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  • Und am Ende werden wir frei sein Datum15.07.2022 21:11
    Thema von A. C. Greeley im Forum NEUERSCHEINUNGEN & REZ...

    Und am Ende werden wir frei sein
    (Lilac Girls)
    Martha Hall Kelly

    Auf dänisch: Blomstrende Syrener (bedeutet: blühender Flieder).
    Ich erwähne es deshalb, weil der Titel auf Dänisch mehr mit dem Originaltitel übereinstimmt.

    Meine Kusine aus Dänemark hat mir das Buch mitgegeben. Für mich eine tolle Gelegenheit, wieder einmal dänisch zu lesen.

    Dass es kein einfaches Buch wird, war mir sofort klar. Dennoch musste ich zwischendurch Lesepausen einlegen, da die Handlung tatsächlich öfter ‚an die Nieren ging‘.
    Es ist ein sehr emotionales Buch, und nichts für ‚Zartbesaitete‘. Dennoch empathisch geschrieben und absolut wert, die Handlung lesend ‚durchzuhalten‘.

    Inhalt:

    Die Autorin Martha Hall Kelly entführt und in die Zeit des II. Weltkrieges.

    Es ist eine bewegende Geschichte dreier unterschiedlicher Frauen, die für ihre Freiheit, Liebe und ihr Glück kämpfen. Beruht auf wahren Biographien.

    Die New-Yorkerin Caroline Ferriday, ehemalige Schauspielerin, arbeitet ehrenamtlich im französischen Konsulat. Sie ist verliebt in den französischen, verheirateten Schauspieler Paul Rodierre.
    Ihr Glück nimmt ein jähes Ende, als im September 1939 Hitler in Polen einfällt.
    Paul reist nach Frankreich zurück, um seiner Familie beizustehen, und Caroline bleibt in Ungewissheit über sein weiteres Schicksal zurück.
    Sie beschließt, mit dem ihr zu Verfügung stehenden Mitteln zu helfen, und beginnt, sich für französische Waisenkinder einzusetzen.
    Um Mittel aufzutreiben, veräußert sie auch viel von ihrem Vermögen.
    In späterer Folge des Krieges nimmt sie sich französischen, in USA verzweifelt gestrandeten Menschen an und unterstützt von Anfang an die ‚Résistance‘, die französische Widerstandsbewegung.


    Die 16jährige Polin Kasia Kuzmerick befindet sich in Gesellschaft ihrer besten Freunde Nadia, eine Jüdin, und Pietrik, in dem sie verliebt ist, als am 8. September, 1939 in Lublin plötzlich deutsche Flugzeuge über sie auftauchen, und Bomben auf die Stadt werfen.
    Danach verändert sich alles für sie.

    Weniger aus Überzeugung, eher aus Liebe zu Pietrik Bakoski schließt sie sich der Widerstandsbewegung 'Szare Szeregi, an.
    Sie ist waghalsig und mutig und wird wegen ihrer Unvorsichtigkeit geschnappt.

    Dadurch gerät sie in Gefangenschaft und wird mit ihrer Mutter Halina und ihrer Schwester Zuzanna in das deutsche KZ-Lager Ravensbrück deportiert.
    Während sie Unmenschliches durchmachen müssen, gibt Kasia zu keiner Zeit auf.


    Herta Oberheuser, eine ehrgeizige Medizinstudentin, lebt in Düsseldorf/Deutschland.
    Sie ist 1939 im September 25 Jahre alt und beendet bald ihr Medizinstudium. Ihr größter Wunsch ist es, Chirurgin zu werden und auch zu praktizieren. Unter dem Nationalsozialismus ist es ihr allerdings verboten, sich innerhalb der Chirurgie zu spezialisieren.

    Herta, indoktriniert durch ihre Erziehung, versteht ZB nicht, weshalb ihr Vater zu einem jüdischen Arzt geht. Auch ist sie Mitglied in der Gruppe BDM, ‚Bund deutscher Mädel‘, eine Schwesterorganisation der Hitlerjugend.
    Dort hilft sie, im Blumenlager auf die jungen Frauen aufzupassen.

    Die Uniform der BDM, samt der wenigen Abzeichen für Frauen, erfüllt sie und ihre Mutter mit Stolz.
    Nach dem Lageraufenthalt bewirbt sie sich an vielen Stellen als Ärztin, wird aber nicht angenommen.
    Später bekommt sie einen Teilzeitjob in der Düsseldorfer Hautklinik.
    Da Deutschland zu der Zeit ökonomisch gut im Rennen liegt, verringert sich jedoch bald die Anzahl der Hautpatienten.

    Eines Tages entdeckt sie eine mysteriöse Anzeige in einer Ärztezeitschrift, in der man weibliche Lagerärzte für ein ‚Umerziehungslager‘ in der Nähe von der Ferienstadt Fürstenberg sucht.
    Sie beschließt, sich dort zu bewerben, und erhält die Stelle.

    In Ravensbrück angekommen, ist sie zunächst entsetzt, doch findet sich sehr schnell ein.

    Besonders die Parts von Herta und Kasia sind oft schwer zu ertragen.

    Caroline tritt ein wenig in den Hintergrund, da sie, dank ihres Lebens in den USA größtenteils vom Kriegsgeschehen verschont wird.
    Dennoch ist sie diejenige, die die Geschichte mit ihrem großen Herzen anführt.

    Man braucht eine Weile, um die Zusammenhänge zwischen den drei Frauen zu erkennen, doch genau das macht die Handlung aus.

    Schonungslos erfährt man von den grausamen Taten in dem KZ-Lager Ravensbrück und von dem Überlebenskampf der Frauen dort.
    Es gab jede Menge Momente, wo ich so erschüttert war, dass ich eine kurze Lesepause eingelegt habe. Besonders Herta, die toughe Nazi-Schergin hat mir viele Nerven gekostet.
    Man fragt sich unwillkürlich, wie es sein kann, dass einem Menschen derart die Menschlichkeit abhandengekommen ist.
    Balsam für die Seele ist dafür Caroline, die sich mit Durchsetzungsvermögen und Herzenswärme den Hilfsbedürftigen widmet.
    Auch Kasia, die genügend durchmacht, beweist im unmenschlichen Gefilde Menschlichkeit.

    Dennoch ist die Handlung, besonders um Kasia und Herta voller Spannung und lässt dich ständig hoffen, das alles gut ausgeht.
    Die wechselnden Abschnitte zwischen den drei Frauen sind fließend geschrieben und man kann es, trotz der manchmal wirklich harten Gegebenheiten einfach nicht lassen, weiterzulesen.
    Es ist in der Ich-Form der einzelnen Frauen geschrieben, was tiefere Einblicke in die jeweiligen Charaktere gibt.

    Caroline Ferriday hat es wirklich gegeben, genauso wie Herta Oberheuser und die Frauen von Ravensbrück, unteranderem auch als ‚Kanninchen‘ oder ‚Lupins‘ bekannt.
    Mir gefällt besonders gut, dass die Geschichte mit Kriegsende nicht endet, sondern noch die Zeit danach bis in die 60er hinein anschaulich schildert. Faszinierend ist auch, wie viel Unterstützung es in Amerika während, und nach dem Krieg gab.

    Wir alle wissen theoretisch von den Naziverbrechen, kennen Dokus, Filme, Bücher usw.
    In diesem Buch gehen wir erzähltechnisch mit den drei Frauen durch die Hölle.
    Fliegerangriffe, Hausdurchsuchungen, Deportationen, Ärzte, die töten anstatt Leben zu retten. Medizinische Versuche, Erschießungen, Familien, die um ihre Liebsten fürchten.
    Keine Schonkost, dennoch heißt es durchhalten. Es lohnt sich!

    Fazit: Es ist aufwühlend, schockierend, emotional und gegen das Vergessen!
    Es hat mich nachdenklich gestimmt, und auch dankbar – und es hinterließ mich mit einem warmen Gefühl der Hoffnung.

    A. C. Greeley

  • Die Ruhe nach dem FeiertagssturmDatum02.01.2022 19:42
    Thema von A. C. Greeley im Forum PLAUDERSTÜBERL & GÄST...

    Ja, es mag hier im Augenblick ruhe herrschen, ein wenig Stillstand ...

    Zuviel geschah im letzten Jahr, viel Belastung - das ständige Auf und Ab - Corona.
    Hier in Österreich herrscht eigentlich einziger Corona-Wahn - Alle anderen Themen werden zur Seite gedrängt, ja, man muss stellenweise sogar nach anderen Nachrichten 'suchen' um andere Themen zu finden.
    Geimpft, ungeimpft, gespaltenes Team Österreich - ja, so klingt es im Augenblick überall und es scheint, als sei es Absicht, die Leute gegeneinander aufzubringen. Ungeimpfte Kollegen müssen in seperaten Räumen essen! Aber trinken ist schon gestattet, das dürfen sie schon auch bei den anderen Kollegen. Solche und ähnliche Situationen erleben wir hier in Österreich, im Speziellen in Wien - tagtäglich.
    Alles wird nurmehr vom Virus beherrscht - Es ist zu einer Art unerträglicher Lebensführung geworden.

    Ich schreibe das heute, weil mir im Moment die Lust fehlt, viele meiner anderen liebgewordenen Schreibdinge fortzusetzen.
    Natürlich kommt die Zeit wo ich wieder weitermachen werde. Das steht fest.

    Im Moment ist es für mich Zeit, mich wieder neu zu organisieren, Dinge neu zu ordnen und mich um meine innere Mitte zu kümmern.
    Geht es noch jemandem so?

    Heute ist übrigens die 9. Rauhnacht. Diese ist mit dem Monat September verbunden.
    Es ist also an der Zeit innezuhalten und sich in Geduld zu üben. Im Jetzt zu verweilen ...

    Mein Rauhnacht-Ritual heute:

    Ich habe eine eigene Kerze angezündet und segne heute das neue Jahr 2022.
    Ich kümmere mich um meine Mitte, indem ich heute nur Dinge tue, die mich stärken.

    Heute denke ich darüber nach, was ich in diesem Jahr erreichen möchte, was ich ernten möchte.

    Ich halte inne und denke darüber nach, was ich für mich, für meine Gesundheit und für mein weiteres Vorankommen tun möchte.

    In diesem Sinne:

    Ich wünsche Allen ein glückliches, mit Freude und Gesundheit gesegnetes neues Jahr
    2022

  • AdventDatum30.11.2021 14:02
    Foren-Beitrag von A. C. Greeley im Thema Advent

    Liebe Sabine, du hast vollkommen recht.
    Genießen wir die Zeit so, wie sie uns entgegenblickt. Advent ist eine schöne Zeit.
    Man hat Zeit, sich zu überlegen, wofür es sich lohnt zeit zu haben.

    Adventzeit,
    sei bereit,
    wenns draußen schneit
    ists nicht mehr weit,
    Winterwunderweihnachtszeit ...

    Winter
    komm herbei,
    uns ists einerlei
    Kältewetter stört uns nicht.
    Winterwärmezauberlicht ...

    Liebe Grüße,
    A.

  • 24. DezemberDatum24.12.2020 14:36
    Foren-Beitrag von A. C. Greeley im Thema 24. Dezember

    Weihnachten auf Dänisch

    Gleich vorweg – Dänen lieben Weihnachten.
    In Dänemark wird bereits Ende November mit dem Erscheinen der Weihnachtsbriefmarke (Julemærke) eingeläutet, deren Erlös einem wohltätigen Zweck zugutekommt. Am 1. Dezember wird das erste Mal die Kalenderkerze angezündet. Eine typische dänische Besonderheit. Es ist wie ein Adventkalender nur in Kerzenform.
    Auf der Seite sind die Zahlen 1 bis 24. geschrieben. Kinder in Dänemark bekommen selbstverständlich einen Adventkalender, wie auch bei uns.

    Am 13. Dezember feiert man das St. Lucia-Fest (Dänemark, Schweden, Norwegen).
    Es gab verschiedene Kalenderformen, bevor der gregorianische Kalender im 16. Jahrhundert eingeführt wurde.
    Nach dem alten, julianischen Kalender (hat mit Julius Cäsar zu tun), fiel der 13. Dezember auf die Wintersonnenwende, also den kürzesten Tag des Jahres. (Jetzt fällt dieser Tag auf den 21. Dezember).
    Im Christentum wird an diesem Tag der Gedenktag der Heiligen Lucia gefeiert, die dem Lichterfest ihren Namen gab.
    Bei diesem Fest wird eine ‚Lucia‘ ausgewählt. Meist die älteste Tochter einer bestimmten Familie. Sie bekam einen Lichterkranz aufgesetzt und wurde von den ‚Sternenmädchen‘ bei der Prozession begleitet. Jedes Sternenmädchen brachte ebenfalls Licht, in Form einer Kerze, in die dunkle Jahreszeit mit.

    Weihnachtsmärkte gibt es im Norden auch, jedoch sind sie nicht so groß wie bei uns, dafür eher gemütlich. Überhaupt wird in Dänemark viel auf Hygge gegeben. Hygge, heißt zwar Gemütlichkeit, dennoch ist es mehr ein Rundherumwohlgefühl.
    Deshalb gibt es auch gleich ein eigenes Wort für die besonders wohlige Atmosphäre zu Weihnachten: ‚Julehygge‘.
    Da Dänen gerne feiern, nutzen sie jede Gelegenheit für ein geselliges Beisammensein.
    In der Vorweihnachtszeit trifft man sich gerne mit Freunden, Familie oder Kollegen um ZB. einen netten Nachmittag oder Abend zu verbringen.
    Man kocht gemeinsam, oder trifft sich auf Kaffee oder Tee, oder auch mal zum Glögg.

    Geschmückt wird zuhause unter anderem mit ‚Julenisser‘ - diese Weihnachtswichtel sind in jedem Heim zu finden. Sie waren im heidnischen Glauben für Glück und Unglück im Haushalt zuständig. Man muss sie, wie alle Naturgeister, bei Laune halten.
    Zu Weihnachten gibt es für sie Reisbrei (eine Art Milchreis mit Zimt), und dazu ein ‚Juleøl‘ – ein eigens gebrautes Starkbier. Meistens stellt man es auf den Dachboden. Auch vor der Tür oder auf die Terrasse und in den Garten kann man die Leckereien servieren. Früher brachten auch die Nisser die Geschenke. Später wurde daraus der Weihnachtsmann.
    Das typische dänische Weihnachtsgebäck sind die Pebbernødder (Pfeffernüsse) und Brunekager (Braune Kekse), die ähnlich wie Lebkuchen schmecken.
    Traditionell wird Weihnachten mit der Familie gefeiert.
    In Dänemark beginnt das Weihnachtsfest bereits am 23. Dezember mit dem ‚Lille Juleaften‘.
    Da kommen oft Familien und Freunde zur kleinen Julehygge zusammen.
    Der Baum wird geschmückt, man trinkt Julbryg (Weihnachtsbier) oder Glögg, knabbert Gebäck und unterhält sich.
    Es ist eine Art ‚in Stimmung kommen.‘
    Der Baum wird traditionell mit dänischen Fahnen behängt und mit ‚Julehjerter‘ geschmückt.
    Das sind selbstgebastelte Weihnachtsherzen, in denen man auch etwas hineintun kann. Natürlich auch in den dänischen Farben rot und weiß.
    Dann gibt es noch die Kræmmerhuse. Kleine Stanitzel, in denen man ebenfalls eine Leckerei verstecken kann.
    Alle Geschenke werden, wie auch in anderen Ländern unter dem Baum gelegt.

    Am Heiligabend kommt die Familie zum großen Schmausen zusammen – zum Julemad – Weihnachtsessen.
    Da gibt es jede Menge gute Sachen.

    Für Dänemark typisch: Schweinsbraten, Truthahn oder Gans, mit Rotkraut und karamellisierte Kartoffel.

    Danach gibt es einen Milchreisbrei mit viel Zimt. Um es richtig abzurunden, wird das Ganze mit Kirschsoße übergossen.
    Es nennt sich Risalamande und ist eine weitere wichtige Weihnachtstradition in Dänemark.

    In dieser Speise versteckt sich nämlich eine Mandel. Wer diese findet, bekommt eine kleine Wichtelaufmerksamkeit.
    Besonders interessant wird es, wenn derjenige, der die Mandel bekommt, dies nicht gleich preisgibt, sondern wartet, bis alle aufgegessen haben.
    Nach dem Essen tanzt man, sofern das möglich ist, um den Weihnachtsbaum herum und singt Weihnachtslieder.

    Es gibt immer eine Weihnachtsgeschichte, die hauptsächlich von den ‚älteren‘ Familienmitgliedern vorgelesen wird. Dazu nimmt man sich fast immer eine Geschichte von H. C. Andersen‘.
    Entweder ‚Der Tannenbaum‘ oder ‚Das Mädchen mit den Schwefelhölzern‘.

    Danach gibt es endlich Bescherung. Dann sitzt man noch eine Weile gemütlich beisammen und plaudert, während sich die Jüngeren mit ihren Geschenken beschäftigen.

    Am 25. und 26. Dezember gibt es dann Julefrokost. Zwischen 12h und 14h kommt hauptsächlich wieder die Familie zu einem reich gedeckten Tisch zusammen. Meist mit belegten Broten und leckeren Salaten, jede Menge Bier und Wein. Das kann natürlich schon den ganzen Tag dauern.

    In diesem Sinne:

    God Jul!

    Frohe, besinnliche Weihnachten! Genießt die Zeit!

  • 23. DezemberDatum22.12.2020 21:42
    Thema von A. C. Greeley im Forum Adventkalender 2020...

    Der Engel und der Glaszapfen

    Es rumpelte in der mächtigen, bunten Schachtel, als der große Mann sie aus dem hintersten Eck des Kellers hervor nahm.
    In irgendeinem Winkel konnte man es sogar rascheln und wispern hören.
    Der Mann hörte natürlich nichts dergleichen, denn diese Laute waren nur für ganz spezielle Ohren geeignet.

    Das kleine rosa Engelchen freute sich über den Mann, denn das bedeutete, dass es endlich wieder so weit war!
    Der Baum musste geschmückt werden und es durfte wieder dabei sein.
    Freudig streckte es seine perlmuttschimmernden Flügel aus, und hoffte, dass das rosa Kleidchen auch nicht allzu zerknittert war, denn es war ein eitles kleines Ding.
    Noch fühlte sich das Engelchen ein wenig steif, doch es würde bestimmt besser werden, wenn es erst aus dieser Weihnachtsschachtel rauskam.

    Rechts neben sich hörte es ein Stöhnen. Sofort wusste das Engelchen, dass es von dem schönen, alten Glastannenzapfen kam, der in extradickes Papier verpackt, neben ihm lag.
    »Oh, lieber Zapfen, wir dürfen wieder raus aus der Schachtel und den Baum schmücken. Ich freue mich schon so darauf! Hoffentlich haben sie heuer wieder einen ganz Großen besorgt, denn dann können viel mehr von uns heraus.«

    Der alte Zapfen seufzte schwer.
    »Ach, liebes Engelchen, ich freue mich, wie jedes Jahr. Ich liebe diese Zeit. Nur mache ich mir heuer Sorgen darüber, ob ich es heil aus dieser Schachtel schaffe, so wie ich durchgeschüttelt werde. Ich bin ja nicht mehr der Jüngste, weißt du?«

    Das verstand der kleine Engel.
    »Ich hatte fast vergessen, wie lange du schon in dieser Familie bist.«

    Der Zapfen seufzte erneut.

    »Ja, mein liebes Engelchen. Heuer sind es bereits 92 Jahre.«

    Ehrfurchtsvoll schwieg das Engerl. Das war ziemlich beachtlich.
    Da war seine, immerhin fünfundzwanzigährige Existenz kaum erwähnenswert.

    Der Zapfen schwieg. Es schien, als ob er ein wenig für sich sein wollte. Vermutlich dachte er an all die besinnlichen Weihnachtsfeste, die er bereits erlebt hatte.

    Das Engelchen spürte, wie sie auf einem Tisch abgestellt wurden, und wartete geduldig, bis die Schachtel geöffnet wurde.
    Alle Jahre wieder freute es sich auf diesen besonderen Augenblick.
    Was sich wohl alles verändert hatte seit dem letzten Mal?

    Als es dann so weit war, blickte es erwartungsvoll in den hell erleuchteten Raum.
    Sofort bemerkte es den warmen Geruch nach Zimt und Orangen - und den herrlichen Duft der Tanne.
    Es war genauso wie immer!

    Eine große Hand griff vorsichtig in die Schachtel und begann, Teile des Christbaumschmuckes herauszunehmen.
    Freudig wartete das Engelchen darauf, dass es auch rausgenommen wurde, denn dann konnte es endlich in den Raum blicken.

    Endlich war es so weit, das kleine Engelchen schaute sich vorsichtig um.
    Der große Mann, den es auch in den letzten Jahren gesehen hatte, stand vor einem wunderschönen großen Baum, und hatte soeben begonnen, rote und goldene Kugeln aufzuhängen.

    Natürlich konnte es nicht so atmen, wie die Menschen, aber auf seine eigene engelhafte Weise hielt es vorsichtig die Luft an, als der Mann den alten Glaszapfen aus dem Papier wickelte.

    Sanft fuhr er mit seinen Fingern den mundgeblasenen Formen des alten Zapfens entlang und lächelte.
    »Ja, mein Lieber. Du siehst noch immer fein aus. Ich glaube allerdings, dass ich dich heuer das letzte Mal auf einen der Tannenzweige hängen werde, denn auch du sollst deine verdiente Ruhe bekommen. Meine Frau würde es mir auch nie verzeihen, wenn du zu Schaden kommen würdest.«

    Das Engelchen hörte zu, und war tief berührt von den Worten des Mannes. Ob dieser wohl wusste, dass der alte Zapfen gerne Christbaumschmuck war?
    Der Zapfen seufzte wieder.

    »Ja, mein kleiner Engel, so ist es. Irgendwann ist man nicht mehr zu gebrauchen.« Es klang so traurig, dass dem rosa Engelchen ganz schwer ums Herz wurde. Wenn es hätte weinen können, dann wären ihm jetzt winzig kleine Tränen über die rosigschimmernden Wangen gelaufen.

    Der große Mann betrachtete den alten Zapfen noch einmal genauer, ehe er ihn vorsichtig auf einen kräftigen Ast platzierte.
    »So, hier bist du jedenfalls sicher, und nächstes Jahr, nun – vielleicht nehmen wir dich dann als Schmuck für den Adventkranz, denn da bist du womöglich viel besser aufgehoben, als in dieser Schachtel. Meine Frau wird garantiert auch dafür sein. Immerhin bist du ja schon so viele Jahre in der Familie.«
    Dann griff er zum nächsten Schmuck und fuhr mit dem Behängen fort.
    Das Engelchen freute sich. Dann würde der alte Zapfen doch wieder dabei sein dürfen! Wie es ihm gebührte – als Weihnachtsschmuck.

    »Oh, du bist ja so beliebt! Hoffentlich bin ich das auch irgendwann mal.« Es blickte sich suchend im Raum um.
    »Wo ist denn bloß der Junge?«
    Der Zapfen, der mit einem Mal sehr entspannt wirkte, erstrahlte im Glanz der brennenden Kerzen.
    Ob er sich darüber freute, auch weiterhin an Weihnachten gebraucht zu werden?

    »Ach, Engelchen, er kommt sicher bald. Ich habe ihn bereits gehört. Sei nicht so ungeduldig.« Der Zapfen wusste, wie gerne der Engel den Jungen hatte.
    »Du kennst ihn schon, seit er ein Baby war. Ich weiß. Er wird sicher gleich hier sein, denn er schmückt ja so gerne mit. Und mach dir keine Gedanken, du bist selbst sehr beliebt, wie du weißt. Die Frau achtet immer darauf, dass du auf den Baum kommst. Sie hat dich sehr gerne.«

    In dem Moment ging auch schon die Tür auf, und ein großer, schlaksiger Junge mit verwuschelten dunkelblonden Haaren, in denen noch die Kristalle der Schneeflocken schimmerten, trat in den Raum.

    »So. Bin schon von der Arbeit zurück. Im Botanischen Garten gab es heute außer Schneeschaufeln nicht wirklich viel zu tun. Oh, du hast aber schon viel Schmuck hergerichtet!«

    Der Mann nickte lächelnd.
    Das Engelchen freute sich, dass diese beiden so gut miteinander auskamen.
    Oh, er war schon so groß geworden. Unglaublich, wie die Zeit verrann.
    Der Junge lächelte zurück und griff sofort nach dem vorbereiteten Schmuck.
    Ein Stück nach dem anderen hängte er an die Äste.

    Die neuen, modischen Kugeln kicherten leise vor sich hin. Natürlich war das für die Menschen nicht hörbar, denn dann würden sie sich womöglich vor dem Christbaumschmuck fürchten.
    Diese Kugeln hatten keine Angst davor, kaputt zu gehen, denn sie konnten immer auf dem Boden fallen, ohne in Stücke zu zerspringen.

    Die Keramikschmuckstücke, die aus verschiedenen Figuren bestanden, waren schon ziemlich lange da. Doch sie waren immer sehr verschwiegen, und sahen einfach nur nett aus. Auch sie gehörten nicht so lange zur Familie, wie das rosa Engelchen und der alte Glaszapfen.

    Gedankenverloren dachte das Engerl an den Tag zurück, an dem es in diese Familie gekommen war.
    Es hatte mit vielen anderen rosa und blauen Engeln einen großen Baum in einem Altersheim geschmückt.
    Es war nicht so, dass es ihm dort nicht gefallen hätte, doch da war es nur eine von vielen gewesen, auch wenn die alten Menschen sich sehr darüber gefreut hatten.
    Bis dieser Junge mit seiner blonden Freundin gekommen war.
    Das Mädchen war an den Baum herangetreten und hatte das rosa Engelchen staunend berührt.
    Der Junge, der jeden Tag kam, weil seine Tante hier arbeitete, hatte gelacht, und gefragt, ob ihr denn das Engelchen gefiele. Als diese bejahte, hatte er, ohne die geringste Spur eines schlechten Gewissens, das Engelchen vom Baum gepflückt und es dem Mädchen in die Hand gelegt.

    »Dann soll es jetzt dir gehören!«

    Lächelnd und glücklich hatte das Mädchen sich bedankt, und seit damals durfte das kleine rosa Engelchen auf den Weihnachtsbäumen ihrer Familie hängen.

    Ab diesem Moment war es nicht mehr nur eines von vielen, sondern das einzige, winzige rosa Engelchen mit perlmuttschimmernden Flügeln und einem hübschen Rüschenkleid. Es hatte sich damals so darüber gefreut, und seitdem jedes Jahr.
    Fünf Jahre danach war das blonde Mädchen erwachsen und bald darauf kam Daniel, der Junge zur Welt.
    Aber es verging kein einziges Jahr, indem das Engelchen nicht auf dem Baum landete.

    Gerade als der Junge nach ihr greifen wollte, ging die Tür abermals auf und sie trat in den Raum.
    Das Engelchen erstrahlte vor Freude. Auf sie hatte es die ganze Zeit gewartet!
    Sie hatte schon ein paar Fältchen um die Augen, doch ihre Wangen waren von der kalten Winterluft gerötet und die blauen Augen blitzten noch genauso wie damals vor fünfundzwanzig Jahren.
    Dem Engelchen ging das Herz auf.

    Daniel wandte sich grinsend zu seiner Mutter um.
    »Da hast du aber Glück gehabt, fast hätte ich deinen Engel aufgehängt.«

    Die Frau schmunzelte.
    »Oh, ich hätte dir bestimmt verziehen, aber jetzt wo ich da bin, werde ich das selbst erledigen.«
    Ganz vorsichtig nahm sie das Engelchen zwischen ihre Finger und hängte es auf einen kleinen Zweig, ganz in der Nähe des alten Zapfens.

    »So mein Pensionistenengerl, da kommst du ganz hervorragend zur Geltung.«
    Das Engelchen straffte stolz seine Flügel und strahlte vor Freude.

    Ja, hier gehörte es hin! Das war seine Familie!

    Der alte Tannenzapfen hing ruhig und zufrieden auf seinem Zweig.
    Es freute ihn von Herzen, wie glücklich alle hier waren.

    Hoffentlich konnte er noch lange, lange die Weihnachtsfreude mit dem Engelchen und dieser Familie teilen, denn nichts anderes wollte er!

  • 19. DezemberDatum18.12.2020 22:24
    Thema von A. C. Greeley im Forum Adventkalender 2020...

    Raunächte und Bräuche - Mythisch und zauberhaft

    Die Herkunft des Wortes Raunacht/Rauhnacht ist ein wenig umstritten.
    Vermutlich stammt es von dem mitteldeutschen Wort ‚Ruch‘, das soviel wie ‚haarig’oder auch einfach ‚rau‘ bedeutet und ein Hinweis auf die ‚Wintergeister und -Dämonen‘ ist, die zu ‚Odins Jäger der Wilden Jagd, gehören und in zwölf Nächten ab des Tomas-Tages (21.12) über den Himmel durch unsere Welt ziehen.

    Natürlich könnte es auch von dem Wort ‚Rauch‘ kommen, das im 16. Jahrhundert erwähnt wurde:

    »Die zwolff naecht zwischen Weihenacht und Heyligen drey Künig tag ist kein hauß das nit all tag weiroch Rauch in yr herberg mache – für alle teüfel gespenst vnd zauberey.«

    Die erste Version stimmt natürlich – und die zweite kam dann mit dem Christentum nach, also stimmt die auch – zumindest seit es schriftliche Nachweise gibt.

    Und, da wird man mir wohl beipflichten: Dämonen sind sowohl oftmals raue Kerle, wie auch ziemlich behaart, denkt man an die Perchten- oder auch ‚Rummelpot-Läufe (dänisch: Rumlepot).

    Rummelpot/Rumlepot findet übrigens zu Silvester/Neujahr statt. Da macht man Lärm, indem man mit einem Bambusstab durch ein Loch in einem mit Schweinehaut überzogenen Tongefäß herumrührt, und dadurch ‚rumpelt‘. So vertreibt man die ‚bösen Wintergeister‘. Wir dänischen Kinder liefen da durch die Gegend und sekkierten die armen Hausbewohner, indem wir mit diesem Rumlepot rumpelten und Sprüche aufsagten. Der berühmteste Spruch stammt aus Sydjyttland:

    Fru, fru, lok e døe op!
    Æ rummelpot vil ind.
    De kom æ skib fra Holland.
    De hav så goj en vind.
    Styrmand vil vi prise
    Kaptajnene vil vi hejse
    sæt æ sejl op i æ top
    å gi mæ naue i æ rummelpot.
    Hallo – hallo en æffelkagh elle to
    å ven den æ få lille
    så gi mæ to for jen.
    (Sydjyttisch)

    Frau, öffne die Türe!
    Der Rummelpott will rein.
    Es kommt ein Schiff aus Holland.
    Das hat kein guten Wind.
    Kapitän, du musst weichen.
    Bootsmann, du musst streichen.
    Setzt das Segel ganz nach oben
    und gebt mir was in den Rummelpott!
    (hochdeutsch)

    Rummel, rummel, ruttje,
    Kriech ik noch en Futtje?
    Kriech ik een, blev ik stohn,
    Kriech ik twee, so will ik gohn.
    Kriech ik dree, so wünsch ik
    Glück, dat de Osche mit de
    Posche dür de Schosteen flüch.
    Dat ole Johr, dat nie Johr,
    sind de Futtjes noch nicht gor,
    pros Niejohr, pros Niejohr!
    (Nordfriesland)

    Fru, maak de Dör op!
    De Rummelpott will rin.
    Daar kümmt een Schipp ut Holland.
    Dat hett keen goden Wind.
    Schipper, wulltst du wieken!
    Feermann, wulltst du strieken!
    Sett dat Seil op de Topp
    un geevt mi wat in’n Rummelpott!
    (niederdeutsch)

    Das ist irgendwie wie der Halloweenbrauch in den USA, denn nette Hausbewohner beschenkten die Kinder mit ‚Æbleskiver‘ (kleine gezuckerte Teigkugerl in Fett rausgebraten, entweder mit Äpfeln im Teig, oder nicht, je nach dänischem Gebiet) oder auch Zuckerl.

    In den 70ern begannen wir mit kleinen Streichen, falls niemand uns öffnete. (Harmlose Sachen wie ‚Gartentüren‘ aushängen‘ oder Gegenstände auf dem Schuppendach verfrachten).

    Zurück zu den Raunächten:

    In der Zeit gilt:

    Keine Wäsche aufhängen.
    Falls die wilde Jagd das entdeckt, reißt sie es mit sich und verteilt es im Laufe des kommenden Jahres als ‚Leichentuch‘ in deinem Kreise.
    Ich würde sagen, es gilt als Zeichen des Respekts keine Wäsche aufzuhängen und alles zuhause aufgeräumt zu haben.

    Zuerst geht es um die einfachen Kalender, die nur 354 Tage umfassen. Diese Kalender bleiben mit dem Sonnenjahr in Übereinstimmung und die gibt es schon länger als die uns bekannten, die 365 Tage umfassen.
    Die fehlenden elf Tage, beziehungsweise 12 Nächte gelten als ‚tote Tage’, also Tage außerhalb der Zeit.
    In diesen Tagen wird in verschiedenen Mythologien angenommen, dass die Naturgesetze außer Kraft gesetzt sind. So fallen die Grenzen zu ‚der anderen Welt‘.

    Auch die Winterauskehr, am Ende des Faschings scheint damit im Zusammenhang zu stehen.

    Das Geburtsfest Christi war im Frühchristentum relativ unbestimmt. Es gab erst etwa 354. n. Chr.eine schriftliche Überlieferung, dass in Rom ein heidnisches Fest am 25. Dezember gefeiert wurde.
    Später behauptete man, dass es ein vorchristliches germanisches Sonnwendfest gab, das von der Kirche mit christlichen Bräuchen überlagert wurde.

    Fest steht, dass das Julfest schon im Heidentum Bestand hatte. Wann genau kann man nicht exakt nachvollziehen. Doch existieren in Form von Kalenderstäben und Runenzeichen Nachweise, dass das ‚Julfest‘ ca. ab 21. Dez nach unserer Zeit stattfand. Da ging es um die ‚längste Nacht‘ des Jahres.

    So sind die Raunächte eben auch die längsten Nächte des Jahres.

    In diesen ‚toten Nächten‘ zieht in vielen Ländern, insbesondere in den nordischen Ländern ein Jagdzug (Odensjagt, Odins Jagt, The Wild Hunt usw.) über die irdische Welt.
    An diesem Jagdzug nehmen bekannte Gestalten der nordischen Mytholgie teil, wie eben Odin, der Heeresführer, so wie seine Söhne. Unteranderem auch Thor mit seinen Ziegen. Der Rest des Jagdzuges wird von Männern, Frauen und Kindern begleitet. Meist solche, die einen vorzeitigen, unglücklichen oder gewaltsamen Tod gefunden haben.
    Die ‚Wilde Jagd‘ besteht aus Seelen der Menschen, die ‚vor ihrer Zeit‘ gestorben sind. Also an Umständen, die vor dem natürlichen Tod eintraten.
    Menschen, die diesen Zug beobachten, werden oft mitgezogen und müssen jahrelang mitziehen, bis sie befreit werden. Auch Tiere, hauptsächlich Hunde und Pferde, ziehen mit.

    Eigentlich ist dieser Jagdzug den Menschen nicht feindlich gesinnt, dennoch ist es ratsam, sich auf dem Boden niederzuwerfen, oder sich im Haus einzuschließen und zu beten.
    Wer aber das Heer verspottet, oder nicht ernst nimmt, wird unweigerlich Schaden davontragen.
    Wer absichtlich aus dem Fenster schaut, um es zu betrachten, der bekommt einen dicken Kopf, den er nicht zurückziehen kann.
    Uns Kindern wurde immer eingeschärft, ja vor Einbruch der Dunkelheit zuhause zu sein, da wir sonst auch mitgerissen werden könnten.
    Man sollte auch nicht alleine herumlaufen, denn das lädt die Jagdgesellschaft dazu ein, dich mitzunehmen.

    Misteln ab den 21. Dezember an den Ställen und den Wohnhäusern schützen vor bösen Geistern.

    Die Wilden Jäger lassen Hausbewohner (Tiere oder Menschen) in Ruhe, wenn sie die Mistel am Gebäude sehen. Immerhin besagt die Legende ja, dass Balder/Baldur, Odins Sohn, der Sonnengott von einem Mistelholz-Pfeil getötet wurde.

    In den Raunächten räucherte man seinerzeit, um Perchta oder Dämonen und Geister, die es auch in Odins Heer gibt, auf Abstand zu halten oder zu besänftigen. Man dachte, verschiedene Kräuter und Harze hätten starke magische Wirkung.
    Perchta gilt in mehreren Ländern als die Göttin der Unterwelt. Sie wird auch Hel und daraus ableitend Frau Holle genannt. Besonders bekannt ist sie im Alpenbereich. Ihr Heer, bestehend aus den ‚Perchten‘ und aus Kinderseelen schaut in die Zimmer hinein nach dem Rechten.
    Am besten man hat ein aufgeräumtes Heim und macht Türen und Fenster sicherheithalber zu. Dann einfach abwarten, bis sie weiterzieht.
    Auch hier gilt: Sie ist nicht grundsetzlich böse. Kann aber auch verärgert werden.
    Das Räuchern stimmt sie milde, vertreibt das Böse und bringt positive Energien in die Heime und Stallungen.
    Sie wird sich dazu entschließen, die Menschen in Ruhe zu lassen und sie vor dem Bösen zu beschützen.
    Genauso läuft es auch mit der ‚Wilden Jagd‘.


    Weitere Bräuche – Räuchern
    Räuchern gab es schon immer in allen Kulturen der Welt. Es diente dem Schutz vor Geistern und Dämonen und es beschützte Mensch und Tier.
    Ich bleibe weiterhin in den mir bekannten Gebieten, da es den Rahmen sprengen würde, von den vielen Ländern zusätzlich zu berichten, die in Raunächten räuchern.

    Räuchern in den 12 Nächten:

    Um Haus, Mensch und Tier vor Unheil zu schützen, werden Heilpflanzen und Harze in Räucherschalen verräuchert und in jeden Winkel getragen. Dazu spricht man spezielle Gebete, oder Sprüche, um die Schutzwirkung des Räucherns noch zu verstärken.

    Man nimmt mindestens sieben, besser neun Zutaten. Sieben steht für die ehemals 7 Planeten, und neun beinhaltet in sich 3x die göttlich angesehene 3 – was soviel wie Vollkommenheit bedeutet.

    Vorbereitung:

    Geliehene Dinge zurückbringen.
    Schulden begleichen, offene Rechnungen bezahlen.
    Ungeklärte Angelegenheiten bereinigen.
    Haus- und Wohnungsputz – Aufräumen
    Rückschau ans Jahr richten: Was war gut, was war schlecht.
    Sich bei Menschen bedanken, die uns durchs Jahr begleitet haben.
    Das alte Jahr abschließen.

    Am Besten räuchert man natürlich in jeder Raunacht, beginnend mit dem 21. Dezember bis hin zum 6. Jänner.

    Ganz besonders wichtig sind die starken Raunächte:

    21./22. Dezember: Die Wintersonnenwende – die längste Nacht des Jahres, auch Tomasnacht genannt.

    24/25. Dezember: Heilige Nacht

    31.Dezember/1. Jänner: Neujahr

    5/6. Jänner: Vorchristlich: Hochneujahr – altes Julfest oder Feier der ‚Obrigkeit`entweder also Perchta oder Odin. Was gefällt – das hält.
    Jultrinken gehörte ebenso zum 6. Jänner dazu, da man früher meinte, anhand von ‚alkoholischen Getränken‘ käme man der Göttlichkeit näher. Deswegen gibt es in den Nordländern nach wie vor das Jul-Bier.

    Mein Räuchern:

    Ich räuchere mit Räuchergefäß mit Sand und darauf lege ich die Kohle.

    Dazu habe ich eine eigene Raunacht-Räuchermischung.

    Vorzugsweise nimmt man Kräuter und Hölzer mit reinigender, schutzbringender Wirkung.

    Bei mir diese drei – immer dabei:

    Wacholderholz und -Beeren: bieten einen starken Schutz vor bösen Geistern und jeglicher negativer Energie. Außerdem wirkt Wacholder antiseptisch.

    Rosmarin: beseitigt negative Energien, bringt neue Kraft und weckt Kreativität

    Fichtenharz: beseitigt negative Energien, Eifersucht und Neid

    Am 21. Dezember, die dunkelste, längste Raunacht nehme ich dazu:

    Johanniskraut: starker Lichtbringer, stärkend, wirkt gegen Depressionen, bringt Sonne in die Finsternis.

    Odermennig: fährt mit einer Lichtenergie durch und fegt sozusagen alles Dunkle auf einmal weg.
    Es ist sehr stark und lichtbringend, wirkt auch gegen Depressionen.
    Allerdings ist es sehr geruchsintensiv, deswegen verwende ich es immer in Kombi mit Weihrauch und Harzen.

    Weihrauch: je nach Gefühl, Lust und Laune. Ich hab verschiedene Weihrauchharze und nehme, was ich gerne riechen mag.

    Myrrhe: Erdung, Meditation, Wohlbefinden

    Zimt: Energiespender, leistungsstärkend, wärmebringend. Gilt im Voodoo auch als Geldspender, und ist unterstützend bei Glück.

    Odermennig, Zimt und Johanniskraut tragen zB die ‚Sonne‘ in sich. Weswegen sie in der längsten Nacht des Jahres zum Einsatz kommen. Das gilt eigentlich auch für einige andere gelbblühende Pflanzen.

    Noch ein paar Ideen:

    Beifuß: Für Neubeginn, unterstützt dabei, Altes loszulassen. Genauso hilft Beifuß auch beim Abschied nehmen. Beseitigt Ängste. Stark reinigend und beschützend.
    Beifuß kann man auch, wie die Mistel, zum Schutz des Heimes an die Türen hängen.

    Mädesüß hilft, negatives zu verarbeiten. Reinigt die Atmosphäre.

    Salbei: Reinigt die Räume intensiv, kräftigt und stärkt – verwende ich unter dem Jahr oftmals alleine als Reinigung von allem Negativen.

    Schafgarbe unterstützt dich im Ankommen mit dir selbst.

    Rosenblüten stärken die Liebe zwischen den Menschen.

    Lavendel wirkt ausgleichend, und reinigt, außerdem klärt es.

    Weihrauch ist wirksam gegen Stress und reinigt die Atmosphäre.

    Engelwurz: starke Zauber- Heil und Schutzpflanze, erdet – spendet Geborgenheit – Seelenbalsam – die Pflanze der ‚Engel‘, schützt und hüllt dich in einen Schutzmantel. Riecht auch intensiv, deswegen verwende ich das auch in Kombi mit Harzen und Weihrauch.

    Mistel beim Räuchern ist vorhersehend, hilft beim Abschließen.

    An die Türen gehängt, beschützt die Mistel Haus und Hof vor dem Bösen.

    Holunder: hilft beim Loslassen, reinigt und schützt.

    Man braucht:

    Eine feuerfeste Schale (Räucherpokale, Räucherpfannen, Räuchergefäße).

    Räucherkohle (mit eingebautem Schnellzünder).

    Sand, um das Gefäß vor der großen Hitze zu schützen (die Kohle wird bis zu 300 °C heiß).

    Ich zünde eine Räucherkohle an, lege sie, sobald sie durchgeheizt ist (graue Farbe) auf Sand in meinen Räucherpokal.
    Ist sie fertig durch, streue ich zuerst Harze und Weihrauch darauf. Diese Zutaten reagieren gut auf direkter Kohle, da sie eine starke Hitzeentwicklung benötigen, um zu wirken.
    Bei Kräutern und Pflanzenteilen ist es besser, zuvor eine kleine Sandschicht auf die Kohle zu geben, oder sie über das andere Rauchwerk streuen, damit sie nicht so schnell verbrennen.

    Beim magischen, energetischen Räuchern ist es wichtig, dass sich viel Rauch entwickelt. Nur so erzeugt man die nötigen Energien und vertreibt das Negative.

    Führe ich ein langes Räucherritual durch, beginne ich mit reinigenden Zutaten, hauptsächlich weißem Salbei.

    Damit gehe ich gegen den Uhrzeigersinn durch alle Räume, beginnend von der Eingangstür aus.
    Ich verteile den Rauch mit einer Feder. Es geht auch mit einem Fächer oder ähnliches.
    Ist das erledigt, lasse ich es etwa 10 min wirken, dann öffne ich alle Fenster, damit die Energien bewegt werden.
    Die schlechten gehen, die guten bleiben. Danach schließe ich die Fenster wieder und beginne mit der Energieschutzräucherung.

    Diesmal streue ich mein Räucherwerk auf die Kohle und gehe mit der Uhr erneut durch alle Räume.
    Wieder lasse ich es wirken, danach öffne ich die Fenster erneut.
    Ich sage meine eigenen Schutzsprüche auf, gedenke meinen guten Erlebnissen im Jahr, nehme Abschied von allem Negativen. Schicke alles Schlechte fort, und heiße Positives willkommen.

    Jeder kann sich sein eigenes Räucherritual machen.

    Es ist egal, wie man räuchert, im Grunde kann man nichts falsch machen.
    Jeder sollte nach seinem Gefühl gehen.

    Ich gehe oft nur mit einer Räuchermischung einfach durch alle Zimmer, ohne mein Augenmerk auf die Richtung zu legen. Die große Räucherung mache ich nur, wenn ich das Gefühl habe, es tun zu müssen.

    Vorsichtiges Räuchern ist geboten bei Asthmatikern, Schwangeren und Kleinkindern

    Heuer ist ein besonders wichtiges Jahr, in dem alle Energien der Weltordnung ‚erschüttert‘ wurden, also gebt besonders gut acht in diesen letzten Nächten des alten Jahres.
    Ich erwarte mir starke, magische Raunächte.

    Ich wünsche Allen wunderbar magische Raunächte und Schutz und Gesundheit in allen Lebenslagen!

    God Jul og Godt Nytår!

  • 14. DezemberDatum13.12.2020 21:29
    Thema von A. C. Greeley im Forum Adventkalender 2020...

    NUR EIN BISSCHEN

    Stundenlang saß er schon da, der alte Mann.
    In Gedanken versunken hockte er still an der antiken Theke und starrte zum Fenster hinaus.
    Sachte schwebten immer größer werdende Schneeflocken vom Himmel. Die Straße war schon bedeckt von der weißen Pracht und es würde vermutlich den ganzen Abend und die ganze Nacht so weitergehen.
    May, die Kellnerin, blickte sorgenvoll zur Tür.
    Es war Heiligabend und der alte Mann machte keinerlei Anstalten, zu gehen.
    Er war der einzige Gast zu dieser Stunde. Wenn er noch länger hier sitzen blieb, würde er wohl in Schwierigkeiten geraten. Sein Heimweg würde gefährlich werden, bei diesem Winterwetter. Man hatte Sturm vorhergesagt.

    Dann kam ihr plötzlich der unwillkommene Gedanke, er könne womöglich komplett allein sein. Denn weswegen sollte er sonst an einem solchen Tag hier in ihrem kleinen Pub sitzen?
    Dieser Gedanke stimmte sie traurig, wo sie doch selbst in einer großen Familie aufgewachsen war.
    Es war einfach nicht richtig. Zu Weihnachten sollte niemand alleine sein.
    Ob er wohl hier Zuflucht gesucht hatte, um der Einsamkeit zu entgehen?
    Dieser Gedanke würde erklären, weshalb er an Heiligabend alleine hier herumsaß.

    Sie blickte auf die Uhr an der Wand.
    Gut eine Stunde noch, dann würde sie hier dicht machen und nachhause zu ihrer Familie gehen.
    Wohin ER wohl gehen würde?
    Im Moment jedenfalls, machte der Mann keine Anstalten aufbrechen zu wollen.
    Er schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein.
    Seufzend trank er einen Schluck aus seiner Tasse, setzte sie ab und blickte auf den Zettel, den er vor sich liegen hatte.
    Er nahm ihn, wie schon oft an diesem Abend, in die Hand, warf einen kurzen Blick darauf, legte ihn wieder auf den Tresen und seufzte erneut. Bedrückt starrte er auf das Papier.

    Was ihn wohl beschäftigte? Ob es sich bei diesem Zettel um einen Brief handelte?
    Sie beobachtete ihn schon eine ganze Weile. Er hatte eine Füllfeder bei sich, mit der er immer wieder etwas auf diesen geheimnisvollen Zettel kritzelte.
    Das kam ihr auch seltsam vor, schließlich wusste ein jeder, wie unpraktisch ein solches Ding war.
    Außerdem schrieb man sich heut zu Tage nicht mehr so viel Briefe. Die meisten hatten WhatsApp oder schickten Sms und Mails.
    May musste unwillkürlich darüber nachdenken, wann sie ihren letzten Brief bekommen hatte.
    Irgendwann in der Grundschulzeit? Oder womöglich sogar als sie noch ein kleines Kind gewesen war?

    Merkwürdig, sie konnte sich zwar an schönes Briefpapier und hübsche Briefmarken erinnern, aber sie wusste nicht mehr, wer ihr früher geschrieben hatte. Oder wem sie geschrieben hatte – die Zeiten hatten sich geändert.

    Dieses Jahr war überhaupt anders gewesen. Es war nicht gut für die Menschen gelaufen. Neue Krankheiten waren gekommen, daraus waren immense Ängste entstanden. Es war regelrecht eine Panik ausgebrochen, daraus resultierten neue Ängste. Ängste, die so tief gingen, dass manche blindlings um sich schlugen.
    Daraus entwickelte sich Zorn, und Zorn führte zu weiterem Zorn. Menschen, die sich zornig begegneten, konnten nicht mehr zurück.
    Diese Wut verschleierte den Blick in die Herzen anderer. Ja, die Welt war aus den Fugen geraten.

    Dann gab es noch diesen unnötigen Clown, der gerade versuchte, eine ganze Welt für sich zu stehlen.
    Leider regierte er das Land, in dem May lebte, und hatte bereits soviel zerstört.
    Dann kamen noch die Politiker anderer Länder.
    Die meisten davon befanden sich im fortgeschrittenen Europa und hatten scheinbar beschlossen, die Weltherrschaft an sich zu reißen, indem sie diese Angst schürten und jede Menge Verordnungen erließen, die keinen Sinn ergaben. Daraus wuchs Unsicherheit bei der Bevölkerung, und daraus erwuchs selbstverständlich erhöhter Widerwille, sich zu unterwerfen.

    Und jetzt zu Weihnachten, wo man ein wenig gelassener durchs eh schon rasant dahinfliegende Leben schlendern, ein bisschen mehr auf sein Herz hören sollte, raste man durch die Gegend, vergaß auf Andere und nahm sich kaum Zeit für die ehemals wichtigen Dinge im Leben.

    Zuversicht fehlte den meisten inzwischen, dadurch gab es auch kaum Hoffnung auf Besserung.
    Ja, der Glaube in das Gute war verlorengegangen. Stattdessen herrschten Hass und Angst in den Herzen vieler Menschen.

    Seufzend begann May, den Geschirrspüler auszuräumen.
    Der Mann schien nicht wahrzunehmen, was um ihn herum vorging.
    Nachdenklich schaute er zum Fenster, ehe er erneut seinen Stift ergriff.
    Er kritzelte etwas auf den Zettel, faltete ihn sorgfältig zusammen und dann, für May vollkommen überraschend, erhob er sich und zog seine dicke Jacke an.

    »Frohe Weihnachten«, sagte er mit seiner tiefen Stimme.

    May, noch immer überrumpelt, gelang es gerade, ihm einen hastig gestotterten Gruß hinterherzurufen, ehe er die Tür aufstieß und in die weißwirbelnde Winterwelt hinaustrat.
    Erst als die Tür hinter ihm zufiel, bemerkte May, dass der Mann seinen Zettel samt Füller am Tresen liegengelassen hatte.
    Hastig klaubte sie die Sachen zusammen und eilte ihm nach.
    Als sie die Tür schwungvoll aufstieß, stob ihr Schnee entgegen.
    Der kalte Wind fuhr durch ihre Kellnerinnenkleidung hindurch und ließ sie erzittern.
    Doch egal wohin sie sah, sie konnte keine Spur mehr von dem Mann entdecken.

    »Aber ...«, zweifelnd betrachtete sie den Zettel in ihrer Hand. »Was mach ich nun damit?«
    Ratlos sah sie sich erneut um.
    Sie vermeinte, schemenhaft die Umrisse einer Gestalt wahrzunehmen, doch bevor sie sich sicher war, verschwammen die Konturen in den wirbelnden Schneemassen.

    Vorsichtig faltete sie den Zettel auseinander und während die dichten Schneeflocken um sie herumtanzten, las sie das Geschriebene:

    Ich wünsche mir Frieden auf Erden zu Weihnachten.
    Eine Welt, wo kein einziges Kind Hunger leidet.
    Einen Tag, wo Hoffnung und Glaube Angst und Hass überwinden,
    Dazu nötig ist nicht viel,
    Nur ein bisschen Liebe ...

    Frohe Weihnachten wünscht S.

    Die winzige Ahnung einer Erinnerung schwebte durch ihre Gedanken, doch ehe sie diese Erinnerung aufgreifen, sie durchleuchten konnte, hörte sie mit einem Mal den feinen Klang einer Glocke.

    Verwirrt blickte sie ins verwaschene Himmelsgrau.
    Nein, das konnte nicht von dort oben kommen. Der Himmel erschien ihr trüb und weiß von dem starken Schneefall, dennoch – es klang so nah!

    Und dann, mit einem Mal hob sich der Schleier und all ihre Kindheitserinnerungen erschienen ihr klar und deutlich. Lächelnd blickte sie zum Himmel hoch. Ja, sie erinnerte sich!

    Für einen winzigen Moment teilte sich das graue Weiß und ein zauberhafter Schein erleuchtete die winterliche Landschaft.
    Für den Bruchteil einer Sekunde vermeinte sie, die Umrisse eines Schlittens zu sehen, ehe sie geblendet von dem immer kräftiger werdenden Licht die Augen schloss.

    »Sehen heißt nicht glauben, May, glauben heißt sehen ...« Die tiefe Stimme schien von überallher zu kommen.

    Als sie die Augen wieder öffnete, war das Licht fort und der Himmel erschien wie zuvor in seinem verwaschenen Winterweiß.
    Wie lange sie noch da stand, wusste sie nachher nicht mehr.
    Irgendwann faltete sie den Zettel sorgfältig zusammen und ging zurück in die warme Gaststube.

    Ja, heute würde er viele Träume erfüllen, während er sich selbst wünschte, dass sich dieses Weihnachten auch seine Träume erfüllten!

    May straffte die Schultern. Entschlossen schob sie den Wunschzettel in ihre Tasche.

    Sie konnte wohl nicht all die Wunder bewirken, die nötig waren, um diese Wünsche alle zu erfüllen, doch sie konnte es zumindest versuchen.
    Zuerst würde sie ihrer Familie heute diese Geschichte erzählen und hoffen, dass sie ihr glaubte.
    Danach würde sie ihre Lieben fest in die Arme nehmen und dankbar dafür sein, sie alle um sich zu haben.

    Ja, es war nur ein bisschen Liebe nötig. Damit konnte sie getrost mal anfangen.

  • 12. DezemberDatum11.12.2020 23:23
    Thema von A. C. Greeley im Forum Adventkalender 2020...

    Winterkind

    Endlich war der Sturm vorbei. Erika und Pete hatten geduldig ausgeharrt, nun war genug damit.
    »Mama, bitte kann ich endlich hinaus.« Erika, trotz ihrer Zartheit und ihres sanften Aussehens keinesfalls ein Kind der Stille und anhaltender Folgsamkeit, konnte den Blick kaum vom Fenster lösen. Zu verlockend der Anblick.
    Zuvor, als der eisige Wind kraftvoll an dem Haus gerüttelt, und der graue Himmel, trotz wirbelnder Schneeflocken alles andere als einladend ausgesehen hatte, war es ihr nur halb so begehrenswert erschienen, ins Freie zu gehen. Aber jetzt schien die Sonne und die glitzernde Zauberwelt da draußen schrie förmlich danach, erkundet zu werden.
    »Ich mag auch raus«, äußerte sich der kleinere Pete vorsichtig. Er, rotwangig mit einem runden Gesicht und einem stämmigen Körper wirkte eher, als wäre er der Lauser der Familie, doch dieser Eindruck täuschte. Im Gegensatz zu seiner Schwester war er nämlich ausgesprochen zurückhaltend und ruhig.
    Die Mutter der beiden nickte lächelnd.
    »Natürlich dürft ihr hinaus.« Sie war eine hübsche Frau, die sicher den ersten Preis für Gelassenheit gewinnen würde, gäbe es einen solchen.
    Fürsorglich packte sie die beiden in warme, wollige Pullover und dicke gefütterte Jacken. Sie half dem Kleinen in eine flauschige, lange Unterhose und zog ihm seine dicke Winterhose darüber. Erika konnte das natürlich schon alleine.
    Als ihre Mutter beiden noch einen Schal um den Hals gewickelt -und ihnen die dicken Fäustlinge gereicht hatte, durften sie endlich hinaus in den eisig kalten, jedoch sonnigen Winternachmittag.
    Freudig sprangen beide hinaus in den frisch gefallenen Schnee. Erika wirbelte mit den Armen so viel der weißen Pracht hoch, dass ihr kleinerer Bruder danach aussah, wie ein Schneemann.
    Beide jauchzten vor Freude.
    Pete machte es gar nichts aus, dass er über und über mit Schnee bestäubt war. Ganz im Gegenteil.
    Seine Wangen waren dadurch noch viel rosiger, sein Blick klar und strahlend.
    Sie sprangen durch das kalte, frische Weiß und tanzten wild durch den Garten.
    Gut, Pete stolperte eher auf seinen kurzen Beinchen dahin, dennoch konnte die Mutter, die die beiden still durchs Fenster betrachtete, erkennen, wie glücklich sie waren.
    »Na los. Lass uns einen echten Schneemann bauen!«, rief Erika freudig. »Nein, wir machen einen Schneejungen. Dann können wir immer mit ihm spielen!« Sie überlegte einen Augenblick.
    »Na gut, vielleicht nur im Winter. Aber das genügt!« Erika war voller Tatendrang, so blieb dem kleinen Pete nichts anderes übrig, als genauso euphorisch zuzustimmen.
    Klar übernahm Erika auch das Kommando und bald nahm der kleine Schneejunge Formen an.
    »Und der darf nicht ins Warme, denn er ist ja aus Schnee«, belehrte Erika ihren kleinen Bruder. »Du weißt ja. Schnee mag keine Wärme.« Schulmeisterisch gab sie weiterhin Anweisungen, denen ihr kleiner Bruder stolz nachkam. Immerhin musste sie ja die Feinheiten aus dem Schneeberg, den sie in einen Schneejungen verwandeln wollten, herausholen. Doch die beiden ergänzten sich prächtig in der Gestaltung.
    Die Mutter lächelte milde, seufzte und nahm sich irgendeine Arbeit zur Hand.
    Ob es Socken waren, die sie stopfte, oder irgend eine Strickjacke, dessen Löcher sie wieder zunähte, war egal. Sie sah nicht genau nach, sondern überließ ihren Fingern die Tätigkeit.
    Schön, dass sie hier in der Stadt dieses Häuschen hatten. Geld brauchte man eh nicht so viel. Es reichte zwar immer wieder nicht aus, dennoch war ihre Welt vollkommen.
    Liebe hatten sie genügend, ein schönes Zuhause und genug zu Essen auch.
    Das Leben hatte ihnen mehr Glück beschert, als anderen, die nach den schlimmen Geschehnissen heimatlos waren, oder Frauen, deren Ehemänner nicht wieder nachhause kehren.
    Während sie emsig ihre Ausbesserungsarbeit fortsetzte, lauschte sie den Wortfragmenten ihrer Kinder, riskierte ab und an einen Blick hinaus, nur um sicherzugehen, dass es ihnen gut ging.

    Die Kinder einstweilen hatten fleißig gearbeitet. Der Schneemann nahm langsam die Konturen eines kleinen Jungen an.
    »Pete, bring mir schnell frischen, nicht zertretenen Schnee. Der Junge muss schon einen ordentlichen Oberkörper bekommen«, befahl Erika.
    »Ja, bring ich.« Und schon lief er los und brachte das Gewünschte. »Hier, der Oberkörper wird ordentlich.«
    Die Mutter lauschte und hob erneut den Kopf, um das Geschehen draußen zu betrachten.
    Sonderbar, dachte sie. Der Schneejunge nahm tatsächlich richtig Gestalt an.
    Er sah von ihrem Platz gar nicht nach einem Kinderwerk aus, nein, es schien, als formte er sich von alleine.
    »Was für sonderbare Kinder ich doch habe«, murmelte sie, nicht ganz ohne Stolz.
    Kopfschüttelnd setzte sie ihre Arbeit fort. Welchen anderen Kindern gelang wohl gleich beim ersten Anlauf ein solch echt anmutendes Schneewesen?
    Eine kleine Ahnung, eher ein Gedanke schlich herbei.
    Was wäre, wenn irgendwelche feenhafte Wesen ihre Hände im Spiel hätten? Vielleicht gab es ja solche Wesen, die womöglich Kindern zauberhafte Spielgefährten schenkten. Vielleicht nur für eine Weile, aber dennoch ... Sie lächelte über ihre unsinnigen Gedanken.
    »Ach was.« Aber wenn es so wäre, dann hätten ihre Kinder es sicher mehr verdient, als andere, dachte sie, wieder nicht ohne mütterlichen Stolz. Ja, das wäre wirklich schön.

    »Hey, der schaut schon gut aus«, meldete sich Pete ehrfürchtig.
    »Ja, das wird schön!«, rief Erika aus.
    Freudig in die Hände klatschend, stimmte Pete seiner Schwester zu.
    »Wir geben ihm Eisstückchen als Augen. Dann strahlen die richtig«, meinte Erika. »Dann holen wir Mama, die wird sich bestimmt freuen, aber Papa wird sagen: Hört auf mit dem Unsinn, kommt aus der Kälte herein«, murmelte sie, die tiefe Stimme, ihres Vaters nachahmend.
    Im Zimmer lauschte die Mutter lächelnd ihren Kindern. Ja, der Papa würde bald hier sein. Seine Reaktion kannte sie bereits.
    Ihr Gatte war immer ein nüchtern denkender Mensch gewesen. Einer, der alles mit Logik erklärte, selbst Sachen, die nicht besonders logisch erschienen.
    Sie erhob sich, um nachzusehen, was ihre Kinder so trieben.
    Die Sonne blendete ein wenig auf dem glitzernden Schnee und so konnte sie nicht genau das Werk ausmachen, doch ihre Kinder betrachtete sie mit Liebe.
    Natürlich war das ein Privileg, dass einer jeden Mutter zu Gute kam.
    Die Schneegestalt indes war eher undeutlich zu erkennen, in der von der Sonne glitzernden Welt.
    Sie sah, wie Pete eifrig Schnee herbeischaffte, während Erika damit die Gestalt weiterhin formte, wie eine Bildhauerin ihr Kunstwerk.
    Ja, ihre Kinder waren sehr talentiert, dachte sie. Das konnte man sofort erkennen. Talentierter als andere Kinder.

    »Ja, schau mal. Ich hab mit meiner warmen Hand über die Schneewangen gestreichelt, jetzt sind sie rot«, rief Erika fröhlich.
    »Du musst das auch machen, damit er noch mehr rote Wangen bekommt, und eine rote Nase, so wie du. Aber zieh die Fäustlinge aus, sonst geht das nicht.«
    Pete nickte und zog seine Hände aus den warmen Fäustlingen. Eifrig rannte er zu dem Schneejungen und strich ihm über das Schneegesicht.
    »Huh!« Rasch zog er seine Hände wieder zurück. Das war echt kalt, aber Erika war zufrieden.
    »Gut, ich glaube, er ist fertig«, meinte sie ernsthaft. »Du musst die Fäustlinge wieder anziehen, sonst frieren dir die Finger ab.«
    Nun, das wollte der kleine Bruder natürlich nicht, also schob er seine Hände umständlich in seine dicken Fäustlinge und hielt sie hoch.
    »Schau, Rika, hab ich selbst gemacht.«
    Erika nickte zufrieden.
    »Gut, jetzt rufen wir Mama, damit sie sich unseren Schneefreund ansehen kann.«
    »Mama, komm bitte ganz schnell und schau dir unseren Spielkameraden an. BITTE!«
    Die Mama, selbst schon ein wenig in eigenen kindlichen Wintererinnerungen gefangen, kam dieser deutlich vorgetragenen Bitte lächelnd nach und öffnete die Tür.
    Zuerst betrachtete sie ihre beiden Kinder. Mit geröteten Wangen und strahlenden Augen blickten sie ihr erwartungsvoll entgegen.
    Und da, ganz in weiß gekleidet mit feinen, fast weißen Haaren stand ein kleiner Junge zwischen den beiden. Seine Haut war hell, scheinbar durchsichtig, seine Augen strahlten in einem klaren eisblau und die runden Wangen waren, wie bei ihren Kindern von der Kälte gerötet.
    »Schau Mama. Unser Winterfreund!« Pete nahm den Jungen bei der Hand und zog ihn mit sich.
    »Komm, wir spielen fangen.«
    Der fremde Junge nickte und schon tobten die beiden wild spielend durch den Garten.
    Konnte es sein, dass eine neue Familie in diese Gegend gezogen war? Wie auch immer – die Kinder kannten den Jungen scheinbar, also sorgte sie sich nicht.
    Nur war die Luft zunehmend kälter geworden und die Sonne verschwand soeben in dem ihr eigenen Farbenglanz einer Winterdämmerung, es war an der Zeit, die drei Kinder in ihr gemütliches Wohnzimmer zu holen.
    Sie öffnete die Tür, zögerte jedoch, das fremde Kind hineinzubitten. Plötzlich zweifelte sie daran, dass dieses Kind, das aussah, wie frisch gefallener Schnee, echt war.
    Während es im hinteren Teil des Gartens mit ihren Kindern herumtobte, wirkte es zwischendurch unwirklich, wie eine Schneeverwehung. Selbst die leichte weiße Kleidung, die eine normale, verantwortungsvolle Mutter niemals ihrem Kind in dieser Kälte angezogen hätte, sah vom Weiten aus, wie versponnene Schneeflocken.
    Sie rief ihre Tochter zu sich und flüsterte leise. »Wer ist dieser Junge?«
    Vergnügt über eine derart seltsame Frage, lachte ihre Tochter.
    »Aber Mama, das ist doch das Schneekind, das wir gemacht haben. Siehst du das denn nicht?«
    Vollends verwirrt verdeutlichte die gute Frau ihre Frage.
    »Ganz im Ernst, Erika. Wer ist dieser Junge?«
    Überrascht sah das Mädchen ihre Mutter an.
    »Das hab ich dir doch gesagt. Das ist das Schneekind. Pete und ich haben es gemacht. Ich schwörs.«
    Pete, der den eindringlichen Tonfall seiner Mama wahrgenommen hatte, lief zu ihnen.
    Der fremde Junge blieb abwartend unter den beiden Tannen stehen und beobachtete ein paar Wintervögel, die sich in den dichten Zweigen niederließen.
    »Ja, ist das Schneekind, Mama.« Auch er schien verwundert über die Frage. Das war doch offensichtlich.
    In dem Moment kam der Vater durch das Gartentor hereinspaziert. Sofort hatte er die Situation im Auge.
    »Wer ist denn dieser Junge und weshalb seid ihr alle hier draußen in der Kälte?«
    Er schüttelte seinen Kopf über so viel Unvernunft.
    »Die Eltern müssen verrückt sein, ihn bei diesem Wetter so anzuziehen. Schaut, dass ihr alle ins Warme kommt!«
    »Aber der mag nicht rein. Ist ihm zu warm. Wir haben ihn aus Schnee gebaut. Der verträgt keine Wärme, Papa!«, ereiferte sich Erika sofort, wie gesagt, sie war nicht das ruhigste oder folgsamste Mädchen.
    »Ach Unsinn! Schnell rein mit euch.« Ja, der Papa war halt eben ein guter, nüchtern veranlagter Mensch. Mit diesem Gerede über ein selbst gebasteltes Schneekind konnte er nichts anfangen.
    »Ihr müsst alle sofort hinein ins warme Zimmer. Dann könnt ihr euch am Feuer erwärmen und bekommt warme Milch.«
    »Aber Papa!« Nun stampfte auch der kleine Pete auf. Entschlossen seinem Spielkameraden beizustehen, stemmte er die Hände in die Seiten.
    »Der ist aus Schnee gemacht, der mag kein Feuer und auch keine warme Milch.«
    »Genug jetzt, ihr Lieben. Rein mit euch.« Er deutete mit einer ausgreifenden Handbewegung zu der offenen Tür, aus der die Wärme hinausströmte.
    »Gut, wir gehen rein, aber unser Schneekind MUSS draußen bleiben, Papa«, meinte Erika beschwörend.
    Zögernd wandte sie sich an den Schneejungen.
    »Wir müssen rein, sonst wird Papa böse. Vielleicht bleibst du noch ein bisschen bei uns und wir sehen uns morgen?«
    Pete gesellte sich zu den beiden.
    »Ja, morgen.« Er nickte eifrig.
    Sie verabschiedeten sich und gingen ins Warme, doch Papa war noch immer uneinsichtig in seiner nüchternen, vernünftigen Art und näherte sich dem fremden Jungen.
    »Nix da. Du kommst mit hinein, du musst dich ja aufwärmen und ich versuche, deine Eltern zu finden, damit sie dich abholen.«
    Er griff nach dem Kind, doch dieses wich ängstlich vor ihm zurück.
    Rasch trat der Vater in den Schnee und versuchte erneut, den Jungen zu erwischen, doch dieser wirbelte spielerisch und flink, wie der ihn umgebende Winterwind, weit in den hinteren Teil des Gartens davon, wo der Schnee besonders tief war.
    »Aber mein lieber Mann«, schaltete sich die Mutter nun endlich ein. »Vielleicht ist es besser, der Junge bleibt hier im Garten. Es scheint, als möchte er wirklich nicht ins Warme.«
    Der Gedanke kam nicht von ungefähr, denn im sanften Schein der Beleuchtung, die bei den Fenstern hinausfiel, hatte sie entdeckt, dass der zartweiße Junge glitzerte wie tausend funkelnde Kristalle. Womöglich stimmte die seltsame Geschichte ihrer Kinder ja.
    Sie, selbst immer kindlich in ihrer Winterfreude geblieben, hatte nämlich das Talent, Verborgenes zu erkennen. Womöglich hatten irgendwelche guten Mächte ihr tatsächlich dieses Winterkind für ihre Kinder geschickt, damit sie in dieser schweren Zeit ein wenig Zerstreuung hatten. »Es sieht jedenfalls nicht so erfroren aus, wie unsere beiden Kinder, mein Lieber.«
    »Nein, meine Liebe. Das Kind muss doch ins Warme, was ist nur in dich gefahren?«
    Er verstand seine Frau nicht. Es war doch vollkommen klar, dass dieses Kind aus der Kälte geholt werden musste! Alles andere wäre absolut unverantwortlich.
    Er sprang vorwärts, um das Kind zu erwischen, doch der Junge lief leichtfüßig davon. Als der gute Mann ihm rasch folgte, wurde ihm der tiefe Schnee natürlich zum Verhängnis.
    Prompt landete er kopfüber in der weißen Pracht.
    Währendessen riefen seine beiden Kindern ängstlich, er solle endlich den Jungen in Ruhe lassen. Sie wiederholten, dass dieses Kind keine Wärme mochte, doch der Vater ließ sich nicht beirren.
    Etwas flinker als zuvor, erwischte er den überraschten Jungen am Arm und zog ihn mit sich ins Innere des Hauses.
    Zufrieden schob er die Tür zu.
    »Na siehst du, es geht doch. Komm jetzt.« Er schob den Jungen zum Kaminfeuer, und ließ dessen Sträuben nicht durchgehen.
    »Keine Angst. Du bist im Warmen. Gleich bekommst du eine warme Milch.«
    Traurig sah der kleine Junge auf einmal aus, wie er da stand. Sehr traurig.
    Das Glitzern war einem sanften Schimmer gewichen. Und er wurde immer trauriger, umso mehr die Wärme ihn umhüllte.
    »Schau nicht so traurig, mein Kleiner. Jetzt bekommst du Socken und eine Decke, damit du dich aufwärmen kannst«, meinte der Vater wohlwollend.
    Erika schüttelte traurig den Kopf und wies auf den groben Holzfußboden, auf dem der fremde Junge stand.
    »Er will sich doch gar nicht aufwärmen, Papa. Er möchte in die Kälte hinaus.«
    Der kleine Pete sah auch, wie sich langsam schneematschiges Wasser unter den Füßen des Jungen ausbreitete.
    »Nein, Papa, nein, mach die Tür auf, er muss raus!« Über Petes Wangen kullerten zwei große Tränen.
    »Er schmilzt, Papa. Siehst du das denn nicht?« Erika schrie ihren Vater an, doch dieser kramte in einer Truhe nach warmer Kleidung und ignorierte die Ausrufe.
    »Unfug«, murmelte er, während er eine Wolldecke und dicke Socken aus der Truhe fischte.
    »Aber mein Lieber. Ich denke auch, dass der Junge sofort wieder hinaus in die Kälte muss, sonst gibt es ihn bald nicht mehr, fürchte ich« rief die besorgte Mutter aus.
    Pete weinte verzweifelt.
    »So ein Blödsinn meine Liebe.« Nein, der Mann war unbelehrbar in seiner Güte und seiner Vernunft.

    Nun reichte es Erika endgültig! Flink lief sie zur Tür und stieß sie weit auf.
    Eisigkalte Luft fegte in den Raum.
    Der fremde Junge, dessen Füße bereits verschwanden, humpelte hin, und ehe der Papa sich von der Truhe abwandte, stieß Pete den Jungen mit seinen pummeligen Armen, in denen überraschend viel Kraft vorhanden war, über die Schwelle hinaus in den kalten Winterabend.

    Als der Schneejunge in den Schnee stolperte, begann er mit einem Mal zu glitzern und zu funkeln.
    Erst machte er einen Schritt, dann einen weiteren ...
    Ein strahlendes Lächeln erleuchtete sein feines Gesicht, seine Wangen schienen zu glühen.
    Lächelnd winkte er Pete noch zu, der in der Tür stand und das Wunder mit Erstaunen betrachtete.

    Um das Schneekind herum wirbelte Schnee hoch, sanft, immer dichter werdend. Umkreiste ihn, hob ihn an und trug ihn aus dem Garten hinaus. Immer höher und höher hinauf trug der Winter sein Kind, bis es kaum zu erkennen war.
    Als die Mutter endlich die Tür erreichte, sah sie noch, wie ein heller Lichtschimmer, einer Sternschnuppe gleich, hoch am Himmel erstrahlte, ehe Vater Winter sein Kind endgültig davontrug.

    Nun kam auch der Vater verspätet hinzu, Decke und Socken in den Händen haltend. Ein wenig verwirrt blickte er auf die Pfütze, die sich auf dem Boden ausgebreitet hatte.
    »Schau doch, meine Liebe, wie viel Schnee die Kinder heute wieder hereingetragen haben.«
    »Nein, Papa, das sind Spuren von unserem Schneejungen. Fast wäre er geschmolzen!«, rief Erika erbost aus.
    Pete pflichtete seiner Schwester bei.
    »Ja, wir haben es gesagt. Böser Papa, du hast nicht gehört!« Er kniff die Augen wütend zusammen.
    Dieser Moment sollte dem Mann zu denken geben, doch stattdessen schien er, nach kurzem Überlegen, das Winterkind verdrängt zu haben. Immerhin, seine beiden Kinder waren nicht geschmolzen.

    »Nun lassen wir es gut sein«, meinte die Mutter gütig, »Ihr jedenfalls müsst euch aufwärmen«, die Frau, wie immer ruhig und besonnen, schloss die Tür und schob ihre Kinder zum Kamin.
    Sie wusste natürlich, dass solche Männer wie ihr Gatte nicht zu belehren waren. Sie würden immer alles besser wissen, und würden niemals eine Erscheinung der Natur, egal, in welcher Form sie auftrat, erkennen. So war es nun mal.

    »Nun kommt er nicht mehr zu uns«, meinte Pete ein wenig traurig, doch nur ein kleines bisschen. Denn er freute sich insgeheim, dass sein Schneefreund entkommen war.
    Erika ergriff seine kleine Hand.
    »Nein, vermutlich nicht. Aber ich glaube, es geht ihm gut.«
    Die Mutter nickte weise.
    »Oh ja, da bin ich ganz sicher.«
    Der Vater starrte nachdenklich auf die Wasserlacke am Boden.
    »Hm, ich hol einen Lappen, dann können wir diese Bescherung aufwischen.«



    Inspiriert von Nathaniel Hawthorne, 1804 -1864
    amerikanischer Schriftsteller

  • 10. DezemberDatum09.12.2020 22:04
    Thema von A. C. Greeley im Forum Adventkalender 2020...

    Vor dem Kamin

    Die Wärme lässt mich stille glauben,
    Es ist noch Herbst in vollen Trauben.
    Im Kamin da knistert das Feuer

    Dennoch sehe ich draußen das Eis,
    und ignoriere still das Weiß
    Denn draußen ists nicht geheuer.

    Flackernd und Knisternd
    Plaudernd und flüsternd
    Erzählt der Kamin mir vom Wald.

    Der Sturm tobt weiter,
    doch fühl ich mich heiter,
    Nur draußen ists eisig und kalt.

    Bezaubert lausche ich den Geschichten
    Von duftenden Föhren,Tannen und Fichten.
    Ich träume vom Lichterbaum.

    Doch das Gefühl ist bald hinüber.
    Laut fährt der Schneepflug nun vorüber
    Zerstört den Wintertraum.

  • Elfchen-Spiel Thread Bespiel/INFODatum26.11.2020 20:16

    Winter
    schneidend kalt
    weiß geschmückte Zweige
    glitzerndes Eis auf Halmen
    Morgenfrost

  • 1808 - Die schönste Mörderin von WienDatum13.09.2020 21:11

    Hallo, Sabine,
    Ja, ich finde es jedesmal erneut faszinierend, zu erfahren, wie man früher bei derartigen Morden gearbeitet hat und wie anstrengend es tatsächlich damals war, zu ermitteln, oder alleine schon das Opfer 'danach' zu finden, geschweige denn, zu autopsieren.

  • 1808 - Die schönste Mörderin von WienDatum06.09.2020 01:06
    Thema von A. C. Greeley im Forum Greeleys Ripperstreet

    Die schönste Mörderin von Wien ...

    Es war eine stürmische Winternacht im Jahre 1808, als Passanten in der Piaristengasse mitten im Schnee einen bis aufs Hemd ausgezogenen Mann fanden.
    Zuerst dachten sie, es sei ein Zecher, immerhin befand man sich im Krieg. (Damals stand man vor dem fünften Koalitionskrieg oder auch der Österreichisch-französische Krieg genannt, von 1809. Zu der Zeit war Österreich bereits ein unruhiges, von mehreren Kriegen gezeichnetes Land). Da gab es schon den einen oder anderen Betrunkenen, doch zu ihrem Entsetzen stellten sie fest, dass der Körper sehr steif und kalt war. Der mit Blut beschmierte Kopf gab ihnen die Gewissheit, dass es sich hier wohl um ein Verbrechen handelte.
    Sie rannten los, suchten einen Wachsoldaten, oder einen der Polizeidiener (so nannte man Sicherheitsmänner, die für Ordnung sorgten, oder es zumindest versuchten)
    Früh am Morgen wurde der Magistratsdiener am ‚Hohen Markte‘ aus dem Schlaf gerüttelt. Als er sich schlaftrunken darum bemühte, die Türe zu öffnen, stand eine polizeiliche Estafette der K. K Polizeibezirksdirektion vor ihm und übergaben ihm ein wichtiges Dienststück: Ein Mord war geschehen!
    Die Meldung lautete wie folgt: »… daß in der Piaristengasse an der Mauer beym Tempel eine Mannsperson erschlagen und der Kleydung beraubt worden seye …«
    Er nahm die Meldung entgegen und übergab sie dem diensthabenden Beamten Albrecht.

    Herr Albrecht erstattete dem Magistratspräsidium Bericht und erhielt den Auftrag, sich gemeinsam mit dem städtischen Gerichtskommissär Seißer unverzüglich »an diessen Ort zu begeben um den Tathbestand zu erheben und denen Thätern auf die Spur zu kommen«.
    Als die beiden genannten Magistrastpersonen jedoch in die Piaristengasse ankamen, war der Leichnam fort.
    Gemütlich, wie man halt damals in Wien so war, hatte jemand den Körper schon weggeschafft.
    Es war eine mühevolle Aufgabe, herauszufinden, dass der Tote zum Grundgericht nach Matzleinsdorf getragen worden sei. Zu der Zeit war das eine ganze Reise.
    Dessen ungeachtet machten sich die Beiden auf den Weg und gelangten endlich zu dem ‚zu beschauenden‘ Körper. Ein Polizeidiener berichtete ihnen, dass der Tote bereits ‚agnostiziert‘ sei. Eine wahre Erleichterung für die beiden Herren.
    Der Name des Toten: Matthias Kandl vom Hungelgrund Nr. 9 zum Salzküffel.
    Die bedauernswerte Gattin habe ihn, ebenso wie andere Zeugen, mit vollkommener Sicherheit erkannt und sei über das Geschehene untröstlich.

    Es lag wohl ein Straßenraub vor, denn Matthias Kandl sei eine Zeitlang vorher noch Schmalz einkaufen gegangen und habe 150 Gulden in ‚Bankozetteln, sowie eine Uhr und gute Kleidungsstücke mitgenommen.

    Derartige Überfälle waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Wien nicht unüblich.
    Die Stadt hatte damals infolge der vielen Kriege von diversen Truppen ihren sicheren Kern verloren. Über diese politischen Sorgen vergaß man auf die Bedürfnisse des kleinen Mannes, zu denen eigentlich auch der Schutz der Person und des Eigentums gehörte.
    Natürlich rief man einen ‚Wundarzt‘ der am Körper nicht weniger als zehn ‚teils tödliche, teils mindere Wunden‘ feststellte.
    Die Polizei fahndete bei Wirten und Herbergen in der Umgebung nach dem Täter.

    Auf dem ‚hohen Markte‘ verhörte man inzwischen die ‚Greißlerin Theresia Kandl vom Hungelgrund‘.
    Sie schilderte ihren Schmerz ob des Verlustes. Alle waren voll Mitleid mit der armen Frau. Die Polizei nannte sie sogar ein braves, friedfertiges Weib und erzählte, sie habe mit ihrem Gatten in bestem Einvernehmen gelebt.

    Ein Bäckermeister in Heiligenstadt (Joseph Werner) erfuhr natürlich von dem Mord, und hatte nichts Eiligeres zu tun, als sich sofort in die Stadt zu begeben.
    Er ließ sich zum Referenten Seißer führen und fragte ihn in Anwesenheit der jungen, schönen Witwe, ob man den Mörder schon habe.
    Dies wurde mit großem Bedauern verneint. Nach dieser Antwort verlangte der Bäckermeister mit dem Kommissär unter vier Augen zu sprechen.
    Als die Witwe den Raum verlassen hatte, erklärte Joseph Werner dem Richter, dass, wenn er noch nicht wisse wer den Kandl umgebracht hat, er es ihm sage:
    »Niemand anderer als die Kandlin selbst, die hier ein so heiliges Gesicht macht.«
    Betroffen fuhr Kommissär Seißer hoch und machte dem Bäckermeister Vorwürfe, einen derart schrecklichen Verdacht ausgesprochen zu haben.
    Dieser ließ sich jedoch nicht einschüchtern.
    »Ich weiß wovon ich spreche! Die Kandlin ist eine schlechte Person, sie hatte seit 1807 schon mit einem Fleischersohne ein Verhältnis, von dem der Mann nichts wusste. Ich bin überzeugt davon, dass sie sich den noch immer hält. Mein Verdacht wird am meisten davon bestärkt, nachdem ich im Gang gehört hab, dass sie die Tabakspfeifen ihres Mannes gleich nach der Ermordung ihrem Bruder geschenkt hat. Sowas tut keine Person, der wirklich schwer ums Herz ist.«
    Herr Seißer war diese Aussage nicht genug, doch der Bäckermeister ließ nicht locker.
    »Ich sage nur, und das aus vollster Überzeugung: Die Kandlin ist eine bedenkliche Person.«

    Danach nahm die Sache ihren unheilvollen Lauf:

    Der Gerichtskommissär verhörte die Greißlerin noch mal, und auf die Beschuldigungen hin, wurde die zuvor tugendhafte, sanfte Person Theresia Kandl zur Furie.
    Ihre Augen wurden hart, die Stimme laut. Sie bestritt alles, doch konnte nicht überzeugen. Nachdem sie besonders frech wurde, ließ Kommissär Seißer sie verhaften.
    Er veranlasste das, was heute Gang und gebe ist: Er sorgte für eine Hausdurchsuchung und musste nicht lange auf Ergebnisse warten.
    Der erste Blick galt dem Bett des Ermordeten. Da musste man nicht lange nach Beweismitteln suchen, denn auf der Wand zeigten sich deutlich Blutspritzer, die jemand versucht hatte, zu entfernen.
    Dann fand man die feine Kleidung, die er angeblich getragen hatte und damit gab es keine Zweifel mehr daran, dass er in seinem Bett gestorben war.
    Der Täter hatte die Leiche fortgeschafft und sie in dem entlegenen Teil in der Piaristengasse abgelegt.
    Nach dieser Entdeckung ließen sie die ‚Kandlin‘ erneut vorführen und teilten ihr die Schuldbeweise mit.
    Zuerst war die Frau sprachlos, doch sie fing sich rasch wieder und leugnete erneut, etwas mit dem Mord zu tun zu haben.
    Der Kommissär unterbrach sie, denn für ihn war die Sache klar:

    Theresia Kandl, geborene Teppich 23 Jahre alt aus Atzgersdorf bei Wien hatte als junges Mädchen ein uneheliches Kind zur Welt gebracht, welches nach 13 Tagen verstorben war. Vater unbekannt.

    In die Enge getrieben gestand sie kurz darauf, dass Michael Pellmann ihr Liebhaber sei. Sie meinte, er wäre es auch gewesen, der ihren Mann mit ihrem Wissen umgebracht hatte. Die Inquisitin gab an, dass sie nicht wisse, wo sich Pellmann zur Zeit aufhielt, denn er diente beim Militär irgendwo in einer Wr. Kaserne.

    Sie suchten und fanden ihn. Er war bereits vom Militär zu seinen Eltern entlassen.
    Zunächst ahnte der Mann nicht, dass er der Täterschaft beschuldet wurde, sondern hörte zum ersten Mal vom Mord an Kandl.
    Man hielt ihm vor, dass Theresia ihn des Mordes bezichtigte. Wütend gab er an, mit ihr zwar sträflichen Umgang gepflegt zu haben, doch ein Mörder wäre er nicht.
    Sein Leugnen hätte nichts genutzt, hätte er nicht ein unanfechtbares Alibi nachgewiesen. Er hatte seinen Heimatort in Mauer länger nicht verlassen, also mussten sie ihn freisprechen.
    Die Kommission kehrte zurück nach Wien und teilte der Mörderin das Ergebnis mit, dennoch blieb sie bei ihrer Geschichte.
    Innerhalb der nächsten Tage gestand sie, durch die Verhöre erschöpft, die alleinige Tat.
    Sie berichtete unter Tränen, dass ihre Ehe unglücklich gewesen wäre.
    Zuerst war alles gut gewesen, doch später hatte er sie roh behandelt und so entwickelte sich der Hass gegen den Gatten. Sie fasste den Entschluss, ihn zu ermorden.
    Er hatte sie wiederholt mit Schlägen bedroht, also wartete sie ab, bis er müde und schläfrig vom Einkaufe nachhause kam und sich zu Bett legte. Sie schlich an sein Bett und erschlug ihn mit einer Hacke. Danach musste sie den Leichnam fortschaffen, und überlegte, wie sie das bewerkstelligen konnte.
    Sie kam auf die Idee ihren Mann in einer Butte zu verstecken und ihn wegzuschleppen. Das erforderte viel Überwindung, doch sie tat es.
    Kreuz und quer irrte sie mit der Butte durch die Gegend, immer nur mit dem Gedanken, den Toten loszuwerden.
    Ein Polizeidiener, dem sie unterwegs begegnete, merkte ihre Erschöpfung und bot Hilfe beim Schleppen an. Aus Angst, er würde sehen, was sie in dieser Obstbutte transportierte, lehnte sie ab und eilte weiter.

    In der Piaristengasse angekommen, konnte sie nicht mehr, stülpte die Butte mit dem Leichnam rasch um und rannte mit dem leeren Gefäß gegen Matzleinsdorf zurück. Schweißgebadet kam sie zuhause an. Nun erst war sie Witwe geworden ...

    Zuerst waren die Behörden skeptisch und dachten, eine solch schöne, zierliche Frau wäre nicht dazu in der Lage eine derartige Last zu schleppen, also wurde sie von den Behörden durch einen Trick dazu gebracht, einen Korb mit Ziegelsteinen zu tragen - das gelang ihr. Damit war alles klar.

    Die Untersuchung dauerte bis Mitte Februar 1809.
    Dann fällte man das Urteil: Theresia Kandl soll wegen Meuchelmordes nach Vorschrift des § 119 des Gesetzes über Verbrechen mit dem Tode bestraft, und diese Strafe gemäß des § 10 ebendaselbst an ihr mit dem Strange vollzogen werden.‘
    Dieses Urteil mußte dem Appellationsgerichte vorgelegt werden, welches die Bestätigung am 3. März 1809 erteilte (also quasi die Rechtskräftigkeit).

    Am 13. März selben Jahres wurde der Mörderin das Todesurteil deutlich vorgehalten und öffentlich kund gemacht. Das bedeutete, sie würde zuerst an den Pranger gestellt werden.
    Dort musste sich Theresia Kandl unzählige Flüche und Spottreden anhören.
    Die Menschenmenge war unabsehbar und gnadenlos.

    Nach der Ausstellung auf dem Pranger wurden alle zum Tode Verurteilten, also auch Theresia Kandl, in die Arme-Sünderzelle gebracht, wo sie drei und oft mehr Tage in Gemeinschaft eines Geistlichen ausharren mussten.

    Die Hinrichtung wurde für den 16. März angesetzt. Da man mit dem Zusammenströmen großer Menschenmassen rechnete, wurden nicht weniger als 332 Mann Kavallerie und 32 Mann Infanterie zur Aufrechterhaltung der Ordnung aufgeboten.
    Um 8 Uhr früh fuhr der 'Malefiz-Wagen' auf dem Hohen Markt vor, den die schöne Verurteilte schreckensbleich bestieg, um die lange Leidensfahrt zur Justifizierungsstätte, der ‚Spinnerin am Kreuz‘, anzutreten. Um 10 Uhr kamen sie dort an.
    Die kaiserlichen Polizeikommissäre Hofbauer und Fröhlich sorgten für die Sicherheit des ‚Freymannes‘. Bald hatte Theresia Kandl es überstanden.
    Um 6 Uhr abends wurde der Leichnam abgenommen und vorschriftsmäßig auf der für Selbstmörder bestimmten Stelle sang- und klanglos verscharrt.
    Später wurde ihr Körper klammheimlich ausgegraben und an einem Arzt verkauft. Von diesem vererbte sich das Skelett bis auf den heutigen Tag weiter.

    Theresia Kandl war die erste Frau, die in Wien in der Nähe der Spinnerin am Kreuz durch Hängen hingerichtet wurde, gleichzeitig war sie auch die letzte Frau, die dort hingerichtet wurde.

    Recherchequelle: Edmund Otto Ehrenfreund (Name vor 1920) danach Ubald Edmund Otto Tartaruga, Österreichischer Polizeijurist, Polizeischriftsteller und Parapsychologe.Geboren am 12. Februar 1875 in Wien, gestorben am 21. November 1941 im KZ Dachau.

  • Thema von A. C. Greeley im Forum • SHORTSTORIES...

    Naserümpfend betrat Monica Hackett erneut das Zimmer ihres Mannes.
    Sie hasste diesen Geruch nach Desinfektions- und Zitronenreinigungsmitteln. Außerdem fand sie die ewig grüngrauen Bodenbeläge und die kahlen Krankenhauswände schon langsam ermüdend, doch heute, zeitig in der Früh war ihr tot geglaubter Ehemann aus dem Koma erwacht.

    »Ja, er lebt, tatsächlich ...«, schnaubte sie ungehalten.
    Wie hatte er ihr das nur antun können? All die Jahre, die seit seinem angeblichen Tod vergangen waren. Wieso war er wieder hier, jetzt nachdem sie sich ihr Leben ohne ihn gestaltet hatte?
    Die Trauer war vorüber, alles, was sie im Moment empfand, war Machtlosigkeit und Wut.
    Sie hatte sich doch bereits ein neues Leben in London aufgebaut!
    Fünf lange Jahre war es her, seit sie, entsetzt, schockiert und vollkommen außer sich, vom Tod ihres Mannes erfahren hatte, und jetzt das!
    Als sie den schmächtigen Mann in den weißen Laken betrachtete, versuchte sie, sich daran zu erinnern, was ihr seinerzeit an ihm so gut gefallen hatte. Seine Haare an den Schläfen waren ergraut und seine Wangen eingefallen.
    So gerne würde sie ihm freundlicher gegenüberstehen, ihm sagen, wie Leid es ihr täte, doch sie konnte einfach nicht. Er hatte sie betrogen. Einen schlimmeren Betrug konnte sie sich nicht vorstellen. Er hatte seinen eigenen Tod vorgetäuscht, nur um auszusteigen! Feige und hinterhältig!
    Sie sah, wie seine Lider flatterten. Also hatte er wohl wahrgenommen, dass jemand anwesend war. Da schlug er auch schon die Augen auf.

    »Na, wie schön. Du bist ja wach«, begrüßte sie ihn übertrieben freundlich.
    Mit Genugtuung erkannte sie, wie seine ohnehin fahle Haut noch ein wenig mehr an Farbe verlor.

    »Na, hat es dir die Sprache verschlagen? Wirklich gut. So soll es auch sein.«
    Eigentlich hätte sie nicht so reagieren wollen, doch die Worte kamen wie von selbst und ließen sich nicht aufhalten.
    »Mo... Monica, du ... hier«, krächzte ihr von den Toten auferstandener Ehemann erschrocken, während er versuchte, sich ein wenig aufzurichten. Das Sprechen schien ihn noch sehr anzustrengen.

    Sie lehnte sich über ihn und lächelte süffisant.
    »Aber natürlich bin ich es. Ich bin doch deine Ehefrau, oder doch eher Witwe?«
    Sie runzelte betont nachdenklich die Stirn.
    »Ach ja, halt, falsch, Witwe kann gar nicht sein, da du ja wohl am Leben bist. Ja, dann bin ich wohl deine Ehefrau.«
    Befriedigt wegen seines Gesichtsausdrucks lehnte sie sich in dem Stuhl zurück.
    »Mony, ich ...« Er seufzte tief auf. »Es tut mir leid ...«, war alles, was er herausbrachte, ehe er keuchend in die Polster zurücksank.
    Sie nickte und strich ihm besänftigend über die Stirn.
    »Ja, mir auch, glaube mir, mir auch«, murmelte sie.

    Er hob mühevoll seine eingebundene Hand und legte sie auf ihre.
    »Lass ... mich ausreden ...«, keuchte er. »Es tut mir leid, dass ich so blöd war, bei einem richtigen Zugunglück aufzufliegen.«

    Monica Hacketts versteinerter Gesichtsausdruck sprach Bände und es dauerte einen Augenblick, bis sie sich wieder gefasst hatte.

    »Vom Regen in die Traufe, sag ich da nur«, antwortete sie trocken, ehe sie ihre Hand unter seiner hervorzog und das Zimmer verließ.

    Kurzgeschichte BST 2013

  • SCHÖNES OSTERFESTDatum11.04.2020 17:26
    Thema von A. C. Greeley im Forum PLAUDERSTÜBERL & GÄST...



    EUCH ALLEN ein schönes Osterfest
    !


    Haltet durch - es wird besser!

    [[File:Ostern-2020.jpg|none|auto]]


    Liebe Grüße,
    Agnete

  • Elfchen-Spiel Thread Bespiel/INFODatum01.04.2020 22:22

    Leben ...
    Ohne Angst.
    Inmitten tosender Gedanken
    Die Welt steht still
    Heilung ...

  • Freitag der 13. Datum19.03.2020 09:44
    Foren-Beitrag von A. C. Greeley im Thema Freitag der 13.

    Ich gehöre zu den Gesegneten, die arbeiten gehen, um anderen zu helfen.

    Unser Seniorenheim ist für sämtliche Besucher geschlossen.

    Bei uns in der Früh beim Betreten des Seniorenheimes werden zuerst Hände desinfiziert, danach wird sofort Temperatur gemessen und wir tragen uns in eine Liste ein.

    Ich arbeite in der Tagfamile, in der wir uns hauptsächlich um Leute mit Demenz kümmern.
    Arbeitszeiten sind im Augenblick ein wenig länger, weil unsere großartigen Ehrenamtlichen im Moment leider auch Hausverbot haben und einige zuhause ihre Kinder versorgen müssen.
    Wir sind täglich zwei Altenbetreuer für 14 Leute. Wir machen Pflege, Unterstützung bei alltäglichen Dingen, Kreatives, Musik, Bewegung usw - von 7-17h, und haben im Moment natürlich alle Hände damit zu tun, sie soweit zu beschäftigen, dass sie diese Zeit ohne Besuche und Ausgänge durchhalten. Bei der Pflege und bei nahem Beieinandersitzen tragen wir Masken, die bei uns auch Mangelware sind. Aber wir geben unser Bestes.
    Mehrmals am Tag erklären wir den Bewohnern, was in Österreich so los ist und widerholen gemeinsam Hygienemaßnahmen mit ihnen. Das funktioniert gut, weil einige Dinge auch bei Leuten ankommen, die bereits an fortgeschrittener Demenz leiden. Alles was sie selbst tun können, wird unterstützt. Vielle sind traurig und reagieren auch manchmal mit Unverständnis auf die Maßnahmen. Dann ist es an uns, sie zu besänftigen oder ihnen die Notwendigkeit der Maßnahmen genauer vor Augen zu führen.

    In Österreich ist die Lage sonst unterschiedlich. Alle Grenzen sind dicht.
    Tirol, Teile in Kärnten und Vorarlberg stehen unter Quarantäne, in Wien ist im Augenblick beschränkter Ausgang.
    Nur Grundversorgungsgeschäfte haben noch offen.
    Alle Restaurants und andere Dienstleistungsbetriebe sind komplett zu.

    Selbstständige schlittern zur Zeit in eine Krise. Besonders die Kleinstbetriebe haben große Schwierigkeiten. Existenzen hängen da dran.


    Erlaubt in Österreich ist:

    Direkter Weg zur notwenigen Arbeitsstelle. Dafür habe ich eine Bescheinigung von meiner Organisation bei mir, falls ich kontrolliert werde.
    Denn ich kann nicht zuhause bleiben.

    Einkauf der Grundversorgungsmittel.

    Hilfsbedürftige Personen bei notwendiger Versorgung unterstützen.

    Alleine oder mit deinen 'Mitbewohnern' spazieren gehen (nicht zu lange, nirgendwohin fahren).
    Polizei kontrolliert und straft auch ab, wenn nötig.

    Im Augenblick sieht es so aus, als ob 90 % der Österreicher sich daran halten, aber wir haben leider auch die 'Unbelehrbaren', die sich darüber hinwegsetzen.

    Gestern bei dem schönen Wetter waren viel zu viele Menschen zusammen unterwegs. Der Mindestabstand von 1 m konnte zwischendurch nicht eingehalten werden.

    Schulen, Unis, viele Kindergärten haben geschlossen. Es gibt nur einige Stellen, wo man notwendige Kinderbetreuung in Kleinstgruppen betreut, wenn es für die Eltern keine andere Möglichkeit gibt.

    Die Kinder und Jugendlichen bei uns im Haus haben eine bunte Lerngruppe gebildet.
    Abwechselnd zu dritt oder zu fünft arbeiten sie Vormittags ein paar Stunden zusammen. Dabei unterstützen sie sich sehr gut gegenseitig. Altersmäßig quer durch die Bank. Der jüngste ist 11, der älteste ist 20.

    Mein Mann macht Homeoffice seit letzter Woche.

    Wir haben seit einer Woche einen Mietgarten, der natürlich die notwendigste Versorgung benötigt, also sind wir nur zum Einkaufen und zum Garten betreuen unterwegs.
    In den Garten gehen wir ca. 10 min zu Fuß durch unsere Gärtnereien hier in Simmering/Kaiserebersdorf. Dort sind glücklicherweise sehr wenig Leute unterwegs.
    Beim Einkaufen helfen auch wir uns hier und in der näheren Umgebung gegenseitig aus, unterstützen unsere hilfsbedürftigen Leute.


    In unseren Supermärkten ist zur Zeit wieder ein wenig Ruhe in den Regalen eingekehrt.
    Falls wir Obst und Gemüse brauchen, fahren wir zu den Gärtnern in der Nähe. Das ist super. Die haben wirklich viel Auswahl und man gerät nicht in größere Menschengruppen.

  • Freitag der 13. Datum16.03.2020 21:26
    Foren-Beitrag von A. C. Greeley im Thema Freitag der 13.

    Ich nehme solche Freitage genauso an, wie auch alle andere Tage.
    Meistens ... es ist natürlich schon so, dass einem ein gewisses, in meinem Fall aber nur ziemlich leichtes Unbehagen beschleicht, doch das liegt selbstverständlich an dem'vorgegebenen' Gefühl - etwas das tatsächlich irgendwie anerzogen ist. Allerdings war der letzte Freitag tatsächlich unglücksbehaftet, was an der Hysterie der Menschheit liegt, bez. des Corona-Virus.
    Wir mussten von Wien wegfahren, um normal einkaufen zu können, alleine wegen einer einzigen 'Fakenachricht', die mehrere Menschen (schätze mal, halb Österreich) scheinbar ernst genommen hatten, ohne näher nachzufragen - allerdings wäre jeder andere Tag mit einer solchen Aktion genauso ausgegangen. Wie du schon erwähnt hast, jeder Tag ist das, was wir daraus machen. Liebe Grüße,
    Agnete

  • Dia de MuertosDatum01.11.2019 12:35
    Thema von A. C. Greeley im Forum ...

    Día de Muertos

    Wir begegnen in unseren Breiten Allerheiligen (01.11) und Allerseelen (02.11) eher schwermütig und weihevoll, um den Verstorbenen zu gedenken, während die Mexikaner eine ganz besondere Art haben, diese Tage zu feiern.

    Die Día de Muertos

    Nach altmexikanischem Glauben kehren die Toten einmal im Jahr zum Ende der Erntezeit zu einem Besuch bei ihren Lieben zurück. (Beginnend am 31.10, endend am 2.11)

    Gemeinsam mit den Lebenden feiern die Verstorbenen ein fröhliches Wiedersehen mit Musik, Tanz und gutem Essen.
    Diesen Brauch gab es schon in vorspanischer Zeit.

    Die Azteken gewährten damals ihren Feinden einen Ort, an dem die Geister zurückkehren konnten.
    Auf einem Tzompantli (Gestell zur Aufreihung von Totenköpfen) wurden die Schädel für die Verstorbenen ordentlich aufgestellt.
    Die spanischen Eroberer dachten natürlich, die ‚wilden Heiden‘ präsentierten damit triumphal ihre vielen Opfer, doch in Wahrheit war es eine ehrenvolle, tiefgläubige Handlung, die den Geistern der Verstorbenen die Möglichkeit gab, zurückzukehren.
    Die Totenschädel sollten den Toten als Gefäß dienen, damit sie an diesem Tag eine Unterkunft hatten. So konnten sie zurückkehren und ihre Familien besuchen.
    Im Bemühen der spanischen Missionare, dieses Fest abzuschaffen, wurde es schließlich mit dem katholischen Fest des Allerheiligen und ‚dem Gedächtnis‘ Allerseelen zusammengelegt.
    Lustigerweise ermöglichten die Parallelen zwischen den christlichen Vorstellungen von Tod und dem durchaus indigenen Glauben der ‚Altmexikaner‘ diesen Synkretismus.
    Wie immer kommen also die tiefchristlichen Feiertage aus dem Heidentum.

    Nachwort der Autorin:
    [[File:alfidiverAgnete Kolumne.jpg|left|fullsize]]
    Der Tag der Toten in Mexiko ist keine Trauerveranstaltung, sondern ein farbenprächtiges Volksfest zu Ehren der Toten, also habe ich beschlossen,
    heuer diese Tradition zu versuchen.

    Warum:
    Zuerst einmal finde ich die etwas festlichere Art, den Verstorbenen zu gedenken, sympathischer.
    Und zweitens:
    Dieses Jahr im Juni ging mein Vater von uns. Mein Onkel Wilhelm verließ diese Welt nur einige Wochen zuvor.
    Da beide einen eher trockenen, bis schwarzen Humor besaßen und nie große Freunde der kirchlichen, allgegenwärtigen
    Trauerart waren, fand ich diese Idee okay.

    Gestern, am 31.10 waren wir auf einem kleinen Halloween-Fest. Ich nutzte den Abend, um mich nach mexikanischem
    Brauch zu ‚verkleiden‘.
    Ich tanzte und dachte an meine Familie.

    Heute und morgen werde ich noch ein wenig Verabschiedung praktizieren, Kerzen anzünden, ein wenig Musik spielen ...

  • 1898 - Mord in OttakringDatum07.10.2019 18:22
    Thema von A. C. Greeley im Forum Greeleys Ripperstreet

    Damals, als alle Zeitungen in Europa über den geheimnisvollen Londoner Frauenmörder Jack The Ripper berichteten, ereignete sich auch in Wien ein Mordfall, der eine gewisse Ähnlichkeit mit den Morden aus London hatte.

    Wien gegen Ende des Jahres 1898:

    Mark Twain hält sich gerade zu Besuch in Wien auf.

    Aus der Brigittenau wird eine Massenvergiftung durch einen Weihnachtsstrudel berichtet, bei dessen Zubereitung man irrtümlich statt dem üblichen Streuzucker Arsen verwendet hatte.

    Das Carl-Theater in der Praterstraße spielt das Stück „Zwei kleine Vagabunden“

    Im Hof-Burgtheater wird der „Sommernachtstraum“ aufgeführt, und aus dem Floridsdorfer Theater wird der Diebstahl eines Hamletkostüms vermeldet.

    Am 27. Dezember berichtet unter anderem das „Illustrirte Wiener Extrablatt“ unter dem Titel
    „Der Aufschlitzer von Wien“
    von einer Schreckenstat in einem
    Vorort der Stadt und weckt damit die Ängste zahlreicher in ihrer Feiertagsruhe sanft dahindösender Bürger, wie dies bereits dem Dirnenmörder von Whitechapel zehn Jahre zuvor im viktorianischen London gelungen war:

    „Ein scheußlicher Mord wurde heute Morgens in Ottakring entdeckt.
    Das Verbrechen erinnert in der Art der Ausführung an die Thaten des Londoner Frauenmörders Jack, des Aufschlitzers“.

    Am Morgen des 27. Dezember 1898 besuchte Wilhelmine Tintner ihre Schwester Franziska Hofer in deren Wohnung im 16. Bezirk, um ihr eine Jacke zu borgen.
    Sie betrat die halbdunkle Wohnung und prallte entsetzt zurück.
    Ihre Schwester lag nackt in ihrem Blute auf dem Diwan des Zimmers, die Arme leicht in die Hüften gestemmt – ein Hinweis, dass sie erst nach ihrem Tode so hingelegt wurde.

    Sie war professionell mit einem Schnitt vom Brustbein bis zu den Oberschenkeln aufgeschlitzt worden.

    Weitere Details erspare ich euch hier. Dieser Mord wurde als Lustmord eingestuft, obwohl auch einige Effekten fehlten (Schuhe, Ohrgehänge, weiße Strümpfe).

    Jedenfalls schien der Täter genaue medizinische Kenntnisse gehabt zu haben.

    Die 41jährige Franziska Hofer war sittenpolizeilich registriert, da sie in Ermangelung eines anderen Dienstpostens eine Stelle als Kassierin in einem Hernalser Nachtcafé angenommen hatte. Eine Zeitlang war sie nach Deutschland ausgewandert, ehe sie wieder zurück nach Wien ging.

    Auszug Illustriertes Wiener Extrablatt:

    In der Haymerlegasse Nr. 27, in Ottakring, einem alten Hause, wohnt seit drei Jahren die unter sittenpolizeilicher Controle stehende 41-jährige Francisca Hofer. Die Wohnung des Mädchens besteht aus einem Cabinet, das vom Gang aus separiert ist, so daß das Mädchen stets direct vom Gange im ersten Stocke seine Wohnung betreten konnte. Heute Morgen gegen halb 9 Uhr wollte die, in der Nähe wohnende Schwester der Hofer diese besuchen. Sie fand die Thür offen und betrat das Cabinet, um sofort einen fürchterlichen Schrei auszustoßen ...

    Auch wenn sich angebliche Täter einige Male mit diesem Mord brüsteten und obwohl nach zwei Wochen alle geraubten Effekten in einem Hernalser Rinnsal gefunden wurden, konnte der eigentliche Mörder – eine weitere Parallele zum Londoner ‚Aufschlitzer‘ nie gefunden werden.

    Hm ... war es ein Nachahmungstäter oder doch Jack the Ripper persönlich, der auf einem Besuch in Wien war?
    Nun, das werden wir wohl nicht mehr erfahren.

    [[File:Mord In Ottakring-1898.jpg|left|fullsize]]


    Anmerkung:

    Effekten:
    bewegliches Habe, Habseligkeiten


    Quellen:
    Wiener Kriminalchronik (von Max Edelbacher und Harald Seyrl) 1. Auflage 1993 – S. 90 – ISBN 3-7046-0421-6

    ANNO – historische Zeitungen und Zeitschriften

    Hans Veigl MORBIDES WIEN, ISBN 978-3-205-79576-6

  • Der BlautopfDatum06.10.2019 14:01
    Foren-Beitrag von A. C. Greeley im Thema Der Blautopf

    Was für ein anschaulicher, interessanter Bericht. Da hat man gleich Lust auch dort hinzureisen und sich den 'Blautopf' sowie die schöne, alte Gegend selbst anzuschauen. Sehr schön und wunderbar berichtet! Deutschland hat so einiges zu bieten!

    LG,
    Agnete

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