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03 Die Traumseherin /erste Rohfasung

in ROMANE & ANDERE WERKE
22.07.2018 14:52
von Evelucas • 550 Beiträge | 2242 Punkte



Nein, eigentlich nicht unsere Welt, und dann aber irgendwie doch wieder ...
Kleines Solo von Evelucas ...





Bild entfernt (keine Rechte)
Der Anfang, das Ende und der Rest ...

In grauer Vorzeit, noch sehr lange vor der Zeitschreibung, ja sogar noch lange vor dem Begriff von Zeit selbst, teilten sich Menschen, Tiere, Pflanzen und Geister eine Welt voll Zauber. Sogar die Menschen selbst steckten voller Magie.
Es gab nur vier Menschenschläge, die sich auf Wald-, Steppen-, Ufer- und Bergtalbewohner aufteilten. Die Wälder nannten sie Gladice, die Steppen Malavar, sämtliche Uferregionen der ihnen bekannten Welt, Loramal und die Bergregionen Tantaron.
Die Waldbewohner verfügten über Heilkundigkeit, kannten die versteckten Orte allerlei heilender Quellen und waren im Stande ihr eigenes inneres Licht, in vielerlei schöpferischen Akten zu manifestieren. Sie konnten nicht lügen, selbst dann nicht, wenn sie es gerne getan hätten. Und sie waren in der Lage, ihre Käfte auch auf andere Menschen zu übertragen, sofern sie es freiwillig taten. Beraubte man sie ihrer Kräfte jedoch, verkehrte sich deren schöpferisches Licht ins Gegenteil. Deswegen blieben sie lieber unter sich, denn es gab viele Neider, selbst in ihrer Welt. Benötigte man ihre Hilfe, waren sie jedoch stet's zur Stelle.
Die Menschen in den Steppen besaßen wiederum ein Händchen für Illusionen um sich zu tarnen und waren zugleich Hellsichtige, als auch geschickte Manipulatoren. Sie konnten hervorragend lügen und taten dies auch, wann immer sie es für nötig hielten. Gefürchtet war deren dunkle Kunst, andere ihrer Lebenskraft oder Begabungen zu berauben, sich ihres Geistes zu bemächtigen und in den Wahnsinn zu treiben. Doch die ersten Steppenmenschen setzten diese kaum ein. Denn jene Gabe barg für sie auch Gefahr, sich dadurch eines Tages selbst zu zerstören. Und so blieben auch sie zumeist unter sich.
-- Die Uferbewohner waren dagegen ein äußerst geselliges Völkchen. Ihre Fähigkeiten unterschieden sich von Person zu Person und orientierten sich vollkommen an den Talenten des jeweiligen Individuums. Ein guter Menschenkenner konnte, sofern er es darauf anlegte, auf unterschiedlichste Weise einen Blick in die Seele seines Gegenübers erhaschen. War er sprachgewand, lernte der innerhalb von Sekunden jede neue Sprache. Hatte er ein gutes Händchen für Tiere oder Pflanzen, konnte er sich mit ihnen verständigen oder sogar ihre Gestalt annehmen. Unter diesem Ufervolk gab es so viele Begabungen, wie es Männer und Frauen ihres Schlages gab.
In den Bergen selbst lebten nur die Geister aller Vorfahren. Tantaron nannten die Menschen dieses ihnen heilige Gebirge. Und es war ihnen so heilig, das sie am Fuße dessen, sogar Wachen aufstellten. Menschliche Schutzpadrone, die sich aus Männern und Frauen zusammensetzten, die allen drei vorhergegangenen Völkern entstammten. Sie wurden die Bergtalbewohner Tantarons. Was diese Menschen so besonders machte war, dass sie jene Geister deutlich erspüren, hören und manchmal sogar sehen konnten. Nur diesen Wächtern der Ahnen, verrieten die Geister auch Geheimnisse längst vergangener Epochen. Flüsterten ihnen zu oder warnten sie vor nahendem Unglück.
-- Über die Ahnengeister zu wachen, war die einzige Aufgabe, derer sich alle Menschengruppen zusammen annahmen. Das Einzige was sie wirklich einte.
Denn wenngleich sie auch sonst eine Welt teilten, bedeutete dies noch nicht, dass sie es auch friedlich taten. Es gab viele Uferbewohner, die den Waldbewohnern nicht trauten und umgekehrt, so wie Uferbewohner die mit dem Steppenvolk nicht auskamen oder sich schlicht davor fürchteten. Der größte Unfriede jedoch herrschte immer zwischen dem Wald- und Steppenvolk. Sie Beide waren stet's wie das jeweilige Gegenteil des Anderen. Wie zwei Seiten einer Münze.
Die Geister der Berge und deren Wächter trachteten immer danach, alle zu einen. Sie erkannten den Wert jedes Volkes als Teil derselben Ballance dieser Welt. Und sie wussten, nur solange, wie sich alle Menschengruppen die Verantwortung teilten, über die Geister ihrer Ahnen zu wachen und deren Rat auch zu folgen, würde Frieden in Tanglamallor herrschen. Denn die Ahnengeister waren zugleich auch die Seele des Gleichgewichts der gesamten Welt Tanglamallor.
Um die Bande dieser unterschiedlichsten Volksstämme dennoch zu stärken, kamen Ehegelöbnisse, Handelsabkommen und vielerlei immer neue Bündnisse zustande. Auch solche, die auf Versprechen gegenüber den Geistern von Tantaron selbst aufbauten. Ein Versprechen, den Geistern Tantarons gegenüber, entsprach einem Vertrag mit dem Schicksal. Man ließ diesen Geistern unkontrolliert freie Hand um dafür zu sorgen, dass ein solcher Vertrag auch eingehalten wurde. Und jedes Mittel auch jenseits aller menschlicher Moral, Gewissenhaftigkeit oder Gesetze, war ihnen dazu recht. Denn wurde jener Vertrag nicht eingehalten, so meinten die Geister der berge, drohte das gesamte Gleichgewicht der Welt aus den Fugen zu geraten.
Und genau das, ein solch nicht eingehaltener Vertrag, so sagt man, besiegelte schließlich auch das Schicksal dieser alten Welt.

Eine Katastrophe unvorstellbar zerstörerischen Ausmaßes zog über Tanglamallor hinweg, hinterließ nur Verwüstung und Tod.
Erst als der Sturm vorübergezogen war, fand die Natur ihre Ballance wieder. Mit ihr jedoch auch eine neue Form der Ordnung.
Nicht mehr magisch waren die Menschen von nun an, zumindest nicht mehr alle. Selbst die alten Ahnengeister waren auf nur noch vier geschrumpft, ebenso die Wächter der Geister, nur einer von jedem Schlag, war übrig geblieben. Sie nannte man bald Zeitwanderer. Und nur deren Nachfahren, trugen auch noch jenen Zauber in sich, den die Natur einst mit allen Menschen teilte. Die Seelenwächter der Reiche.
Was wirklich Verantwortlich für diese grobe Neuordnung war, wusste Niemand so genau, außer die übrigen Nordweisen selbst. Sie waren die letzten noch existierenden Zeugen all dessen, was zum Bruch eines solch geheimnisvollen Vertrages führte. Aus diesem Grund verfassten sie vier Bücher, indem sie ihre Erinnerungen daran und alle Umstände, die zu diesem Unglück führten, zu neuen Gesetzen verarbeiteten, die es für jedes Reich von nun an einzuhalten galt. Ein Buch für jedes Volk, die dazu dienen sollten, eine weitere Katastrophe dieses Ausmaßes unter allen Umständen für Tanglamallor zu verhinrden.
In einer geschlossenen Versammlung, bestehend aus den vier neuen Hauptvertretern der Reiche Tantaron, Gladice, Malavar und Loramal – also den Seelenwächtern –, den noch verbliebenen, einstigen Wächtern der Berge – nun Zeitwanderer –, und den Geistern Tantarons – neuerdings auch Nordweisen genannnt – entstand ein neues, schicksalhaftes Bündnis, zum Schutze des natürlichen Gleichgewichts.



Prolog

Petulas erster Traum, Lorma, 1486 ...

Der Hunt polterte energisch gegen die Tür.
»Madame Tamayo Mistik!«, dröhnte seine Ehrfurcht gebietende Stimme von draussen durch das Haustor. Gefolgt von noch energischerem Gepolter.
»Erbitte um sofortigen Einlass oder ich muss mir mit Gewalt Zutritt verschaffen!«
»Um Himmels Willen! Die werden uns holen und verbrennen, wie sie es mit den anderen Mädchen getan haben«, wisperte Rosemarie hysterisch. Sie hatte schreckliche Angst.
»Nein. Das lass ich nicht zu. Sei still jetzt«, entgegnete ihr Tamayo mit bebender, wenngleich gedämpfter Stimme und nahm sie kurz in den Arm. »Alles wird gut Rosemarie, ich lass nicht zu das sie dich kriegen.« Sie ergriff das Handgelenk ihrer jüngeren Schwester. Die filigranen Anhänger auf dem zierlichen Silberarmband klimperten.
»Nimm den ...,« sie drückte ihr einen einzelnen, aus kaltem Eisen robust gefertigten Schlüssel in die Handfläche. »... begib dich in den Keller. Öffne die schwere Eisentür hinter dem Weinfass, schlüpf hindurch und versperr sie sofort wieder von der anderen Seite. Die unterirdischen Verläufe der Stadt liegen dahinter. Folge dem Weg jener Fackeln, die mit grünen Bändern markiert wurden, entferne Letztere noch währenddessen. Sie bringen dich direkt zu Frayat Stalk’s Haus. Ich verlange, dass du verschwindest, jetzt!«
»Was, ich soll dich allein lassen?« Rosemarie starrte entsetzt zu ihr auf.
Tamayo nickte entschieden. »Ja. Erzähl ihm, was passiert ist. Er kann dich beschützen und verstecken. Sag ihm er darf auf gar keinen Fall hierher kommen, auf gar keinen Fall! Hörst du?«, wiederholte sie nochmals eindringlich. »Du wirst ihm überzeugend versichern das ich alles im Griff habe, ok?«
»Ab ... hast du das denn?«
Tamayo bemühte sich um ein Lächeln und nickte erneut.
»Keine Sorge. Ich krieg das schon hin.«
»Wie soll mir das keine Sorgen bereiten. Du verlangst von mir dich alleine zu lassen, ohne Fluchtweg für dich«.
»Madame Mistik!«, begehrte die barsche Stimme des Hunt erneut auf. Die Frauen schraken zusammen. Tamayo schnappte Rosemarie’s Arm, zerrte sie bis vor die Kellertür und öffnete dieselbe so lautlos wie möglich. »Beeil dich, fort mit dir, Rosei«, zischte sie. Die jüngere Schwester zögerte.
»Ich weiß, dass ihr da seid!«, brüllte die Männerstimme erneut. »Wollt ihr mich für dumm verkaufen? Ich kann eure Schritte hören. Das ist meine letzte Warnung! Dreissig Beamte können es hier draußen kaum erwarten euer Heim zu stürmen. Hört auf Spielchen zu spielen, öffnet sofort die verdammte Türe, Madame«.
»Scheiße«, fluchte Tamayo.
»Ich zähle bis zehn, solltet ihr meine Befehle bis dahin immer noch nicht befolgen, lass ich stürmen!«
»Jetzt oder nimmer!«, forderte Mistik die Schwester mit zischender Stimme erneut auf.
»Eins! Zwei!«
Rosemarie zögerte abermals. Mistik fluchte erneut.
»Ist ja schon gut!«, brüllte sie endlich übertrieben gereizt in Richtung Eingangstür.
Der Hunt zählte dennoch weiter. »Drei! Vier!«
»Verflucht noch eins, man wird sich doch noch ankleiden dürfen, bevor man einer Horde Männer mitten in der Nacht die Türe öffnet!«, versuchte es Mistik nochmal.
»Fünf!«
»Mist!«, sie packte Rosemarie energisch an den Schultern und zwang sie, ihr in die Augen zuschauen.
»Hör zu Rosei, wenn du jetzt nicht tust was ich dir sage, schubs ich dich die Treppe da hinunter. Versteh doch, wir haben keine Wahl. Sie dürfen dich nicht für etwas bestrafen, wofür du nichts kannst. Ich habe uns das eingebrockt, ich werde das auch wieder in Ordnung bringen. Also verschwinde jetzt endlich!«
»Sechs! Sieben!«
»Los, los, los!«, sie drängte Rosei die ersten beiden Stufen in den Vorratskeller hinab.
»Acht!«
»Fort mit dir!«
»Neun!«
Endlich kam die Botschaft bei der Jüngeren an. Sie warf Tamayo einen letzten verzweifelten Blick zu, wandte sich von ihr ab und floh tiefer in den Keller.
»Zehn! Jeeetzt!«
Tamayo Mistik wartete auf den ersten Versuch der Männer, die Türe aufzubrechen. Dann, zeitgleich mit den berstenden Holzbalken, schlug sie die Kellertür hinter Rosemarie zu. Hektisch verriegelte sie diese von außen und hastete mit flatterndem Herzen in den Flur, bevor die Staatsdiener den vorderen Eingang endgültig sprengten.
Schon brach das Chaos los.
Die Türe hob sich gefährlich aus den Angeln, nur um hintennach donnernd aufzufliegen. Tamayo versuchte noch, ihr Gesicht vor den vielen Holzsplittern zu schützen. Schlagartig stürmten die Wachen des Hunt das Haus, packten sie derb an Armen wie Beinen und schleiften sie unerbittlich ins Freie.
»Tamayo Mistik, ihr wurdet der Hexerei denunziert! Aufgrund mehrerer Zeugen steht ihr unter Verdacht, jungfräuliche Seelen zum Zwecke finsterer Machenschaften gegen das Glaubenssyndikat, an die gottlose Wächterschaft - Angnostika geheißen- verkauft zu haben!«
Pah, schoss Tamayo durch den Kopf. Als ob man die menschliche Seele verkaufen könne? Höchstens gerettet vor euch Teufeln hab ich sie.
Minder offiziell fügte der Hunt dicht an ihrem Ohr noch hinzu: »Rückt die vier Bücher heraus. Oder ich sorge höchstpersönlich dafür, dass ihr zuerst überaus qualvoll gefoltert und dann lebendig verbrannt werdet, während eure in guter Hoffnung befindliche Schwester dabei zusehen darf. Besser ihr denkt darüber nach.«
Als sie dennoch eisern schwieg, warf er sie vor sich in den Dreck und ließ abrupt wieder von ihr ab.
So blieb sie dann auch, mit von diesen Männern abgewandtem Gesicht, lange Zeit einfach liegen.
Indessen wies der Hunt seine Männer an, dass heimelige Haus von oben bis unten zu durchsuchen.
"Findet diese Hure von Schwester!", brüllte er.
Kurz darauf kehrten die Beamten allerdings mit leeren Händen wieder zurück.
"Da ist sonst Niemand mehr", vermeldete einer der Männer sogleich.
"Verflucht!", ärgerte sich der Hunt.
Ein stilles Lächeln flog über Tamayo's Lippen. Braves Mädchen, dachte sie noch erleichtert.
Plötzlich begann der Hunt kalt zu lachen und wandte sich wieder Tamayo zu.
"Närrin! Glaubt ihr eure Schwester sei dieses Opfer wirklich wert!?, er packte sie grob an den langen Haaren und zog sie wieder auf die Beine. "Wie rührend, bedenkt man, dass sie es war, die euch verriet!"
Tamayo's Augen weiteten sich schockiert, doch sie hatte sich schnell wieder im Griff und reckte ihr Kinn.
"Sie hatte ihre Gründe", zischte sie da nur und spuckte dem Hunt auch schon mitten in die Visage.
Er versetzte ihr einen Hieb ins Gesicht und schon stolperte sie geradewegs in die Arme zwei seiner Handlanger.
"Schafft mir diese Hexe aus den Augen!", schnauzte er.
Indessen brannten die restlichen Männer Tamayo's Haus nieder, bis nur noch Schutt und Asche davon blieb.



1. Kapitel

Lorma 2014, Hauptstadt Gräfe, Loramal

»Petula?« erklang eine ihr ziemlich bekannte Stimme aus weiter Ferne.
Ruckartig schreckte sie hoch. Bin ich eingeschlafen?
»Petula, meine Güte«, sprach die samtene Männerstimme sie erneut an.
Schlaftrunken blickte die Angesprochene auf und landete direkt in den Untiefen zweier dunkler Augen.
In einer Mischung aus Vorwurf und Überraschung glotzten diese auch auf sie hinunter. Dazwischen drei winzige Sorgenfältchen. Sie lächelte versonnen.
»Ich fand diesen dunklen Bernstein immer putzig«, ließ sie ihn schlaftrunken wissen.
Die Schatten zwischen seinen Brauen vertieften sich irritiert.
»Wie bitte?«
Erst in diesem Augenblick wurde sich Petula gewahr, was sie da soeben gesagt hatte und zu wem, woraufhin sich ihr Gesicht dunkelrot färbe.
»Oh Gott, Professor Stalk. Ähm .... tut– mir leid? Ich wollte nicht, ich meine – war verwirrt ähm ... eingeschlafen, wollte lernen«, hektisch versuchte sie sich hochzustemmen, da rutschten ihre blutleeren Arme unkontrolliert unter ihr weg. Folglich fegte sie ungelenk sämtliche Blätter und aufgeschlagene Bücher von ihrem Arbeitspult, hinter ihr krachte der Stuhl zu Boden und ergo drohte sie mit dem Gesicht voran wieder auf die Tischplatte zu knallen. Nur der stützende Arm ihres Geschichte- und Philosophie Professors konnte das gerade noch verhindern.
»Petula, mal langsam«, er hielt sie entschieden fest und half ihr sich zu fangen.
»Was in aller Welt tun sie um diese Zeit noch in der Schulbibliothek? Haben sie bis jetzt gelernt?«
Statt einer Antwort starrte Petula ihn nur aus großen Augen an. Musterte sein markantes Gesicht, die dunklen Haare, seine geradezu immer perfekt sitzende Frisur, bis auf diese einzelnen losen Strähnen, die ihm stet's etwas Zerstreutes verliehen. Ihr stockte der Atem und sie wusste, solange er sie nicht wieder loszulassen gedachte, würde sie keinen weiteren Ton herausbringen. Und während sie ihn so anstarrte, kam ihr wieder einmal in den Sinn, dass er im Grunde gar nicht wie ein typischer Lehrer aussah. Alle Lehrer mit denen sie bislang in Kontakt gekommen war, hatten so etwas seichteres, oft vollkommen humorloses oder schlicht völlig Weltfremdes an sich.
Fayet Stalk war ganz anders. Er strahlte eine so natürliche Autorität und Überlegenheit aus. Sein Unterricht war fesselnd und seine Thesen oft ganz schön verwegen. Fast so als habe er manch vergangene Epoche, die er seinen Studenten sowohl aus philosophischer, politischer als auch geschichtlicher Sicht näherzubringen versuchte, auch selbst miterlebt. Das war spannend, interessant und unheimlich zugleich, doch natürlich auch völliger Blödsinn. Immerhin war er höchstens zehn Jahre älter als Petula.
Dennoch, da war etwas geheimnisvolles um ihn herum, wenngleich sich Petula fragte, ob das nicht auch nur daran lag, wie er sich die letzten Wochen ihr gegenüber verhielt. Er schien sie im Unterrichts über sehr lange Strecken hinweg, sehr genau zu beobachten. Dabei ertappte sie ihn schon einige Male.

Oder du bildest dir alles nur ein, weil du ein törichtes Gör bist, dass sich a`la Klischee par excellence in seinen Hauptfächerprofesssor verknallt hat!, schalt sie sich da.
Ihr Blick streifte ungewollt seinen Mund. Hitze.
Scheiße, hat er es bemerkt? Reiß dich zusammen, wies sie sich selbst zurecht und schluckte beklommen, dann gelang es ihr endlich sich aus seinem Griff zu lösen.
»Ähm ..., wie spät ist es?«, wollte sie nun wissen.
Irritiert warf Fayet einen Blick auf seine Uhr.
»Kurz nach neun.«
»Oh nein, ich komme zu spät!«, jammerte sie.
»Sie kommen was?«
»Ähm ... zur Arbeit. Zu spät zur Arbeit«, hektisch begann sie Bücher und Notizen vom Boden aufzuklauben.
»Arbeit?«, er hockte sich neben sie um ihr zu helfen. »Sie können kaum noch die Augen offenhalten. Seit Wochen schon verlangen sie sich viel zu viel ab.«
»Oh ja, natürlich. Und wer sind sie um das beurteilen zu können?«, das klang viel schroffer als es gedacht war.
Fayet hielt konsterniert inne.
»Niemand der ein Recht darauf hätte. Ich wollte nur meine Besorgnis kundtun, bevor sie früher oder später noch vor Übermüdung im Unterricht zusammenzubrechen drohen.«
Ein ironisches Lächeln flog über Petulas Lippen.
»Na schön. Dann verraten sie mir vielleicht noch, wie ich das alles sonst schaffen soll? Zumal ich ja seit neustem meine Miete und dieses Studium sowie meinen Alltag alleine finanzieren muss. Alles, seit sich meine Schwester überraschend aus dem Staub gemacht hat. Falls sie das überhaupt getan hat, was ich ernsthaft bezweifle. Doch wen interessiert das schon. Die dafür zuständige Behörde definitiv nicht.«
Sie redet wie ein Wasserfall, er musterte sie erstaunt.
»Und ja, sie haben vollkommen Recht, im Grunde geht sie all das nichts an. Trotzdem vielen Dank für die aufrichtige Anteilnahme, doch jetzt muss ich leider dringend gehen«, schloss sie ihren kleinen Ausbruch.
Warum zum Donnerwetter erzähle ich ihm das alles, ärgerte sie sich.
»Okay, Petula«, bremste der junge Professor sie jetzt ein. Entschieden nahm er ihr sämtliche Bücher aus der Hand.
»Dann fahre ich sie jetzt nachhause. Beruhigen sie sich. Ich bin nicht ihr Feind, nur ein besorgter Lehrer. Sie sind meine beste Schülerin. Ich wollte bloß sichergehen, dass diese Schule nicht auch sie, aufgrund dieser Umstände verliert. Gesetzt den Fall ich dies um ihretwillen überaus schade fände.«
Beste Schülerin?, wiederholte sie überrascht in Gedanken.
Da erhob er sich schon und steuerte bereits dem Ausgang der Schulbibliothek zu.
»Ab ...«, Petula schnappte hurtig ihre übergroße Tasche und folgte ihm fluchend, hatte jedoch Mühe ihm hinterher zu kommen. »Sie wissen doch gar nicht wo ...«
»Ich weiß, wo sie wohnen. Ebenso das sie jeden Morgen mit dem Fahrrad vorgefahren kommen. Falls sie dieses heute noch benötigen, bringe ich es ihnen gerne extra vorbei.«
Du liebe Zeit benahm sich der mit einem Mal arrogant!
.«.. bringe ich es ihnen gerne extra vorbei«, äffte Petula ihm verhalten nach.
»Das hab ich gehört«, kam da trocken.
Ärgerlich biss sie sich auf die Zunge. Dabei störte sie die Aussicht darauf, zur Abwechslung mal nachhause gebracht zu werden überhaupt nicht. Doch musste es ausgerechnet Professor Stalk sein? Wortlos folgte sie ihm aus dem Internatsgebäude.
Die unvermittelt frische Luft traf Petula wie ein Schock. Sie fröstelte unverhofft in ihrem dünnen, trägerlosen Frühlingskleid.
Oh Gott, bitte lass daraus jetzt keine Grippe werden, flehte sie und wurde sogleich von vermehrtem Niesen heftig durchgeschüttelt.
»Wollen sie dort Wurzeln schlagen? Es hat einigermaßen aufgefrischt. Kommen sie!«, forderte Professor Stalk sie auf, der inzwischen nur wenige Meter von ihr entfernt, bereits neben der offenen Beifahrertür seines Wagens auf sie wartete. Immer noch hielt er ihre Bücher.
Petula rührte sich jedoch nicht vom Fleck. Sie hielt ihre Arme samt Tasche fest um sich selbst geschlungen, ihre kupferroten, wilden Locken tanzen im leichten Wind um ihr Gesicht. Und Ihre Augen wirkten selbst aus dieser Entfernung riesengroß.
»Im Auto ist es wesentlich wärmer«, betonte er da.
Petulas Blick wechselte nervös zwischen Fayet und dem einladenden Wageninneren.
»Ähm also ... nein. Das ist ..., wirklich nicht notwendig. Mein Fahrrad wissen sie, könnte sonst vielleicht gestohlen werden, oder noch schlimmeres – damit passieren.«
Was redet sie da? Er musterte sie verständnislos. Warum benahm sie sich so merkwürdig.
Wie immer in meiner Nähe, fiel ihm da ein. Allerdings überraschte es ihn selbst, wie ärgerlich sich dieser Gedanke gerade anfühlte. Er räusperte sich.
»Ich bezweifle stark das ihr Fahrrad innerhalb dieses riesigen, inzwischen völlig menschenleeren und scharf überwachten Internatsgeländes, für einen kleinen Dieb auch nur Ansatzweise von Interesse sein könnte.«
Da besah sich Petula den hohen Schmiedeeisernen Zaun, ließ ihren Blick über die unzähligen Überwachungskameras streifen und fasste schlussendlich auch noch das robuste Hochsicherheitstor ins Auge, von dem sie wusste, dass es sich um diese Zeit nur noch von Innen öffnen ließ. Da ist was dran, musste sie Widerwillen zugeben.
Doch darum ging es ja auch gar nicht, sondern viel mehr um sie und ihn, im warmen Autoinneren, auf engstem Raum. Verflucht!
»Na ja, es gibt viele Verrückte in der Gegend«, behauptete sie lahm.
Fayets Augenbrauen schnellten hoch.
»Das kann unmöglich Ihr Ernst sein.«
War es auch nicht. Doch als sich Petula noch immer nicht von der Stelle rührte, seufzte er resignierend und verfrachtete ihre Bücher trotzdem auf den Rücksitz seines Wagens.
Sie reagierte irritiert.
»Was ..., wird dass?«
»Oh, nichts weiter. Ich fahre jetzt ihre Bücher nachhause und komme dann wieder um zu sehen, für welche Art des Heimtransports Sie sich bis dahin entschieden haben«, erklärte er trocken, schlug die Beifahrertüre zu, umrundete seinen Wagen und setzte sich einfach hinters Steuer.
»Aber ..., hey, das können sie doch nicht einfach so tun – das ...«, Petula verstummte abrupt als der Professor den Wagen auch noch anließ.
Sie hastete los. In Rekordgeschwindigkeit legte sie die paar Meter zurück und sprang auf der Beifahrerseite hinein, noch bevor sich das Auto mit sanften Ruck in Bewegung setzte.
Als sie die Wagentür zuschlug, waren sie bereits mit mäßigem Tempo unterwegs.

Da grinste Fayet ohne seinen Blick von der Straße abzuwenden.
»Na also, so schwer war das doch gar nicht«.
Petulas Augen funkelten säuerlich, während sie sich noch anschnallte.
»Jetzt sind sie wütend auf mich?«, vermeldete er mehr feststellend als fragend.
»Natürlich bin ich dass ...«, fauchte sie, bevor sie im selben Ton hinzufügte, .«.. denn wie zur Hölle soll ich ohne meinem Fahrrad jetzt zur Arbeit kommen?«
»Ich fahr sie hin«, antwortete er unbeeindruckt.
»Na toll!« kommentierte Petula. »Und wie komm ich danach wieder nachhause? Holen sie mich auch wieder ab oder verweilen solange in ihrem Wagen bis meine Schicht vorüber ist? Oh wie romantisch. Es geht doch nichts über ein gepflegtes Verhältnis zwischen einer Studentin und ihrem Professor. Das wird es nämlich sein, was die Leute in diesem Teil der Stadt dann über sie und mich denken werden.«
Fayet warf ihr einen kurzen, verwunderten Seitenblick zu. Wie kommt sie denn darauf?
Da fügte sie nach einer kurzen Pause noch grummelnd hinzu: »Vor allem wenn diese verflucht neugierigen Leute auch noch mitkriegen, wo sich dieser Arbeitsplatz befindet.«
Erste Alarmglöckchen meldeten sich in Fayet's Kopf.
»Der da wo wäre?«
»Och, nur auf einem kleinen Hügel unweit meines Apartments?«, entgegnete sie vorsichtig.
»Da gibt es nur einen Hügel«, gab er zurück.
»Bingo!«, kam es da auch schon wieder ironisch.
Und schon trat er das Bremspedal durch bis der Wagen mit quietschenden Reifen zum Stehen kam.
»Sie arbeiten in Miss Enas Etablissement?«, stieß er da etwas heftiger hervor, als geplant.
Sofort verschränkte Petula abweisend ihre Arme vor der Brust und schwieg entschlossen. Fayet musterte sie prüfend. Oder besser gesagt, studierte ihr Gesicht, ihren stur geradeaus gerichteten Blick und ihre angespannte Körperhaltung. Sogleich bemühte er sich wieder um mehr Gelassenheit.

»Na das trifft sich doch wunderbar«, gab er dann scheinbar erfreut bekannt. „Zufällig ist Miss Ena eine gute alte Freundin von mir. Ich wollte ihr schon lange wieder einmal einen Besuch abstatten.«
»Was ...?«, entfuhr es ihr perplex. »Dann wissen sie, was – ich … »,da oben bin, hätte sie beinahe gesagt. »Da oben so passiert?«, korrigierte sie schnell.
Lachend startete Fayet erneut den Wagen und fuhr weiter.
»Vor allem weiß ich genau, was dort definitiv nicht passiert, im Gegensatz zu dem, was viele andere in der Stadt glauben und auch glauben sollen.«
Er hielt inne, sah Petulas fragenden Blick und überlegte, ob er ihr noch mehr erzählen sollte. Wenn sie jedoch wirklich war, was er glaubte, dass sie sein könnte, so wie ihre Schwester, dann sollte sie es jedenfalls erfahren. Also fasste er sich ein Herz.
»Miss Ena’s Ur-Großmutter kaufte einst das Anwesen von meinem Ur-Großonkel. Von da an war es immer in Besitz ihrer Familie.« Er fuhr bedächtig weiter, während er sprach. »Vor mehreren Jahren kam Miss Ena dann aufgrund böser Intrigen in finanzielle Schwierigkeiten«, der Klang seiner Stimme änderte sich, wurde härter, angespannter. »Das Magistrarium bot ihr daraufhin eine geradezu unverschämt hohe Summe um ihr das Anwesen abzuluchsen und den elitären Gesellschaftsclub zu schließen.«
Petula lauschte neugierig. Das hatte sie nicht gewusst.
»Miss Ena hat aber doch dieses Angebot nicht angenommen, oder? Zumindest die Miss Ena die ich kenne, hätte das bestimmt nie getan«, mutmaßte sie.
Ein leises Lächeln flog über Fayets Lippen.
»Tat sie auch nicht. Sie wandte sich stattdessen an den Grafen von Tantaron, meinen Onkel. Er kaufte ihr das Anwesen zu einem wesentlich niedrigeren Preis ab, nur um es ihr in Kaufpacht weiter zu überlassen. Allerdings an die Bedingung geknüpft, den Clubbetrieb in modernisierter Form und etwas weniger verrucht weiterzuführen.« Fayet bog in die nächste Straße ein.
»Als mein Onkel starb, erbte mein Bruder den Grafentitel von Tantaron und setzte mich sogleich als Verwalter des Clubs ein. Mein verzogener Cousin jedoch erbte das immer noch vertraglich in Kaufpacht stehende Merus Prudencia. Glücklicherweise hatte er zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung vom wahren Wert des Anwesens und wurde darüber auch nicht von mir aufgeklärt. Leider stand er auf der falschen Seite.«
Wachsam beäugte Petula ihren Lehrer.
»Er stand auf der falschen Seite? Was meinen sie damit?«
Diesmal dauerte Fayets Antwort länger.
»Das ist eine lange Geschichte, dazu fehlt uns jetzt die Zeit. Vielleicht ein anderes Mal«, wich er aus.
Ha!, schoss es Petula. Er lenkt ab.
Daraus schloss sie logisch, hier steckte noch mehr dahinter. Und so nahm sie sich fest vor, ihren Lehrer irgendwann nochmal daran zu erinnern.
»Jedenfalls ...«, fuhr Fayet schon wieder fort,«... konnte ich ihn sehr lange darüber im Unklaren lassen, was es mit diesem Club auf sich hat. Als er es eines Tages dennoch herausfand, hatte Miss Ena das Anwesen gerade zurückgekauft. So konnte er ihr nichts mehr anhaben.« Fayet lächelte grimmig. »Ich blieb Miss Ena als ihr Verwalter natürlich erhalten und nach wie vor steht auch der Club immer noch unter dem Schutz des Grafen von Tantaron. Seither sind mein Cousin und ich nicht unbedingt beste Freunde.«
Schließlich verlangsamte Fayet den Wagen.
»Nun, wir sind da«, und schon bremste er direkt vor dem Apartmenthaus. »Na dann, bringen sie mal ihre Bücher in Sicherheit. Sie können sich in Ruhe frisch machen, oder was auch immer sie eben noch tun müssen, bevor sie ihre Schicht antreten können. Ich warte hier solange, fahre sie schließlich zum Club und liefere ihnen dann ihr Fahrrad nach. Ach und … , machen sie sich keine Sorgen wegen der Verspätung. Miss Ena wird kein Wort darüber verlieren, wenn sie dort mit mir auftauchen.«
»Ähm, ok, also danke. Ich meine, das war – sehr freundlich.«
»Keine Ursache.«
Petula nickte ihm noch einmal zu und brachte sogar ein Lächeln zustande. Dann sprang sie aus dem Wagen, kramte noch hastig ihre Bücher vom Rücksitz zusammen und stürmte ins Haus.

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zuletzt bearbeitet 01.04.2020 12:52 | nach oben springen

#2

RE: 03 Die Traumseherin, erste Rohfassung

in ROMANE & ANDERE WERKE
22.07.2018 16:26
von Evelucas • 550 Beiträge | 2242 Punkte

Kaum das Petula im Inneren des Apartmenthauses verschwunden war, schlug Fayet ärgerlich seine Stirn gegen das Lenkrad .
»Verdammt noch mal!«, fluchte er unbeherrscht.
»Aua! Das hat bestimmt wehgetan«, ertönte da direkt hinter ihm eine andere Stimme.
Erschrocken fuhr Fayet hoch und warf einen ungehaltenen Blick in den Rückspiegel.
Stolze, wasserblaue Augen aus einem markanten, nahezu nebelweißem und durchscheinendem Männergesicht blickten ihm daraus entgegen. Drumherum ebenso nebelhafte, schulterlange, silbrig schimmernde Haare, die immerzu von einer leichten Brise bewegt zu werden schienen. Selbst wenn gerade kein Wind ging. Und wie stets, lag auch diesmal wieder dieses diskret zynische Lächeln auf den Lippen des Nordweisen.
»Jonathan! Was hast Du hier verloren?«, schnauzte Fayet.
»Na, na Herr Graf. Einen etwas umgänglicheren Ton hätte ich mir schon erbeten.«
»Warum? Weil Du der Älteste Nordgeist bist?", Fayet lachte spöttisch auf. "Alle halten Dich für so weise deswegen, vergessen dabei jedoch nur all zu gerne, den aufgrund deines hohen Alters auch immer mehr fehelenden menschlichen Faktor. Diesen Fehler mache ich nicht."
Jonathan lächelte trocken.
»Ich mochte eure direkte Art immer schon lieber, als diese beherrschte Höflichkeit, wie sie euer Zwilling einst kultivierte. Und immer schon war es Aufgabe der Zeitwanderer auch uns Nordweisen mal in unsere Schranken zu verweisen. Ohne euch, bliebe uns die menschliche Sicht auf bestimmte Dinge ja tatsächlich oftmals ein Rätsel. Dafür sind wir alle schon zu lange tot.«

Fayet verzog keine Mine, ließ sich nichts anmerken, hoffte aber dennoch ungeduldig Jonathan möge bald zum Punkt kommen. Wenn möglich ehe Petula wieder zurückkehrte. Es war zwar äußerst unwahrscheinlich, dass sie Jonathan sehen oder hören würde, ein paar menschliche Media's allerdings gab es immer wieder. Und ganz bestimmt hatte er keine Lust, Petula – sollte sie widererwarten ein solch seltenes Medium sein – ihr ausgerechnet am Abend seiner ersten näheren Kontaktaufnahme, die wahre Existenz von alten, weisen Geistern erklären zu müssen.
»Ach das macht euch Sorgen«, reagierte der Nordweise auf Fayet's Gedanken. »Nun, da kann ich Euch beruhigen. Petula ist kein solches Medium. Sie kann uns nicht sehen. Habe ich längst überprüft.«
Ein grimmiger Blick aus Fayets Augen traf ihn daraufhin. Diese Gedankenleserei nervte zutiefst. Und er wollte gar nicht erst versuchen sich vorzustellen, wie Jonathan Petula's medialen Fähigeiten überprüft hatte. Warum er es jedoch tat, interessierte ihn sehr wohl.
Das entlockten dem Norweisen ein belustigtes Schmunzeln.
»Ihr dachtet doch nicht uns Nordweisen sei euer Interesse an Rosemarie's älterer Schwester entgangen? Ich bitte Euch, Graf Stalk, wie gut kennt Ihr uns? Seit Rosemarie verschwand habt ihr Petula doch ständig im Auge behalten.«
Fayets Mine verfinsterte sich zunehmend.
»Ok Jonathan, das reicht jetzt. Und mein Interesse an Petula, meine Sorge um sie, galt ihr ausschließlich aus Sicht eines Professors. Sie ist meine beste Schülerin. Als ihre Schwester verschwand stürzte sie in ein tiefes Loch. Deshalb, und aus keinem anderen Grund, behielt ich sie im Auge.«
Nun, das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, doch im Augenblick hätte sich Fayet eher die Zunge rausgerissen, als diesem neunmalklugen Nordweisen seine wahren Beweggründe rund um Petula mitzuteilen. Er würde es sowieso nicht verstehen.
»Das nennt man Emphatie oder einfacher ausformuliert, Mitgefühl und Anteilnahme, vielleicht erinnerst Du dich ja noch aus deinen Lebzeiten daran«, fügte er dennoch ironisch hinzu.
Jonathan verkniff sich ein Grinsen.
»Ach so, das war es. Hm, ja ich erinnere mich dunkel an dieses Empfinden. Eine sehr löblich menschliche Eigenschaft. Doch a
ls Petula eines Nachts den Hunt und die vier Bücher der Weisen in ihrem wandlersichen Schlaf erwähnte, kam Euch doch sicher in den Sinn, dass sie eine Seelenwächterin sein könnte, oder? Insbesondere nachdem auch ihre Schwester eine ist.«
Fayet schnaubte fluchend.
»Die Nacht in der sie mir schlafwandelnd in die Arme lief, war für mich ein Indiz dafür, wie sehr sie unter dem Verlust ihrer Schwester litt. Doch natürlich begriff ich, es hier mit einer weiteren Seelenwächterin zu tun zu haben. Wie eben üblich unter Geschwistern. Was mich aber überraschte war, mit welch altem Geist sie offensichtlich verknüpft ist. Viel älter, als der ihrer Schwester Rosemarie. Und das sagte mir, es ungewöhnlicher Weise schon wieder mit einer Hauptwächterin zu tun zu haben. Und ja, das macht mir Sorgen. Seelenwächter wie sie, leben im Augenblick ja nicht unbedingt auf sicherem Fuß. Noch nicht mal mehr in Miss Ena's Etablissment.«
Jonathan musterte ihn eindringlich.
»Ja, und warum das so ist, würden wir alle gerne wissen. Wären die Umstände anders, hätte ich gewettet, das Rosemarie's Kräfte nach ihrem Tod auf Petula übergegangen sind. Wäre Petulas jüngere Schwester jedoch Tod, hätte ich es zu allererst mitbekommen. Und so bleibt Petula Shan ein wahres Rätsel. Wir haben keinen blassen Schimmer, wessen Geist diesem Kind vererbt wurde. Das wird uns erst der Moment verraten indem Ihr das Band zu ihr knüpft.«
Da nun wurde Fayet hellhörig.
"Mo ... Moment mal", er unterbrach sich, als er jetzt auch noch Jonathans vielsagenden Blick aufschnappte. "Ihr wusstet es schon die ganze Zeit, dass Petula eine Hauptwächterin ist?"
Als Jonathan darauf nur nickte, schloss Fayet angespannt seine Augen um nicht sofort zornig hochzufahren, da man ihn darüber nicht schon früher informiert hatte.
»Ok Nordweise", sagte er dann etwas gepresst. "Dann weih mich jetzt lieber ganz schnell ein. Was weißt Du über diese Schwestern.«

Jonathan lächelte milde.
»Ganz ruhig Graf Stalk. Und wenn es Euch tröstest, wir, also Callisto und ich, haben uns darüber auch erst Gedanken gemacht, als Callisto Petula's Traum aus der Schlafwandelnacht abfing. Bis dahin hatten auch wir noch keine Idee, wo diese Wächterin überhaupt einzuordnen wäre."
"Es tröstet mich nicht", konterte Fayet trocken. "Doch wenn es Callisto war, der diesen Traum abfing, handelt es sich bei Petula zumindest um die neue Seelenwächterin für Loramal, dem Reich des Gewissens. Also kein feindliches Lager. Und jetzt erzähl mir endlich den Rest", zischte er dann.
"Das tue ich schon. Also, Petula und Rosemarie sind Wächterkinder, deren Abstammung auf eine der vier Gründerfamilien der Stadt Angnosa zurückgeht. Also bis in jene Epoche zurückreichend, in der die ersten Flüchtlinge aus dem damals zerrütteten Loramal nach Tamayo’s Tod in Gladice ankamen.«

Einen Augenblick lang starrte Fayet den Nordweisen im Rückspiegel einfach nur perplex an.
»Im Ernst jetzt?«

Jonathan nickte.
»Ja, ziemlich sicher. Und das Besondere, als zugleich auch höchst merkwürdige an diesen Shan Geschwistern ist eben, dass es sich beiderseit's um Hauptwächter, anstatt einen Haupt- und einen, Reservewächter handelt. Normalerweise gibt es keine zwei Hauptwächter, innerhalb ein und derselben Familie. Ansonsten verhält sich alles auch hier so, wie bei all den anderen Wächtern, die wir innerhalb der letzten zwei Jahrhunderte aufspüren konnten. Sie wurden in Angnosa geboren und wuchsen, bis zu jenem Tag als sich auch in deren Elternhaus ein fürchterlicher Brand ereignete, dort auch auf. Und wieder überlebten nur die beiden Kinder. Rosemaries vollständiger Name lautet Rosemarie Quendola Shan. Petula’s vollständiger Name dafür, Tami Petula Mistik Shan, zumindest laut originaler Geburtsurkunde.«
»Wie bitte?«, ein wachsamer Ausdruck trat in Fayets Augen. "Tami Petula Mistik Shan?"
Jonathan nickte.
»Ja, sie wurde nach meiner Tochter benannt. Ihre Familie kannte die Legende rund um sie wohl sehr gut.«
»Wow, dass ist doch mal interessant«, murmelte Fayet.
»Ja, und auch hier nahm sich wieder eine ältere Dame der beiden Mädchen an, brachte auch sie, wie all die anderen, in ein und dasselbe Waisenhaus nach Loramal und löschte zuvor sicherheitshalber noch alle Erinnerungen vor dem Hausbrand aus deren Gedächnis.«
"Verstehe", reagierte Fayet grübelnd. "Also erneut so eine Geheimbund Aktion, die wieder und wieder an die Angnostiker der Renaissance erinnert, denen sowohl Tamayo Mistik, als etwas später auch ich angehörten. Diese Hausbrände hingegen, wurden scheinbar von Jemandem gelegt oder zumindest anbefohlen, der vielmehr daran erinnern möchte, was Tamayo bei ihrer Verhaftung vor fünfhundert Jahren widerfuhr. Ein Brandstifter, der inzwischen seit knapp drei Jahrhunderten in Gladice wütet."
Auch das konnte Jonathan nur bestätigen.
"Deshalb kann es sich hierbei auch nur um einen Zeitwanderer oder Seelenwächter der Schattenseite handeln."
Fayet seufzte.

"Also Malsiria. Wer auch sonst. Und immer wieder gelingt es ihr von Epoche zu Epoche sogar in Gladice ihre Verbündeten zu finden. Was sie mit Tamayo Mistik's Geschichte von vor Fünfhundert Jahren am Hut hat, bringe ich in meinem Kopf aber nicht zusammen. Ich meine, vor fünfhundert Jahren kann diese Frau maximal eine Seelenwächterin in erster Generation gewesen sein. Sofern wir also davon ausgehen, dass sie in einer späteren Epoche als Hauptwächterin erneut wiederkehrte, muss sie auch in demselben Jahrhundert zu einer Zeitwanderin erwählt worden sein. Und zwar von einem anderen Zeitwanderer. Also entweder von Callisto oder Ninjost, ehe dann auch sie zu den Nordweisen aufstiegen."
Erwartungsvoll warf er Jonathan erneut einen Blick im Rückspiegel zu.
Doch dieser schwieg sich dazu lieber wieder aus.
"Toll Jonathan. Ich hoffe für Dich nur das Derjenige von ihnen, den Du inzwischen seit mindestens drei Jahunderten deckst, dass auch wert ist."
Dazu lächelte Jonathan jetzt milde.
"Ob er es, aus menschlich moralischer Sicht wert ist, kann und möchte ich hier nicht beurteilen. Es war ein gewaltiger Fehler von ihm, es überhaupt getan zu haben, das steht wahrlich außer Zweifel. Doch sein Wert für Tanglamallor im gesamten betrachtet auch. Deshalb werde ich darüber weiter schweigen."
Fayet nickte.
"Ja, dachte ich mir schon. Doch einen Versuch war es wert", dann zuckte er seine Schultern. "Naja, dafür scheint dieser Geheimbund zumindest auf unserer Seite zu stehen«, ergänzte er trocken.

Eine Frage beschäftigte ihn trotzdem noch.
»Warum aber teilte sich die Wächterschaft bei diesen Shan Geschwistern nicht auf eine Hauptwächterin und eine Nachfolge auf? Das ist unnatürlich.«
»Nun«, begann Jonathan, »dafür kann es nur eine Erklärung geben. Eines der beiden Mädchen muss adoptiert worden sein. Es finden sich jedoch keinerlei Adoptivurkunden dazu in den Archiven.«

»Hm, wie damals bei Sophiala und Quendola", murmelte Fayet.
"Ja, nur handelte es sich da um eine Gladice und eine Malavar Wächterin", reagierte Jonathan. "Es ging nicht gut aus zwischen diesen Beiden. Hoffen wir mal besser nicht auf eine Neuauflage dieser Geschichte."
Fayet wusste genau wovon Jonathan da sprach.
Quendola und Sophiala's Geschichte, aus der letzten Epoche des achzehnten Jahrhunderts, war das erste worüber ihn Jonathan aufklärte, als er Anfang des neunzehnten Jahrhunderts, wieder als Zeitwandler für Loramal und Tantaron zurückkehrte.

Der dritte Nordweise Ninjost, erkannte widererwarten in Quendola die nächste Generation einer Malavar Wächterin, indessen Sophiala, Hauptseelenwächterin für Gladi war. Loyal gegenüber Malavar, half Ninjost natürlich der Zeitwandlerin Malsiria, Quendola mit dem noch aktiven Seelenwächter von Malavar, in Kontakt zu bringen. Aus ihm und Quendola wurde sogar ein Paar, was die Bande zwischen Malavar und Gladice hätte stabilisieren können. Das war sowohl in Ninjost’s Interesse für Malavar, als auch in Sophiala's für Gladice. Doch in der folgenden Epoche erkannte Ninjost, dass die Zeitwandlerin Malsiria vollkommen andere Pläne verfolgte. Pläne, die einen mehr als nur harmlosen Verstoß gegen das einst vor langer Zeit geschlossenen Bündnis zwischen den Menschen und Nordweisen Tamglamallor's bedeutete. Sie trieb einen Keil zwischen die Geschwister, indem sie Quendola überzeugte, Sophiala hätte mit diesem Bündnis nur eine Alleinherrschaft über Tanglamallor im Sinn.
Heute noch erzeugte dieser Gedanke Kopfschütteln bei Fayet. Quendola hätte ihre Schwester wirklich besser kennen müssen.
Ninjost informierte Sophiala und Jonathan über diese Entwicklung. Höchst alarmiert ließ
Sophiala daraufhin eine Versammlung aller Vertreter der Reiche einberufen, mit Ausnahme von Malavar. Einstimmig wurde darin beschlossen, Malsiria als Zeitwandlerin für Malavar aus dem Rat zu entlassen. Und um Racheaktionen zu verhindern, sprachen die Nordweisen zusätzlich noch einen Bann über Malsiria und all ihre Verbündeten aus. Sie machten sie damit zur Gefangenen ihres eigenen Reiches. Nur Quendola blieb verschont. Mit ihr wollte Sophiala nochmal reden, wollte Quendola's Vertrauen zurück gewinnen und ihr nahelegen, wie wichtig es auch für Malavar sei, an dem geplanten Bündnis mit Gladice festzuhalten.
Sophiala hatte erfolg, so schien es zumindest, weshalb sie ihrer jüngeren Schwester auch einen vertraulichen Brief an Fayet's Ur-Großonkel in Loramal mitgab. Quendola jedoch las ihn heimlich, zog völlig falsche Schlüsse und fühlte sich deshalb erst recht hintergangen. Sie wusste nicht, dass ein nahezu indentischer Brief, schon längst auch unterwegs nach Malavar und Tantaron war.
In diesem Brief warnte Sophiala sämtliche Vertreter der Reiche vor einer neuen Ära religösem Fanatismus durch Malsiria und das Glaubenskartell. Mit dem Codewort Vorkehrungsphase 1, forderte sie somit alle dazu auf, alte Bücher und Dokumente von großem, aufklärenden, geschichtlichen und wissenschaftlichem Wert, in den geheimen Bibliotheken unterzubringen, ehe es dafür zu spät sein könnte. Jedes Reich hatte eine solche Bibliothek doch nur die Nordweisen und Seelenwächter sowie ganz wenige Verbündete, wussten davon. In Loramal, war es das Merus Prudentia, in dessen unterirdischer Bibliothek seit jeher viele dieser wichtigen Schriften, Akten und Dokumente aufbewahrt wurden.
Quendola erzählte Malsiria jedoch alles, während ihr Verlobter zu diesem Zeitpunkt wohl längst tot war. Kurz darauf verschwand auch Quendola spurlos. Sophiala musste schließlich untertauchen und Ninjost, der ebenso an dem Bann über Malsiria mitgewirkt hatte, wurde von derselben vermutlich in eine vergangene Epoche verbannt. Töten konnte sie ihn ja nicht.
Dummerweise wusste Malsiria seither auch von der geheimen Bibliothek des Merus Prudencia. Und da das Glaubenskartell untrennbar mit Malsiria als deren Neu-Gründerin im achtzehnten Jahrhundert verbunden ist, wussten die es auch. Deshalb brachten sie Miss Ena später in Schwierigkeiten, um den Club in ihren Besitz zu kriegen. Glücklicherweise half der damalige Graf von Tantaron Miss Ena aus der Patsche.
"Ja, Fayet Stalk und jetzt seid ihr dieser Graf von Tantaron", unterbrach Jonathan Fayet's Gedanken, denen er bis hier her geduldig gelauscht hatte. "Und auch ihr werdet es zu verhindern wissen, dass dieser Club jemals in die Hände dieses Kartells kommt. Außerdem habt ihr jetzt auch das Sapienti Institut mit seinen unterirdischen Räumen und Geheimgängen, die direkt zu eurem Anwesen führen, in die ihr sicherheitshalber auch schon einige der ältesten Schriften aus dem Merus Prudencia verlegt habt. Davon wissen außer Euch, nur wir Nordweisen."
Fayet lachte säuerlich auf.
"Ja, ganz toll. Nur leider bringt mir all das so gut wie gar nichts, solange ich nicht weiß, wonach Malsiria genau sucht."
"Nach den Büchern der Reiche natürlich", erklärte Jonathan sogleich. "Das von Malavar braucht sie, um ihre Herrschaft zu legitimieren. Und die anderen drei, um alles an sich zu reißen", er zögerte kurz, ehe er dann noch fortfuhr, "... und um ihren Geist weit in die Vergangenheit zurück projezieren zu können, um das einstige Bündnis zwischen Menschen und uns Nordweisen, nach der großen Katastrophe der Vorzeit rückgängig zu machen. Schafft sie das, hat sie völlig freie Hand um auf der ganzen Welt ein neues despotisches Gottesreich zu schaffen. So wie das in der Renaissance schon mal versucht wurde."
Da nun sog Fayet scharf die Luft ein.
"Was ... das - sie will einen Wiederaufstieg von Innana Ishtar?! Soll das heißen die Nordweisen von damals haben die vier Bücher der Reiche so verbunden, dass sich bei ihrer Vereinigung tatsächlich ein Zeitprotal öffnet, dass sie soweit in die Vergangenheit zurückreisen lassen kann?"
Da schüttelte Jonathan sofort seinen Kopf.
"Nein Fayet! So war es nicht. Dazu fehlte ihnen, wie auch uns heute die Kraft. Nein, für diese Verstrickung, hat Tanglamallors Natur ganz selbsttätig gesorgt. Irgendwo musste die den meisten Menschen genommene, überschüssige Naturmagie ja hin, um wieder Ordnung ins Gleichgewicht unserer Welt zu bringen. Die damaligen Nordweisen sorgten nur dafür, dass diese in die Bücher und Weltenbäume floß. Sie wussten nicht, dass sie damit auch zugleich ein Zeitprotal erschaffen würden. Sie segneten lediglich alle vier Bücher gemeinsam unter dem Weltenbaum von Tantaron, als symbolische Geste. Daheraus ergab sich dann, das dieser Baum zugleich auch noch zur magischen Zentrale der Naturseele Tanglamallors wurde. Das gesamte Netzwerk magischer Informationen fließt seither von Tantaron aus in die anderen Weltenbäume der Reiche. Und wird von dort wiederum übertragen und verteilt auf die vier Bücher, die Zeitwanderer als auch Hauptwächter je Reich. Letztlich schließt sich der Kreislauf mit uns Nordweisen und kehrt so auch wieder in den Tantaronbaum zurück. Auf diese Weise hat Tanglamallors Seele uns alle miteinander, als auch mit den Ahnen jeder vergangenen Zeitepoche verbunden. Hat uns sozusagen voneinander abhängig gemacht. Wer von uns, ob nun Seelenwächter, Zeitwanderer oder Nordweise, im Guten oder Bösen, in der Vergangenheit oder Zukunft aus der Reihe tanzt, betrifft uns somit immer alle."
"Scheiße", fluchte Fayet.
Jonathan nickte bestätigend.
"Ja, und nicht nur das. Es gibt da auch noch so etwas wie eine Vers-Formel, die sich aus allen vier Büchern zusammensetzt. Jeder Seelenwächter trägt jeweils einen Teil davon in sich. Und mit Hilfe dieser Formel, ist jeder einzelne Seelenwächter in der Lage das Buch seines Reiches zu sich zu rufen. Werden alle vier Teile dieses Verses Zusammengefügt und unter einem der vier Weltenbäume laut aus den Büchern vorgelesen, öffnet sich auch das Zeitprotal. Doch eben nur mit den Büchern zusammen. Ohne den Büchern gesprochen, passiert gar nichts."
Das nun ließ Fayet für einen Augenblick wirklich sprachlos werden.
"Deshalb hat es Malsiria also auch auf die Seelenwächter abgesehen?"
"Ja, leider. Bisher jedoch wurde dieses Zeitprotal erst ein einziges Mal aktiviert, doch nur um
mit dessen Hilfe jedes dieser Bücher in einer jeweils anderen Epoche an einem geheimen Ort zu versteckten. Nur mündlich gaben die Nordweisen die Inhalte dieser Bücher an die Zeitwanderer weiter, die dann ihr Wissen darüber wiederum an die Seelenwächter übermittelten. Jeder neue Hauptseelenwächter, in jeder Epoche wurde somit zum ausschließlich geistigen Träger seines Buches je Reich, ohne es je selbst in eigenen Händen gehalten zu haben. Im Grunde ist es den Seelenwächtern noch nicht mal bewusst. Sie sind im Grunde selbst diese Bücher. Ihr verhalten, ihr Charakter, alles wofür sie je Reich stehen, insbesondere moralisch, spiegelt bereits all jene Gesetzte wieder, wie sie je Reich auch in diesen Büchern verankert wurden. Deshalb dürfen wir keinesfalls zulassen, dass Malsiria sie in ihre Finger kriegt."
Fayet konnte nicht fassen, dass ihm die Nordweisen über all die Jahrhunderte hinweg, eine derart wichtige Information vorenthalten hatten.
"Dann haben wir im Laufe der letzten fünf Jahrhunderte all diese Seelenwächter, sowie zwei Nordweisen und Zeitwanderer, nur wegen dieser verfluchten Formel und dem was sie in Kombination mit den Büchern gemeinsam bewirken könnte verloren? Tamayo selbst hat diese Kettenreaktion ausgelöst?", fuhr er Jonathan an. "Und ihr habt es dennoch niemals für nötig gehalten, zumindest uns restlichen Zeitwanderer darüber zu informieren!"
Zugegeben, so etwas wie ein schlechtes Gewissen meldete sich in Jonathan. Insbesondere die Erwähnung seiner verstorbenen Tochter in Verbindung damit, traf ihn doch wesentlich härter, als er gedacht hätte. Doch
er erkannte auch, dass dies nicht der einzige Grund für Fayet's aufgebrachten Geist war. Er schien sich bisher schlicht allein für Tamayo's Verlust verantwortlich gefühlt zu haben, ebenso wie für den Verlust von Rosemarie, als auch die zwei weiteren mutmaßlichen Wächterinnen dieser Epoche.
Da seufzte Jonathan auf.

»Ich kann Euch verstehen Graf Stalk. Wirklich, doch wir durften dieses Geheimnis nicht schon wieder all zu leichtsinnig preisgeben. Ich weiß noch nicht einmal, ob es richtig war, es gerade Euch anvertraut zu haben. Und Ihr irrt, wenn ihr denkt, dass Tamayo Mistik davon nichts wusste. Denn tatsächlich war sie die letzte Zeitwanderin, die wir Nordweisen darüber noch informierten", er machte eine kurze Pause, ehe er fortfuhr: "Sie wusste von dem Zeitportal und kannte die Gefahr, wenn dieses von den falschen Leuten aktiviert werden würde. Genau dieses Wissen darüber, war es eigentlich, was Tamayo das Leben kostete. Als dies ebenso dem damaligen Magistrati zu Ohren kam, wollte dieser aus demselben Grund an diese Bücher kommen. Wie auch Malsiria heute. Das Auffinden und vereinen dieser Werke, wurde seither zu so etwas, wie einer Suche nach dem heiligen Gral für dieses Glaubenskartell."

Da plötzlich erinnerte sich Fayet an etwas, dass er vor mehr als fünfhundert Jahren erlebt hatte, doch bis zu dieser Stunde noch nicht einordnen hatte können.
Es begann mit einem Gespräch zwischen ihm und Tamayo.
Nach langer und mühsamer Suche hatte sie endlich alle vier Bücher beisammen. Immer sagte sie, wie gerne sie einfach nur ein einziges Buch aus diesen vieren gestalten würde. Ein Buch, dass alle vier Reiche unter einem gemeinsamen Gesetzeskodex vereint. Doch dann, als sie sie endlich hatte, entschied sie doch, sie so schnell wie möglich wieder voneinander zu trennen. Sie sagte: Die Bücher sind bei mir nicht länger sicher, jetzt wo auch der Hunt und sein Magistrati davon wissen.
Fayet verstand nicht, was sie ihm damals eigentlich sagen wollte. Bis jetzt.
Nur vier Tage nach diesem Gespräch trommelte Tamayo dann alle zukünftigen Seelenwächter zusammen, darunter auch er. Jeder Hauptwächter dieser Epoche erhielt eines dieser Bücher. Eine Wächterin jedoch fehlte, ihre Schwester Rosei. Das vierte Buch wanderte somit in die Hände einer Seelenwächterin der ersten Generation. Tamayo flüsterte ihr noch zu, es unter allen Umständen davor zu bewahren, in die falschen Hände zu kommen, es aber dann zur rechten Zeit, an den ihr vertrauensseligsten Nachkommen zu vererben. Fayet wusste, diese Worte waren nie für seine Ohren bestimmt gewesen, doch Tamayo's Flüstern hallte dennoch in seinem Kopf wider.
Da nun warf er einen Blick aus weit aufgerissenen Augen in den Rückspiegel.
"Tamayo, deine Tochter, sie war das erste Buch", sagte er dann zu Jonathan.
Für einen Augenblick blieb dem Nordweisen die Sprache weg, man sah deutlich das ihm der Verlauf dieses Gespräches widerstrebte. Doch dann fing er sich wieder und dachte bei sich: Was solls, ich habe schon viel zu viel gesagt, da kann ich ihm genauso gut gleich alles erzählen.
"Ihr liegt fast richtig. Tamayo selbst war natürlich nicht dieses Buch. Doch es war Teil ihres Geistes. Als sie noch Kind und ich ein Zeitwanderer war, erzählte ich ihr die Geschichte aus diesem ersten Buch fast jede Nacht vor dem Einschlafen. Ich wusste schon damals, das meine Ur-Großmutter, eine Enkelin der achten Generation des philosophen Zarathustra und damalige Nordweise von Gladice, mich zu ihrem Nachfolger bestimmt hatte. In meiner letzten Lebensepoche als Zeitwanderer, wurde ich dennoch Vater. Vater einer wundervollen Tochter deren Mutter ebenfalls eine Zeitwanderin war. Jedoch für Loramal. Tamayo war damit eine in zweiter Generation geborene Seelenwächterin für Tantaron. In ihrer ersten Generation hingegen für Malavar."
Da nun begann Fayet langsam zu verstehen.
"Ihr Geist war somit bereits je ein Teil aller Reiche gewesen."
Jonathan nickte.
"Ja, das machte sie zu einer geradezu perfekten Nachfolgerin des damaligen Nordweisen von Tantaron. Deshalb bekam ihr Geist das erste Buch Tanglamallors von mir indoktriniert. Und aus demselben Grund war es ebenso wichtig, dass sie auch selbst zu einer Zeitwanderin wurde. Kurz vor meinem Ableben machte ich sie dazu, ehe ich selbst zu den Nordweisen aufschloss."
Fayet musterte Jonathan jetzt sehr lange, ehe er sagte: "Man hat Tamayo also keine Chance gelassen, selbst zu entscheiden was sie aus sich machen wollte. Die Nordweisen von damals, Du als ihr Vater und ihre Mutter, habt sie von Anbeginn ihres Hauptseelenwächterlebens schon auf einen von euch vorgefertigten Weg geschickt, den sie von selbst womöglich nie eingeschlagen hätte."
Für einen Augenblick stutzte Jonatahn.
"Wie bitte? Wie meint Ihr das?"
Fayet räusperte sich.
"Ich verstehe jetzt, weshalb Tamayo innerlich geradezu zerissen wirkte. Ist doch bezeichnend, dass sie sich als Zeitwanderin in ihrer letzten Epoche ausgerechnet für ein Leben als Kurtisane entschied und ihre traumseherischen Fähigkeiten fast nur einsetzte, um jenen zu helfen, die damals wie Aussätzige behandelt wurden. Sie schloss sich leidenschaftlich einer aus damaliger Sicht ketzerischen Gruppe von Rebellen an, verliebte sich ausgerechnet in einen Seelenwächter Malavar's, also in mich und ließ keine Gelgenheit aus, den damaligen Magistrati von Loramal, auf jede nur erdenkliche Weise zu provozieren. Sie wusste, dass sie sich damit jeden einzelnen Tag in Todesgefahr brachte und dann setzt sie alle dem auch noch die Krone auf, als sie ausgerechnet mich, einen Malavar Wächter, vor ihrem Ableben zu Loramals neuem Zeitwanderer erwählt. Das klingt für mich sehr nach einer Frau, die sich im Grunde ihrer Seele mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln gegen ein Schicksal wehrte, dass sie sich nicht selbst ausgesucht hatte."
Fayet's Sicht auf die damaligen Ereignisse schockierten Jonathan. Zumindest soweit er sich als Nordweise eben schockiert fühlen konnte.
"Ihr meint, sie wollte selbst gar kein Nordweise werden?"
Fayet zuckte seine Schultern.
"Ich weiß es nicht, Jonathan. Denke allerdings, dass vieles wohl ganz anders gelaufen wäre, hätte Tamayo zumindest die Chance gehabt, selbst zu wählen."
Jonathan grübelte.
"Es wäre nicht möglich gewesen. In jenem Augenblick, da sie zur Zeitwandlerin wurde, trat mein Bündnis mit Tanglamallor in Kraft", murmelte Jonathan da, ehe auch er sich räusperte und fortfuhr. "Ist eine andere Geschichte. Für uns ist jetzt nur wichtig, dass wir Petula haben und alles daran setzen müssen, auch die anderen noch verbliebenen Wächter zu finden. Noch haben wir das Glück auf unserer Seite. Rosmarie lebt, wenngleich ihr Signal langsam schwächer wird. Und hinsichtlich eurer Schuldgefühle, die anderen beiden verschollenen Mädchen betreffend, kann ich Euch beruhigen. Eine von ihnen war keine Wächterin, sondern nur eine kleine weiße Hexe. Und das zweite Mädchen, war zumindest nur eine Wächterin der ersten Generation. Callisto und ich konnten sogar herausfinden, dass hingegen ihr älterer Bruder, vermutlich unser Tantaron-Hauptwächter ist. Ihn müssen wir als Nächstes finden, ehe es Malsiria tut.
«
»Und die Nummer zwei für Gladi«, fügte Fayet da nun eindringlich hinzu.
Jonathan seufzte erneut.
»Meinetwegen, doch nur in zweiter Instanz. Denn solange die Kräfte dieses Wächterkindes noch ruhen, ist es nicht in Gefahr. Und die erwachen nun mal erst, mit Rosemarie's Tod.«
»Das mag sein, doch ist Rosemarie mit hoher Wahrscheinlichkeit Malsiria's Gefangene. Wie hoch soll da ihre Überlebenschance sein? Du sagtest ja gerade, dass ihr Signal schwächer wird. Jederzeit könnte ihr Tod eintreten. Und wir wissen beide wie schnell es gehen kann, dass die Kräfte eines Wächters in erster Generation plötzlich erwachen. Mir wäre also wesentlich wohler dabei, würde sich auch Wächter Nummer Zwei für Gladi schon in meiner Obhut befinden, ehe es soweit kommt.«
Dem stimmte Jonathan jedoch nicht zu.
»Unser Problem ist nur, dass wir nichts für Rosemarie tun können, ohne unserem Tantaron Wächter. Und da sie eigentlich unsere Gladi Hauptwächterin ist, sollten wir uns mehr darum bemühen den Wächter zu finden, der ihr noch helfen kann, ehe sie ihre Lebenskraft verliert. Um ihn jedoch aufzuspüren, brauchen wir wiederum Petula, da wir gerade über keinen Nordweisen für Tantaron verfügen, der dies an ihrer Stelle tun könnte. Außerdem liegt Petula bestimmt wesentlich mehr daran, einen Wächter zu finden, der ihre kleine Schwester noch retten könnte, als einen, der im Falle von Rosemarie's Tod, dieselbe ersetzen soll, Herr Emphatiefähigkeit, Graf von Tantaron.«
Autsch! Das hatte gesessen. Und leider hatte Jonathan damit auch noch recht.
Ob es Fayet nun passte oder nicht, Tantaron brauchte seinen Wächter, auch um den Nordweisen für Loramal zu entlasten. Callisto nahm sich nach Tamayo's Tod zusätzlich des Reiches Tantaron an, indessen Jonathan sich auch um Loramal bemühte. Ninjost hatte hingegen mit Malavar genug um die Ohren. Und als er vor zwei Jahrhunderten auch noch verschwand, blieben überhaupt nur noch Jonathan und Callisto. Es gelang ihnen nie wieder Malavar unter Kontrolle zu bringen. Und das machte sich Malsiria selbstverständlich zu Nutze.
Fayet seufzte erneut auf.
Wäre er Tamayo rechtzeitig zu Hilfe gekommen, hätte er all das verhindern können. Geeignete Nordweisen wuchsen nun mal nicht wie Gras aus dem Boden – schon gar nicht für Tantaron. Und ganz gleich was er zuvor über Tamayo auch sagte, in ihrem Herzen wandelte sie immer entlang der rechten Pfade. Sie wäre eine hervorragende Nordweise für Tantaron gewesen. Doch nun, d
rohte das Scheinbild der Ordnung bald wie ein Kartenhaus in sich zusammenzustürtzen, wenn er und die Nordweisen nicht auch bald diesen Tantaron Wächter noch vor dem Glaubenskartell finden würden.
"Ganz recht", stimmte Jonahan Fayet's Gedanken jetzt zu. "Und Callisto wird als Nordweise für Loramal, schon wegen Petula jetzt hier dringender gebraucht
."
Fayet fluchte in sich hinein.
"Und ich könnte es nicht verkraften, wenn es uns auch in dieser Epoche nicht endlich gelingt, wirklich alle Seelenwächter zu finden. Nur mit ihrer aller Hilfe können wir Malsiria aufhalten."
"Tja, womit wir auch gleich zu Malavars Hauptwächter dieser Epoche kommen", reagierte Jonathan da. "Von ihm wissen wir bisher nur leider sehr wenig.
Fayet musterte ihn fragend.
"Und was ist dieses Wenige, was wir von ihm dennoch wissen?"
»Es gibt da angeblich noch ein Seelenwächter-Geschwisterpaar, das ebenfalls knapp einem Hausbrand entging. Ein Mädchen und ein Junge. Sie kamen bei einer Pflegefamilie unter. Jedoch bei einer aus Malavar, die von Loramals Magistrati höchstselbst begnadigt wurde und seither hier lebt. Unser Malavar Wächter ist höchswahrscheinlich der Junge."
»Was?«, fuhr Fayet nun hoch. »Zwei gerettete, mutmaßliche Wächterkinder aus Gladi, wuchsen in einem begnadigten Malavar-Elternhaus hier in Lorma auf?«
Jonathan nickte schuldbewusst.
»Und das sagst Du mir erst jetzt?«, regte sich Fayet auf. »Scheiße! Wenn die vom Magistrati, also Elias höchstselbst, begnadigt wurden, dann doch nur weil sie sich allen Werten des hiesigen Glaubenskartells bereits unterworfen haben. Abergläubische, fanatische Werte. Ein Wächterpaar also, dass uns noch verdammt gefährlich werden könnte.«
»Uns bereits gefährlich ist«, korrigierte Jonathan bekümmert, was ihm noch einen zusätzlich zornigen Blick von Fayet einbrachte, ehe er weiter erklärte: »Auch sie studieren vermutlich am Sapienti Institut. Dank ihnen sammelt das Kartell schon seit geraumer Zeit Informationen über Euch, eure Bildungseinrichtung und Miss Ena’s Club. Ich erfuhr das nur zufällig, als ich ein für Miss Ena äusserst unangenehmes Gespräch zwischen ihr und einem Boten von Elias mithörte. Ungefähr vor zwei Wochen. Der Abgesandte befragte Miss Ena zu Rosemarie Shans verschwinden und er wusste, dass sowohl sie, als auch Petula Studentinnen des Sapienti Institutes sind.«
Fayets Gesicht verzog sich zu einer wütenden Fratze. Ungehalten schlug er mit seiner rechten Faust gegen die Armaturen.
»Verdammt noch mal! Wie konnte uns das entgehen?«
Jonathan zucke seine Schultern.
»Ich weiß es nicht.«
Niedergeschlagen fuhr sich Fayet durch seine Haare und seufzte tief.
»Ich verstehe es nicht. Da ist dieser Geheimbund der, seit seiner Wiederbelebung vor mittlerweile zwei Jahrhunderten, mit allen Mitteln die Seelenwächter schützt. Selbst uns macht man es äusserst schwer sie aufzuspüren. Und doch schafft es Malsiria immer noch, uns stetig einen Schritt voraus zu sein? Wie ist das möglich?«, er rückte den Spiegel über seinem Kopf zurecht und warf dem Schutzpatron von Gladi einen kühlen Blick zu.
»Wie gesagt, noch haben wir keine Ahnung. Doch womöglich gibt es da einen Zusammenhang zu den in Gladice wieder neu aufgerollten Hausbrand-Fällen dieser Epoche.«
Fayets Augen weiteten sich erstaunt.
»Wie bitte? Wieder aufgerollt? Damit können die Geheimbundler aber nichts zu tun haben. Es ergäbe einfach keinen Sinn. Soll das also bedeuten, dass Malsiria inzwischen sogar jemanden in Gladice sitzen hat, der für sie arbeitet?«
Jonathan seufzte.
"Das ist unsere Befürchtung, ja. Doch die derzeit viel wichtigere Frage ist: Wie stellen wir es unter diesen Umständen an, auch diesen Malavar Wächter auf unsere Seite zu ziehen?"
"Nein", engegnete Fayet. "Die aller wichtigste Frage ist jetzt, wie kriegen wir Petula so schnell wie möglich aus dem Merus Prudencia raus. Denn wenn Malsiria sogar in Gladice einen ihrer verfluchten Spione sitzen hat, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie auch Petula entdecken."
"Was!", reagierte Jonathan da. "Petula arbeitet auch für Miss Ena?"
"Ja verdammt", zischte Fayet. "Und womöglich entdeckte das Glaubenskartell genauso auch Rosemarie."
Jonathan erstarrte, sogar sein nebelhaftes Geistleuchten flackerte jetzt unstet.
"Ähm ..., Jonathan?", sprach Fayet ihn da an. "Alles soweit in Ordnung bei Dir?"
Doch der Nordweise antwortete nicht.
Geist unter Schock, schoss Fayet da überrascht.
Doch dann … puff, hatte sich Jonathan urplötzlich in Luft aufgelöst.
»Oh Mist«, grummelte Fayet. »Ich liebe es wenn er sowas macht. Hey! Ganz tolle Gesprächskultur!«, meckerte er lautstark ins Leere, in der Hoffnung der Nordweise könne ihn trotzdem hören. Und dann beobachtete er auch schon durch die Windschutzscheibe, wie plötzlich diese eine Straßenlaterne vor seinem Auto, ähnlich wie Jonathan zuvor, ebenfalls heftig zu flackern begann.
»Oh Mann, nein ..., nicht das jetzt wieder", doch da barst dieselbe auch schon funkensprühend. "Das kann ..., darf jetzt einfach nicht passieren. Hör sofort auf damit Jonathan!«, rief Fayet erneut ins Leere. Die Antwort folgte prompt.
Ein heftiger Platzsturm setzte ein und Fayets Wagen wurde fürchterlich durchgeschüttelt.
»Na toll!«, kommentierte er säuerlich. »Ich hasse diese Gespenster.«


zuletzt bearbeitet 01.04.2020 12:44 | nach oben springen


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