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01 Der Fluch der Highlands, vom SchreibElan Team

in ROMANE & ANDERE WERKE
22.07.2018 12:40
von Evelucas • 550 Beiträge | 2242 Punkte



Der Fluch der Highlands



Prolog:
Das rote Lamm wird die zwei Hirsche besiegen.
Feuer und Blut durchtränken geweihten Boden
und Dunkelheit wird hereinbrechen
über die Hüter der Natur.

Nur drei sind es,
die den Bann durchbrechen.
Eins - das Opfer,
Zwei - der Mut
und Drei der Glaube.

Sie werden kommen,
ahnungslos,
voll Ingrimm und Misstrauen,
fliehend vor Liebe in allerlei Gestalt.
Der Fluch wird eure Kräfte verbergen,
in dem Schleier unendlichen Nebels,
doch ihr werdet den Fremden beistehen,
durch eure Zuversicht.


Im Jahre des Herrn, 1557
Das Essen war reichlich und fettdurchtränkt, der Wein schwer und vollmundig.
Die Mundschenke eilten durch die Reihen der Bischöfe und Adeligen, um deren Becher stets zu füllen.
Die Kirchenobersten hatten ihre bauchigen Trinkgefäße mit feurigem Wein angefüllt, misstrauisch beobachtet von den Falkenaugen der adeligen Anwesenden.
Fackeln erhellten die prunkvolle Halle und aus einigen Winkeln konnte man das Schnarchen gewisser prächtiger Männer von Ruf vernehmen. Lautes Rülpsen und Furzen intensivierte dies feierliche Treiben.
Die Stimme des hohen Geistlichen jedoch stand rauchig über den versammelten Würdeträgern und Clanmitgliedern.
»Er schreibt, Christus habe keinerlei Fleisch angenommen, um uns aus dem Joch des Teufels zu befreien!« Dröhnend hallte seine Stimme durch das Gewölbe.
»Verdammt ihr dies?«
Die noch nicht dösigen Prälaten johlten und trampelten mit den Füßen.
»DAMNAMUS! Wir verurteilen!«
Einigen Herren aus dem diffusen Kreise der Schlaftrunkenen lallten ein 'Namus' heraus.
Mitglieder verschiedenster Hochlandclans, die Zeugen dieser Verurteilung eines nicht anwesenden Ketzers wurden, musterten achtsam die Kirchenmänner ringsherum.Furchtsame Blicke eilten durch die niedrig gestellten Reihen der Mundschenke und Burgbediensteten.
Ein Unschuldiger hatte beim Vorkosten für den Clanführer Aodh MacMurphy sein Leben gelassen und man fürchtete weitere Tote in niedrigen Reihen.
Die Anwesenheit der Kirchenmänner gleichzeitig in denselben Räumen dreier mächtiger Clanmitglieder und deren zwölf adeligen Gästen aus verschiedenen Regionen Schottlands zu wissen, ließ sämtliche Burgbedienstete um ihr Leben fürchten.
Man munkelte, die Prophezeiung des Michel de Nostredame würde heute ihre Erfüllung finden.
Ein schmächtiges kleinwüchsiges Männlein, gekleidet in unauffälligem grünen Samt lauschte schweigend den Worten des Kirchenherrn.
Orath McEnor, seines Zeichens Oberhaupt des Weisenrates schüttelte leidvoll den Kopf.
Der Ankläger, dessen dunkle Aura nur für Orath sichtbar war, hatte alle Aussagen von Bruder Thomas zu seinem Gunsten umgestaltet. Eine perfekte Inszenierung, um kräftig Stimmung gegen einen sogenannten mutmaßlichen Feind der Kirche zu machen.
»Das rote Lamm«, murmelte Orath bekümmert, seine Augen auf die kirchlichen Würdenträger gerichtet, ehe sein Blick zum prächtigen Emblem wanderte, das die Halle schmückte.
Zwei Hirsche auf grünem Grund vor einem Turm stellten das Wappen seines Clanherrn Ian McCoughan dar. Auch Orath ließ die Weissagung dieses unheimlichen, französischen Apothekers nicht los. Er verstand sie genau, doch niemand sonst wollte daran glauben.
Erneut hob sich die Stimme des Anklägers.
»Er schreibt, dass Gott nicht hindern darf, das Böse, und nicht hindern kann! Verdammt ihr dies?«
Abermals erklang stimmiges Johlen. Mit der Erregung des Kirchenmannes erhob sich die Furcht der Leibeigenen und Diener.
»Sinnentstellte Aussagen. Völlig verzerrt und verkürzt«, wisperte der Weise. »Wir müssen Bruder Thomas warnen«, wandte er sich an den Schankjungen, der unmittelbar an seiner Seite stand.
Das zittrige untersetzte Bürschchen nickte bänglich.
»Ich - ich laufe. Ich bin schnell wie der Wind, du weißt ...«
»Pssst, Jüngchen, rasch. Du darfst nicht links, nicht rechts schauen. Bruder Thomas ist am Ort der Ahnen.«
Der Junge nickte eifrig und verließ die Halle.
Er gehörte zu der Truppe der Kleinwichtel. Unbestreitbar schnell, unsichtbar, wenn er lief. Die Gabe unsichtbar zu sein, war hilfreich, wenngleich er nicht besonders geübt darin war, zu gut schmeckte ihm das Essen seiner Mutter. Doch wenn Orath McEnor einen Befehl erteilte, wurde er ausgeführt. Er gehörte dem Clan des Weisenrates an und lebte schon seit über sechshundert Jahren.
Niemand schenkte dem Jungen Aufmerksamkeit, als dieser den Saal verließ. Niemand, außer Orath, dem Weisen.
»Wie verderbt die Welt doch ist«, murmelte der Alte, nach einem weiteren Blick in die illustre Runde. So hoffte er, den Jungen und dessen Familie durch seine List in Sicherheit gebracht zu haben.
Das Unheil nahte mit riesigen Schritten, doch nicht viele sahen es kommen. Die Sensibleren unter ihnen hatten sich jedoch vorbereitet. Einige hatten längst schon Unterschlupf bei den heiligen Steinen gesucht und warteten ängstlich auf den Ausgang. Andere blieben in ihrem Dorf und lebten, wie sie es von jeher getan hatten, ohne Zank und Bitternis.
Trauer spiegelte sich in den Augen des Weisen wider. Die Dorfbewohner würden dem Fluch zum Opfer fallen. Nur der heilige Ort wurde durch geheime Kräfte geschützt.
Bruder Thomas kämpfte schon seit Jahrzehnten gegen Ungerechtigkeit und Verblendung, doch diesmal konnte der Beschuldigte sich nicht wehren, da dieses Gelage ohne ihn stattfand.
Kardinal Wrathorne wollte einen ungewissen Ausgang dieses Prozesses vermeiden. Der Feind galt als ausgesprochen gewieft und respekteinflößend.
Orath hoffte trotz besseren Wissens inständig, Bruder Thomas befände sich tatsächlich am heiligen Ort, oder innerhalb der Burgfeste in eine der geheimen Kammern, denn Häretikern drohte die Verbrennung. In einem solchen Falle konnte selbst ein derart mächtiger Clanführer wie McCoughan nichts ausrichten. Der Vatikan befolgte eigene Gesetze, die stärker waren, als die der schottischen Clanmächte.
Ehe Orath der Weise sein verstecktes Amulett unter der Kleidung ertasten konnte, wurde er sich der atmenden Dunkelheit gewahr, die mit einem Mal aus den Poren des steinernen Gemäuers sickerte.
Ein tiefes Grollen durchlief das Mauerwerk und durchzuckte den Weisen mit deutlicher Gewissheit.
Die Haare in seinem Nacken sträubten sich und er empfand tiefes Entsetzen. Zu spät – durchfuhr es ihm. Die letzte Chance war vertan.
Das Böse befand sich bereits unter ihnen. Die Zeit war um. Schneller, als erwartet, doch der Weise wusste nun, was geschehen würde.
Verblendet durch die Worte des mächtigen Wrathorne würden alle Anwesenden in ihr Verderben rennen.
»Das rote Lamm wird die zwei Hirsche besiegen. Feuer und Blut durchtränken geweihten Boden und Dunkelheit wird hereinbrechen über die Hüter der Natur.«
Als die Erde erbebte und der Boden unter Oraths Füßen aufbrach, schloss der Weise die Augen und ließ seinen Geist ins Ungewisse ziehen.

Seit zwei Jahren arbeiten wir immer mal wieder an diesem kleinen Romanwerk herum. Im letzten Jahr ist es uns leider etwas eingeschlafen, doch nun wollen wir auch daran wieder mehr machen. Das besondere an diesem Werk ist nämlich, es wird nicht einfach von einem unserer Autoren geschrieben, sondern von mehreren. Und so wird es natürlich höchste Zeit, dass wir auch dieses Werk nun wieder mehr zum Leben erwecken.

Also liebes Autoren-Team (und da nehme ich natürlich auch mich gleich mit an der Nase), mögen wir uns diesen kleinen netten Anfang unseres gemeinsamen Roman-Abenteuers in diesem Bereich, gleich mal als Motivation hernehmen, bald auch daran wieder weiterzuarbeiten.

Meinen herzlichsten Dank für diesen tollen Prolog, möchte ich an dieser Stelle ausserdem auch noch mal ganz offiziell unserer A.C. Greeley aussprechen.


zuletzt bearbeitet 25.07.2018 16:23 | nach oben springen


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