt ihr gerne in unserem Gästebuch eine Nachricht hinterlassen.
Wir freuen uns auf einen Austausch mit euch.

Viele Grüße
Sabine



zuletzt bearbeitet 01.10.2018 14:41 | nach oben springen


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