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01. Eine besondere Begegnung

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07.02.2019 19:54
von muglsabine2016 • 273 Beitr�ge | 1537 Punkte

Eine besondere Begegnung
by Sabine Siebert

Es war eine d�stere Novembernacht und ich allein im Haus. Der Hund hatte schon ein paar Mal angeschlagen, bis er gegen Mitternacht endlich Ruhe gab.
Ich w�lzte mich im Bett hin und her, h�rte das alte Haus �chzen und knarren.
Gerade als ich dennoch kurz eingeschlafen war, holte mich unerwartete Helligkeit schon wieder aus dem Schlummer. Ich riss meine Augen auf und pl�tzlich waren da funkelnde, gl�serne Vierecke mitten im Raum.
Sie schwebten circa drei�ig Zentimeter oberhalb des Teppichs und erleuchteten den ganzen Raum so sehr, dass deren Licht mir in den Augen brannte. Ruckartig fuhr ich hoch und schwang meine Beine aus dem Bett. Doch kaum da meine F��e den Boden ber�hrten, wurde mir dieser gef�hlt, auch schon wieder unter den F��en fortgezogen. Doch so war es nicht, stattdessen war ich es selbst, was da zu den fremdartigen Spiegelst�cken gezogen wurde.
Erschrocken hielt ich dagegen, doch die andere Kraft war st�rker. Da schloss ich meine Augen und ergab mich hilflos, sp�rte wie ich immer tiefer ins Zentrum dieses Licht's gesogen wurde.
Pl�tzlich st�rzte ich ab. Fiel unaufhaltsam immer tiefer und tiefer, ehe ich auf weichem Boden landete und alles abrupt endete.
Unerwartete Stille umgab mich nun. Minutenlang verharrte ich reglos, versuchte zu begreifen was geschehen war und begriff doch nichts.
Jetzt erst �ffnete ich meine Augen vorsichtig. Was ich da sah, konnte ich aber auch nicht glauben.
Doch offensichtlich lag ich auf einer Wiese und hohe Gr�ser versperrten mir die Sicht. Wo war ich?
Langsam richtete ich mich auf und blickte unsicher um mich.
Ich befand mich auf einer Lichtung. Ringsum wuchsen gelbe und blaue Glockenblumen, sowie ich sie aus meiner Kindheit noch in Erinnerung hatte, wenn ich meine Ferien auf dem Bauernhof der Gro�eltern verbrachte. Und vor mir, in circa drei�ig Metern Entfernung, begann ein Laubwald.
Ich erkannte Eichen, Linden und Buchen. Hinter mir erblickte ich einen H�gel. Er lag n�her, also beschloss ich dorthin zu gehen und erhob mich vorsichtig.
Vielleicht w�rde ich von dort aus etwas mehr erkennen.
Ich war geradewegs aus dem Bett auf dieser Lichtung gelandet und trug daher nur mein langes, wei�es Nachthemd. Barfuss lief ich also durch das Gras, das mich kitzelte. Nach wenigen Minuten erreichte ich die Erhebung.
Hier wurde das Gras etwas k�rzer.
Aufeinmal erhaschte ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung am rechten Wiesenrand. Als ich dann direkt in diese Richtung blickte, sah ich nur einen gro�en Vogel. Neugier verdr�ngte meine Angst und schon folgte ich dem Tier hinten nach. Als ich n�her kam, �hnelte der gro�e Vogel immer mehr einem Kondor.
So einen Vogel kannte ich bisher nur aus dem Tierpark und er schien etwas erbeutet zu haben. Doch, was immer es war, es schien zu schwer zu sein, als dass sich der Vogel damit in die L�fte h�tte erheben k�nnen.
Als ich daraufhin noch n�her an diesen Vogel herankam, erkannte ich ein Kind in dessen Klauen.
Schockiert sprintete ich sofort los und kreischte mit wildgestikulierenden Armen den Raubvogel aus Leibeskr�ften an: �Lass es los! Verschwinde!�
Erschrocken flog der Kondor schlie�lich ohne Beute davon.
Als ich dann direkt vor dem Kind in die Kniee ging, erkannte ich auch, dass es ein kleiner immer noch zutiefst ver�ngstigter Junge war.
Ich wollte ihn gerade in die Arme nehmen und tr�sten, doch da erstarrte ich. Denn dieser kleine Junge im Gras, war ganz klar kein Mensch, kein normales Kind, sondern glich einem Fabelwesen.
Auf seinem Kopf wuchs ein rotblonder Schopf. Darunter blitzten kleine spitze Ohren hervor, denen die Ohrl�ppchen fehlten.
Ich blickte in ein freundliches, rundes Gesicht mit einer Stupsnase, auf deren Mitte ein schwarzer Fleck sa�.
Es streckte mir seine Hand mit vier langen Fingern und einem knubbeligen Daumen entgegen. Seine F��e steckten in dunklen Mokassins, eine schwarzrot karierte Hose bedeckte die Beine des Kleinen und ein d�nnes rotes Hemd seinen schm�chtigen Oberk�rper.
Wo die Vogelkrallen zugeschlagen hatten, war die Kleidung jedoch zerrissen und dunkles Blut sammelte sich dort an mehreren Stellen.
Dennoch l�chelte mich der fremdartige Junge jetzt an.
Ein Fl�stern drang an mein Ohr.
�Eknad. Tsib ud enie eef?�, sprach er leise, doch ich verstand leider nichts. Da versuchte er aufzustehen, war jedoch viel zu schwer verletzt.
Kurzerhand riss ich den unteren Rand meines Nachthemdes ab und verband notd�rftig aber schnell seine Wunden.
Er nickte mir zu, deutete mit dem Mittelfinger auf seine Brust und hauchte: �Cat.�
War das sein Name?
�Melanie�, antwortete ich und fragte dann. "Wo lebst Du?"
Er schien mich zu verstehen und deutete auf den Laubwald.
Ich l�chelte.
"Dann bring ich dich jetzt nachhause."
Das kleine Gesch�pf nickte und l�chelte wieder.
Vorsichtig hob ich Cat auf meine Arme. Er war leicht, wog h�chstens zw�lf Kilo.
Ich trug ihn den H�gel hinunter, �ber die hochstehende Wiese, vorbei an der Stelle, an der selbst ich erst kurz zuvor hier gelandet war und erreichte schon bald den Waldrand. Nach einer weiteren viertel Stunde Fu�marsch durch die dichtstehenden B�ume, gelangten wir zu mehreren m�chtig gro�en Baumst�mmen. Da bedeutete mir Cat stehen zu bleiben und ihn auf den moosbedeckten Waldboden abzulegen, ehe er den Ruf eines Uhus nachahmte.
Schlie�lich raschelte es auch schon von �berall her aus dem Unterholz und den Str�uchern ringsum.
Innerhalb von Sekunden war ich von sieben Gestalten umringt, die allesamt Cat glichen. Sie schienen aus den St�mmen zu kommen und streckten nun die Arme nach Cat aus.
Er redete wieder in dieser f�r mich unverst�ndlichen Sprache mit Seinesgleichen. Doch ich konnte von den Gesichtern der kleinen Fabelwesen dennoch zuerst Angst, dann Erstaunen und letztendlich gro�e Freude ablesen.
Eine Frau mit pechschwarzen, gekr�uselten Haaren, die mir h�chstens bis zu den H�ften reichte, umarmte mich nun und sagte immerzu: �Eknad, eknad�.
Die anderen stimmten ein.
Schlie�lich trat auch ein Greis an Cat heran und beugte sich zu ihm hinunter. Er war wie der Junge gekleidet, trug am G�rtel jedoch eine Moostasche mit. Dieser entnahm er nun getrocknete Gr�ser und Kr�uter.
Die Frau mit den pechschwarzen Haaren reichte ihm jetzt ein T�pfchen. Als er es �ffnete, stieg mir sofort ein Duft nach Kamille in die Nase.
Mit geschickten H�nden legte der greise Heiler, wie ich vermutete, dem Jungen neue Verb�nde an. Viele Umstehende richteten daher nun ihre Blicke auf das greise M�nnchen. Viele der J�ngeren jedoch, musterten mich aus staunenden Augen.
Ein M�dchen ber�hrte sch�chtern meine Hand, zog sich aber sogleich wieder zur�ck. Auch sie hatte einen schwarzen Fleck auf der Nasenspitze und lange Finger. Sch�nes, dunkelbraunes Haar fiel ihr auf die Schultern. Ihre wei�e Bluse steckte in einem schwarzrot karierten Rock.
Mittlerweile hatte der Heiler seine Arbeit erledigt.
�Tckap na�, sagte er, schon halfen zwei M�nner Cat behutsam auf die Beine und st�tzten ihn.
Die Frau mit den schwarzen Haaren, die ich inzwischen als Mutter von Cat erkannt zu haben glaubte, ergriff meine Hand und zog mich sanft mit sich. Vor einem der gro�en St�mme blieb sie stehen und klopfte zweimal leicht mit der Hand dagegen.
Da schwang nun eine bisher unsichtbare T�r nach innen auf.
Sie ging voraus und bedeutete mir, den Kopf einzuziehen. Da stand ich pl�tzlich in einer runden Halle, die von etlichen Kerzen erhellt wurde. In der Mitte befand sich eine kamin�hnliche Feuerstelle. Ein Tisch mit vier St�hlen an einer Wand und ein paar Kommoden sowie Schr�nke stellten das Mobiliar an einer anderen Wand dar. Gleich daneben befand sich auch eine kleine Bettstelle. Hinter dunklen Vorh�ngen vermutete ich weitere R�ume. Eine Treppe f�hrte in den oberen Stock. Ich konnte trotz meiner Gr��e von 1,70m bequem stehen.
Die Helfer des Heilers folgten nun mit Cat nach und legten ihn vorsichtig auf die Bettstelle.
Dann verabschiedeten sie sich mit einem: �Netug Dneba�.
Cat's Mutter dr�ckte mich auf einen Stuhl, der eigentlich um einiges zu klein f�r mich war.
Sie setzte sich mir gegen�ber, tippte sich selbst an die Brust und sagte: �Mairim.�
Ich zeigte auf sie und fragte: �Du bist Mairim?�
Sie nickte.
�Ich bin Melanie.�
�Melanie�, wiederholte sie langsam und lang gezogen.
Ihre Stimme klang sanft und warm.
�Ci ecam eet�, meinte sie dann.
Mit diesen Worten stand sie auf, holte aus einem der Schr�nke drei Tassen, ging zu dem Kessel auf der Feuerstelle und f�llte die Tassen mit Wasser, vermutete ich. Sie musste wohlriechende Kr�uter in die Becher getan haben, denn die Fl�ssigkeit verstr�mte nun einen wunderbaren Duft.
Eine Tasse brachte sie dem Verletzten. Ich folgte ihr und kniete mich auf den Boden zu Cat, der sofort nach meiner Hand griff und erneut murmelte: �Eknad.�
Ich l�chelte ihm aufmunternd zu.
Da legte mir Mairim ihre schmale Hand auf meine Schulter. Als ich zu ihr hoch blickte, l�ste sie schlie�lich eine Kette von ihrem Hals und schlang diese stattdessen um mein Handgelenk. Das Armband schimmerte hell, fast wei� und der Anh�nger zeigte eine Fee.
�Ich kann das nicht annehmen, Mairim�, wehrte ich mich.
Doch sie nickte und sagte nur: �Ud tsib enie eef�, dabei zeigte sie zuerst auf den Feenanh�nger aus feinem Metall und dann auf mich.
Dann reichte sie auch mir so einen Becher, mit Tee, wie ich annahm.
�Dnu tztej Knirt�, sagte sie und bedeutete mir zu trinken.
Ich nickte und gehorchte.
Das lauwarme Gebr�u schmeckte s�� und aromatisch. Kurz darauf sp�rte ich ein wohliges Kribbeln im Bauch und wurde sehr m�de, gefolgt von einer angenhemen Schwere in meinen Gliedern. Schlie�lich musste ich auch schon g�hnen und hatte bald M�he meine Augen noch offen zu halten.
Ich sp�rte aber noch, wie sich Cats Griff lockerte, als er scheinbar eingeschlafen war und lauschte noch seinem leisen, kaum h�rbaren aber gleichm��igen Atem. Ich wehrte mich noch etwas gegen meinen eigenen pl�tzlichen Schlaf, verlor den Kampf jedoch und triftete bald wogend davon, wohin auch immer.

Ein penetrantes Klingeln riss mich aus tiefen Schlaf.
Ich schrak hoch, sah mich verwirrt um und stellte �berrascht fest, dass ich mich in meinem Bett, in meinem Schlafzimmer befand.
Die Sonne drang sanft durch die geschlossenen Vorh�nge und tauchte den Raum in ein warmes, freundliches Licht.
�Eknad", murmelte ich da und dachte noch an den seltsamen Traum, der mich vergangene Nacht offensichtlich heimgesucht hatte.
Immer noch verwirrt sch�ttelte ich meinen Kopf, ehe ich mich aus dem Bett schwang.
Beim Anblick meiner nackten F��e erschrak ich. Sie waren schmutzig, �ber und �ber mit dunkler Erde und Grasflecken bedeckt. Da fiel mein Blick auch schon auf mein Handgelenk und auf Mairim's Armband mit dem filigranen Feenanh�nger.

zuletzt bearbeitet 01.04.2020 14:52 | nach oben springen